Hamburg. Vor dem Heimspiel gegen Hannover 96 setzen die HSV-Fans ein klares Zeichen beim Thema Tickets. Wie reagiert der Club?
So ein deutliches Statement gab es auf der Nordtribüne des Volksparkstadions lange nicht mehr zu lesen. „Fußball muss bezahlbar sein“, stand vor dem Heimspiel gegen Hannover 96 (6:1) auf einem riesigen Banner, das fast über die gesamte Nordseite reichte. „Ticketpreise senken“, hieß es auf einem zweiten Transparent darunter. Selbst die treuesten Fans sind mittlerweile genervt von den teuren Tickets bei den HSV-Heimspielen.
Für das Heimspiel gegen den FC St. Pauli kostet ein Ticket in der teuersten Kategorie 99 Euro zuzüglich fünf Euro Bearbeitungsgebühr. An der Spitze ergibt das 104 Euro für ein Derby-Ticket. Für die aktive Fanszene ist hiermit eine Grenze erreicht.
„Willkommen im teuersten Zweitliga-Zirkus der Welt“, „Schämt euch“, „Kein Hunni fürn Sitzer“, „War das mit Aufstellen für Europa gemeint?“ Sätze, die sich für die HSV-Verantwortlichen wie schallende Ohrfeigen anfühlen dürften. Auch die Ultras von Hannover 96 beteiligten sich am Protest. „Für diese Ticketpreise kann man ein Feuerwerk erwarten“, stand auf einem Banner in der Gästekurve. Und so kam es dann auch. Minutenlang brannten die Anhänger der Niedersachsen vor dem Anpfiff ein Feuerwerk ab und schossen Leuchtraketen in den Himmel.
HSV-Fans veröffentlichen Stellungnahme gegen Ticketwucher
Der Förderkreis „Nordtribüne Hamburg“ hatte bereits am Tag vor dem Spiel eine Stellungnahme veröffentlicht. „Es entsteht der Eindruck, als solle die auch vom neuen Finanzvorstand so hochgelobte und angepriesene deutschlandweit einzigartige Treue der HSV-Fans gnadenlos ausgenutzt werden“, schreiben die Fans. Eine scharfe Spitze Richtung Finanzvorstand Eric Huwer.
„Sitzplatzpreise von bis zu 104 EUR sind in keiner Weise fair noch sozialverträglich – sie sind einfach nur inakzeptabel und nicht hinnehmbar! Das Preisniveau der Tickets bewegt sich somit auf einem Niveau, welches sonst von Vereinen des europäischen Spitzenfußballs ausgerufen wird“, heißt es weiter. Selbst die beiden deutschen Spitzenclubs FC Bayern und Borussia Dortmund böten eine „sozialverträglichere Preisstruktur“ an.
Die Sorge der HSV-Fans: „Diese Preispolitik führt mittel- bis langfristig zu gravierenden selbst gemachten Problemen. Insbesondere junge Fans und Familien sind es, die sich den Stadionbesuch in finanziell ohnehin angespannten Zeiten einfach nicht mehr leisten können.“
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Der HSV hat bislang noch nicht auf die Proteste reagiert. Das Spiel gegen Hannover 96 war am Sonnabend erneut ausverkauft. Und auch die Tickets für das Stadtderby gegen St. Pauli waren innerhalb weniger Minuten vergriffen – trotz der hohen Preise.