Hamburg. Sperre für HSV-Trainer nach Roter Karte. Was bleibt haften? Seinen Charakter wird Walter nicht ändern. Aber er sollte Hilfe bekommen.
Im Fußball ist häufig von Respekt die Rede: vor dem nächsten Gegner oder gegenüber dem eigenen Team (wenn Spieler zu spät kommen). Selten aber, wenn es um Schiedsrichter geht. Diesen nötigen Respekt ließ Tim Walter vermissen, als der HSV-Trainer nach seiner Roten Karte in Karlsruhe dringend noch etwas bei Christof Günsch loswerden wollte und dem Schiedsrichterassistenten mehrfach mit seinem rechten Zeigefinger auf dessen Brust tippte. Eine Autoritätsgeste, um zu unterstreichen: Ich weiß es besser als du.
Jeder, der die Bilder im TV sah, wusste sofort: Das hat ein Nachspiel für Walter, weil der Deutsche Fußballbund die Unparteiischen schützen muss und auch soll. Dass dem 47-Jährigen ein Fehler unterlaufen ist, wusste er selbst kurz darauf und entschuldigte sich. Vielleicht gab es wegen der schnellen Reue nur ein Spiel Sperre.
HSV-Coach Walter kann ein Team vereinen
Strafmildernd hatte sich dagegen sicher nicht ausgewirkt, dass Walter wohl übel von KSC-Fans provoziert oder beleidigt worden war. In der Beurteilung der Öffentlichkeit sollte aber niemand vergessen, in welcher Extremsituation sich Trainer während eines Profispiels befinden und nicht in die Doppelmoralfalle tappen. Jeder Fußballfan wünscht sich authentische, emotionale und auch empathische Trainer, die eine Gruppe so hinter sich vereinen können, wie es Walter gelingt.
Was bleibt? Der HSV-Coach hat nach seiner Grenzverletzung seine Strafe bekommen, und damit ist es auch gut. Seinen Charakter ändern wird er nicht – und soll er auch nicht. Sinnvoll wäre es aber, ein Versäumnis zu beheben und für solche Fälle eine Art „Aufpasser“ auf der Bank zu ernennen, der Walter künftig in Extremsituationen vor sich selbst schützt und ihn aus der Gefahrenzone bringt. Schnell.