Hamburg. Die Zeit drängt, um den Streit um Aufsichtsrätin Lena Schrum beizulegen. Ohne Einigung droht dem Verein ein peinliches Szenario.

Die Person, um die es am Freitagvormittag beim Versöhnungsgipfel der HSV-Aktionäre auf dem Vereinsgelände in Norderstedt in erster Linie geht, wird gar nicht anwesend sein. Lena Schrum, 32 Jahre jung, Ex-Fußballerin, Wahl-Berlinerin und je nach Gesprächspartner eine hervorragende HSV-Aufsichtsrätin oder eine Unruhestifterin.

HSV-Aufsichtsratschef Jansen hat sich gegen Lena Schrum positioniert

Die einen (alle Klein-Aktionäre mit Ausnahme von Thomas Wüstefeld) sind begeistert von der Gründerin der Nachhaltigkeitsplattform Aware und wollen Schrum unbedingt im Kontrollgremium halten. Die anderen (in erster Linie HSV-Präsident Marcell Jansen) wirft der früheren Abwehrspielerin zu viele offensive Vorstöße im Aufsichtsrat vor und kann sich eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr vorstellen.

Dass nun ausgerechnet die als ausgleichend geltende Netzwerkerin als personifizierte Frontlinie herhalten muss, hätte sich Schrum auch nicht erträumt. Fakt ist aber, dass nach dem freiwilligen Rückzug von Detlef Dinsel, um den es auf der vergangenen Hauptversammlung gekracht hatte, nun vor allem ihre Person beim als Friedensgipfel titulierten Treffen der HSV-Aktionäre im Fokus steht. Schrum oder nicht Schrum – das ist hier die Frage.

Eine Entscheidung drängt. Der aktuelle Aufsichtsrat (mit den Noch-Kontrolleuren Andreas Peters und Lena Schrum) ist nur noch bis zum 28. Februar im Einsatz. Sollte bis dahin keine abgestimmte Neubesetzung des Kontrollgremiums verabschiedet werden, droht dem HSV der „Shutdown“. Längst ausgehandelte Vertragsverlängerungen (zum Beispiel mit Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch oder mit Bald-Sportdirektor Claus Costa) könnten nicht unterzeichnet werden.

Aktionärsgipfel: Wie könnte eine Lösung im Sinne des HSV aussehen?

Dieses Szenario, das an Peinlichkeit nicht zu überbieten wäre, soll unbedingt verhindert werden. Deswegen gilt es als wahrscheinlich, dass sich die Aktionäre zwar stark für Schrum aussprechen, man sich nach langen Diskussionen aber auf einen Interims-Aufsichtsrat mit vorerst nur sechs statt sieben Teilnehmern (mit den Neuzugängen Henrik Köncke und Stephan von Bülow, ohne Schrum) einigt – und diesen auf der Hauptversammlung am Montagvormittag verabschiedet. Möglicher Teil der Einigung: Der weiterhin von den Aktionären schwer kritisierte Marcell Jansen verzichtet auf den Vorsitz.

Jansen hätte durch die 75,1-Prozent-Mehrheit des e.V. zwar die Möglichkeit, ohne Zustimmung zu entscheiden. Allerdings ist er bei der geplanten Umwandlung in eine KGaA auf das Wohlwollen der Aktionäre angewiesen. Sollte nur ein Anteilseigner dagegenstimmen, wäre eine Rechtsformänderung gescheitert.