Hamburg. Vorm Topspiel in Heidenheim spricht der HSV-Coach über Dompé, Mikelbrencis und den Fall Vuskovic. Seine Startelf muss er umstellen.
Die Enttäuschung über seine Franzosen war Tim Walter auch mit vier Tagen Abstand noch anzumerken. „Ich versuche meinen Jungs beizubringen, dass sie zu Fehlern stehen, genau wie auf dem Platz. Und das heißt, dass sie hätten dableiben sollen. Aber wir können nicht alles regeln, was außerhalb des Platzes passiert“, sagte der HSV-Trainer am Freitag über die folgenschwere Autofahrt von Jean-Luc Dompé und William Mikelbrencis.
Die beiden Profis stehen im Verdacht, sich am Montagabend ein illegales Autorennen geliefert zu haben, das in einem schweren Unfall Dompés auf St. Pauli endete. Anschließend hatten sie sich vom Unfallort entfernt. Dass keine Menschen zu Schaden kamen, ist wohl nur ein glücklicher Zufall.
HSV-Trainer Walter würde Unfallfahrer Dompé spielen lassen
„Wir haben die Jungs hart bestraft“, sagte Walter nun, „alles andere werden die Gerichte entscheiden.“ Dompé, der anders als Mikelbrencis selbst am Steuer gesessen haben soll, hatte sich nach 24-stündiger Suspendierung am Mittwoch vor Mannschaft und Medien entschuldigt – auf eigenen Wunsch, wie Walter betonte. HSV-Sportvorstand Jonas Boldt habe klargemacht, dass dieses Verhalten nicht akzeptabel sei.
Auf eine Suspendierung Dompés verzichtete der HSV, obwohl dem Linksaußen sogar eine Haftstrafe droht. „Von unserer Seite ist die Sache damit geregelt. Wenn er sich sportlich qualifiziert, darf er am Wochenende auch ran“, sagte der Trainer. Im Spitzenspiel beim 1. FC Heidenheim am Sonnabend (20.30 Uhr/Sport1 und Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) auf seinen formstärksten Angreifer zu verzichten, darauf würde es Walter dann doch nicht ankommen lassen.
Auch wenn für den linken Flügel Sonny Kittel bereitstünde. Der Edeltechniker war beim 2:0-Sieg in Rostock erstmals in dieser Saison nicht zum Einsatz gekommen. Inzwischen habe Kittel den geplatzten Wechsel in die Wüste verarbeitet, versicherte Walter: „Ich bin sehr glücklich, dass er gut trainiert hat und mit der Situation klarkommt. Er ist wieder der alte Sonny.“
HSV-Innenverteidiger David fällt wohl aus – Montero vor Debüt
Umstellen muss Walter in der Defensive. Innenverteidiger Jonas David (Hüftprellung) konnte auch am Abschlusstraining nicht teilnehmen und übte stattdessen auf einem Nebenplatz mit Reha-Coach Sebastian Capel. Damit dürfte Winter-Neuzugang Javi Montero in Heidenheim zu seinem ersten Pflichtspiel für den HSV kommen.
Jonas Meffert (Knieprobleme) kehrte am Freitag dagegen auf den Trainingsplatz zurück. Einen natürlichen Ersatz für den Mittelfeldspieler gäbe es im Kader nicht. Walter ließ in der Frage bewusst Interpretationsspielraum: „Vielleicht müssen wir es auf mehrere Schultern verteilen.“ Ludovit Reis und Laszlo Benes kämen infrage, möglicherweise rücke auch Innenverteidiger Sebastian Schonlau auf die Sechs auf.
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Letzteres würde Walter aber wohl nur riskieren, wenn ihm ein anderer Stammspieler für die Innenverteidigung zur Verfügung stünde. Aber Mario Vuskovic muss sich derzeit wegen Dopingverdachts vor dem DFB-Sportgericht in Frankfurt verantworten.
HSV-Profi Vuskovic des Dopings überführt? Walter hat „berechtigte Zweifel“
Dass die Verhandlung nun in die Verlängerung geht, lässt Walter auf einen Freispruch für den Kroaten hoffen, mit dem er weiterhin in Kontakt sei. „Es gibt berechtigte Zweifel“, sagte Walter. „Offenbar läuft da auch nicht alles so professionell, wie man es sich vorstellt.“
Das immerhin ist ein kleiner Trost in diesen komplizierten HSV-Zeiten.