Hamburg. HSV-Franzosen sind zurück im Teamtraining. Hochmoderne Technik in Dompés BMW soll die Frage nach einem illegalen Rennen aufklären.

Um 14.19 Uhr trat Jean-Luc Dompé am Mittwochnachmittag vor die Kameras und bat um Entschuldigung. Der Franzose wollte sich nach seinem Autounfall persönlich stellen. „Ich bin sehr enttäuscht. Es war ein großer Fehler. Es tut mir sehr leid für den Club, für die Fans, für das Team“, sagte der 27-Jährige auf Englisch und mit stockender Stimme, während seine Teamkollegen im Hintergrund mit der Vorbereitung auf das Topspiel beim 1. FC Heidenheim am Sonnabend (20.30 Uhr/Sky) begannen.

Dompé, das hatte der HSV zuvor in einer Mitteilung bekannt gegeben, durfte genauso wenig am Mannschaftstraining teilnehmen wie sein Mitspieler, Freund und Landsmann William Mikelbrencis (18). Beide hatten zuvor schon in der Kabine vor der Mannschaft um Entschuldigung gebeten. „Jetzt gilt es, fokussiert zu bleiben auf das nächste Spiel am Wochenende“, sagte Dompé auf dem Trainingsplatz in Trainingsklamotten.

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HSV bestraft Dompé und Mikelbrencis für Unfall

Am Donnerstagvormittag stiegen Dompé und Mikelbrencis nach eintägiger Denkpause zwar wieder ins Mannschaftstraining ein. Nachdem Dompé am Montagabend auf der St. Pauli Hafenstraße einen schweren Verkehrsunfall verursacht hatte und zusammen mit Mikelbrencis vom Unfallort geflüchtet war, wurden die beiden vom HSV mit einer hohen Geldstrafe sanktioniert.

Kann schon wieder lachen: Jean-Luc Dompé während der Trainingseinheit am Donnerstagvormittag.
Kann schon wieder lachen: Jean-Luc Dompé während der Trainingseinheit am Donnerstagvormittag. © Witters

Der HSV hofft auf die Einsicht der beiden Freunde. Dass Trainer Tim Walter von einer internen Sperre absieht, könnte auch mit den Verletzungssorgen zu tun haben. Jonas David und Jonas Meffert konnten am Donnerstag erneut nicht mit der Mannschaft trainieren. David hat in Rostock eine Hüftprellung erlitten, Meffert plagen Knieprobleme. Ihr Einsatz entscheidet sich am Freitag

Dompé war mit seinem 510 PS starken BMW M3 um 21.30 Uhr stadteinwärts mit überhöhter Geschwindigkeit von der Straße abgekommen und in eine Bushaltestelle gekracht. Wie durch ein Wunder zog er sich nur eine Handverletzung zu.

Möglicherweise hatte sich Dompé zuvor ein illegales Autorennen geliefert, bei dem auch Mikelbrencis als Beifahrer dabei war. In dem gelben Mercedes-AMG A 35, der auf Mikelbrencis zugelassen ist, sollen die zwei nach dem Unfall zusammen mit einem Tunesier davongefahren sein.

Dompé und Mikelbrencis mussten zum HSV-Rapport

„Wir haben mit Jean-Luc und William gesprochen und beiden unmissverständlich gesagt, dass wir ihr Verhalten für absolut verantwortungslos halten und sie eine entsprechende Sanktion in Form einer empfindlichen Geldstrafe erwartet“, sagte Jonas Boldt.

Der Sportvorstand, der die beiden bereits am freien Dienstag zum Rapport auf die Geschäftsstelle bestellt hatte, betonte, „dass wir einen deutlichen Lerneffekt bei beiden Spielern erwarten. Wir sind sehr froh, dass es zu keinem Personenschaden gekommen ist und sich niemand ernsthaft verletzt hat. Beide sollten schleunigst aus ihren Fehlern lernen und müssen diese verantworten“, so Boldt.

Jung, schnell, modebewusst: Jean-Luc Dompé (li.) und William Mikelbrencis.
Jung, schnell, modebewusst: Jean-Luc Dompé (li.) und William Mikelbrencis. © Leonie Horky/Witters

Dompé behauptete, seine Frau sei gefahren

Abgeschlossen ist der Fall damit aber noch lange nicht, schon gar nicht für die Ermittlungsbehörden. Nicht nur für das vorläufige Strafmaß des HSV wird am Ende entscheidend sein, wie das Urteil der Staatsanwaltschaft ausfällt. Dabei wird es primär um die Frage gehen, ob es sich tatsächlich um ein illegales Autorennen gehandelt hat. Dompé, den die Polizei bereits um 22 Uhr in dessen Wohnung in der Innenstadt gemeinsam mit Mikelbrencis angetroffen hatte, soll gegenüber den Beamten zunächst bestritten haben, den Wagen selbst gefahren zu sein.

Allein am BMW M3 des HSV-Profis Jean-Luc Dompé entstand durch den Unfall an der Hafenstraße ein Schaden von rund 120.000 Euro.
Allein am BMW M3 des HSV-Profis Jean-Luc Dompé entstand durch den Unfall an der Hafenstraße ein Schaden von rund 120.000 Euro. © TV News Kontor

Nach Abendblatt-Informationen soll er sogar behauptet haben, dass seine Frau am Steuer gesessen habe. Zeugen, die vor dem Unfall lautes Motorengeheul gehört hatten, sagten jedoch aus, dass nur ein Mann den zerstörten BMW verlassen hat. Und auch Dompé selbst dürfte nicht lange bei seiner Behauptung geblieben sein, wie seine Entschuldigung deutlich machte. Der Flügelstürmer wurde tatsächlich von seiner Frau gefahren – allerdings nur am Mittwoch zum Volkspark. Seinen Führerschein hat er zwar noch, seinen Wagen aber nicht mehr. Von den 150.000 Euro Gesamtschaden gehen alleine 120.000 Euro auf seinen zerstörten BMW.

Dompés Unfall: Anzeichen für illegales Rennen?

Dompé soll dem HSV jedoch glaubhaft versichert haben, dass es kein Rennen gewesen sei, sondern lediglich ein Unfall aufgrund der glatten Straße. Ob es sich um ein illegales Autorennen gehandelt hat, ermitteln nun die Polizei und die Staatsanwaltschaft.

Helfen wird den Behörden die Tatsache, dass sich durch die hochmoderne Technik bei Dompés Auto leicht aufklären lässt, mit welcher Geschwindigkeit er wann und wo unterwegs gewesen ist. So werden die Ermittler schnell nachvollziehen können, ob es sich um ein Rennen gehandelt habe oder nicht.

Von einem illegalen Autorennen spricht man laut Verkehrsvorschriften bereits, wenn „Fahrzeuge unerlaubt auf einer längeren Strecke gegeneinander fahren“ oder bei einem „Beschleunigungsrennen von Ampel zu Ampel“. Gemäß Paragraf 315d des Strafgesetzbuchs gibt es in der Theorie auch das Rennen gegen sich selbst, wenn man rücksichtslos mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs ist. Die Ermittlungen dürften aber noch Monate dauern.

Wer Jean-Luc Dompé beim HSV ersetzen könnte

Ob es nun ein Autorennen war oder nicht: Für das Aufstiegsrennen des HSV kommt der Vorfall zur Unzeit. Nach zwei Siegen in zwei Spielen nach der Winterpause steht der Club trotz aller Brandherde hinter den Kulissen sportlich gut da. Und Dompé hat genau die Erwartungen erfüllt, die der HSV in ihn gesetzt hatte. Ein schneller Eins-gegen-eins-Spieler, der über die Flügel Tempo macht und Stürmer Robert Glatzel in Szene setzen kann. Diese Kombination hat schon einige Male funktioniert.

Sollte Dompé in Heidenheim fehlen, könnte Ransford Königsdörffer über Linksaußen stürmen. Der 21-Jährige braucht für sein Spiel aber mehr Platz. Auch Sonny Kittel könnte die Rolle einnehmen. Er hat über die linke Seite schon viele Tore vorbereitet. Doch Kittel wirkt nach seinem geplatzten Wechsel unglücklich. Beim Spiel in Rostock kam der 30-Jährige gar nicht zum Einsatz und ließ seine Enttäuschung hinterher heraushängen.

Gut möglich, dass aber auch Dompé schon sehr zeitnah wieder Gas gibt – dann aber nur noch auf dem Fußballplatz.