Hamburg. Der Transfer des HSV-Linksverteidigers zu Kansas City ist perfekt. Doch noch sind einige Formalitäten zu erledigen.

Dass Tim Leibold am Wochenende beim HSV fehlte, fiel fast schon nicht mehr auf. Für ganze 126 Spielminuten ist der einst unverzichtbare Linksverteidiger in dieser Zweitligasaison zum Einsatz gekommen. Beim Testspiel am Sonnabend in Köln (0:4) und beim Hallenturnier am Sonntag in Gummersbach stand er nicht einmal mehr im Kader – aus privaten Gründen, wie es hieß. In Gedanken war er da wohl schon weit weg: im Mittleren Westen der USA.

Künftig wird Leibold (29) für Sporting Kansas City in der Major League Soccer (MLS) auflaufen. Der Verein mit Sitz im Bundesstaat Missouri und Spielstätte im Nachbarstaat Kansas soll dem früheren HSV-Kapitän einen Dreijahresvertrag über insgesamt zwei Millionen US-Dollar angeboten haben.

HSV-Profi Leibold muss in Berlin Arbeitserlaubnis für USA beantragen

Der HSV bestätigte am Dienstagabend den Wechsel. „Mir tut es am meisten leid, dass er das, was er hier anfangen hat, nicht zu Ende bringen kann“, sagte HSV-Trainer Tim Walter. „Wir hatten immer einen engen Austausch, waren immer ehrlich zueinander. Ich habe ihm klar gesagt, dass Miro Muheim im Vortreffen ist. Jetzt hat er die Chance, noch mal was anderes zu machen. Da wollten wir ihm keine Steine in den Weg legen. Ich wünsche ihm nur das Beste, dass er glücklich wird und im Mai mit uns feiern kann.“

Bis zur Abreise nach Kansas, wo Leibold auf den ehemaligen Augsburger Profi Erik Thommy treffen wird, muss der HSV-Profi aber noch einige Dinge organsisieren. Ganz oben auf der Prioritätenliste ist die Arbeitsgenehmigung, die er braucht, um in den USA auflaufen zu können.

Leibold startete beim HSV durch und fiel dann ab

Dafür muss Leibold zur US-Botschaft nach Berlin reisen und einen Berg von Unterlagen vorlegen. Unter anderem muss er ein Arbeitsplatzangebot – sprich das Vertragsangebot von Kansas City – vorzeigen. Die MLS hat die notwendigen Dokumente bereits geschickt. Der ganze organisatorische Aufwand soll bis Ende Januar geklärt sein.

Leibolds Vertrag in Hamburg wäre am Saisonende ausgelaufen. Der Schwabe war 2019 vom 1. FC Nürnberg gekommen und hatte Vorgänger Douglas Santos schnell vergessen lassen. Mit 16 Torvorlagen stieg auf Anhieb zum besten Vorbereiter der 2. Bundesliga auf, erzielte ein weiteres Tor selbst und verpasste nicht eine Spielminute.

In der Folgesaison wurde er zum Kapitän befördert, konnte das Niveau aber nicht halten (29 Einsätze, vier Tore, vier Vorlagen). Im Oktober 2021 kostete ihn dann ein Kreuzbandriss den Großteil der Spielzeit. Körperlich hat sich Leibold davon inzwischen erholt, seinen einstigen Stammplatz auf der linken Abwehrseite aber in der laufenden Saison an Miro Muheim verloren. Anfang Oktober warf ihn zudem noch ein Muskelfaserriss zurück.

Leibolds Marktwert ist nach Schätzung des Portals „Transfermarkt“ von einst vier auf eine Million Euro geschrumpft. Der HSV spart sich nun zumindest Leibolds Restgehalt in Höhe von einigen Hunderttausend Euro.

Muss der HSV auf dem Transfermarkt aktiv werden?

Allerdings müssen die Hamburger möglicherweise einen Teilbetrag reinvestieren. Ohne einen Muheim-Vertreter in die Rückrunde zu gehen, wäre ein großes Risiko. Sollte sich allerdings ein Ersatz für den wegen Dopings gesperrten Innenverteidiger Mario Vuskovic finden, der auch hinten links spielen kann, könnte sich der Club möglicherweise das Geld für eine weitere Neuverpflichtung sparen.

Walter ließ die Frage offen: „Wir haben ja immer gesagt, dass wir auf der Suche nach Verstärkung sind. Ich habe aber noch nie gejammert. Wir kriegen es auch so hin, aber die Saison ist noch lang, ein wenig Quantität kann da sicher helfen.“

Weitere Abgänge wird es derweil nicht geben. Zuletzt waren Spekulationen aufgekommen, dass auch Sonny Kittel, der denselben Berater hat wie Kumpel Leibold, einen Absprung in die USA anstreben könnte. Doch Walter hat einem möglichen Abgang des Spielmachers, dessen Vertrag ebenfalls im Sommer ausläuft, einen Riegel vorgeschoben: „Sonny bleibt da, da würde ich mein Veto einlegen. Alle anderen bleiben.“