Hamburg. Bereits sieben Spieler aus der HSV-Jugend erlebten unter dem Trainer ihr Profidebüt. Weitere könnten in der Rückrunde folgen.
Es ging dann doch schneller als gedacht: Bereits am Dienstagvormittag konnte Elijah Krahn schon wieder mit der Mannschaft des HSV trainieren. Den Auftakt der Rückrundenvorbereitung am Montag hatte der Mittelfeldspieler noch als Randfigur erlebt: Krahn (19) trainierte unter Anleitung von Reha-Coach Sebastian Capel auf einem Nebenplatz.
Bis Krahn zu einer zentralen Figur beim HSV wird, dürfte es noch etwas dauern. Im vergangenen Februar gab der gebürtige Hamburger beim Punktspiel in Darmstadt sein vierminütiges Profidebüt. Seither kam – auch wegen diverser Verletzungen – nur noch ein Kurzeinsatz im DFB-Pokal hinzu. Aber Krahn wäre nicht der erste Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, der sich unter Tim Walter im Zweitligateam etablieren könnte.
Neben Krahn verhalf der Trainer in seiner ersten Saison in Hamburg drei weiteren Eigengewächsen zum Profidebüt: den Mittelfeldspielern Anssi Suhonen (21) und Omar Megeed (17) sowie Linksaußen Faride Alidou (20). Letzterer spielt inzwischen für Eintracht Frankfurt in der Champions League. Den inzwischen nach Paderborn verliehenen Allrounder Maximilian Rohr (27) hat Walter zwar nicht entdeckt, aber von der zweiten zur ersten Mannschaft befördert.
HSV-Trainer Walter gibt Nachwuchs eine Chance
Der Ruf, ein Nachwuchsförderer zu sein, eilte Walter (47) schon vor seiner Hamburger Zeit voraus. Bei seinem Heimatverein Karlsruher SC erwarb er als Jugendtrainer einen derart guten Ruf, dass ihn der FC Bayern gegen eine Ablöse von 200.000 Euro für seine U17 verpflichtete und später zum Trainer der zweiten Mannschaft machte.
Bei Holstein Kiel, 2018/19 seine erste Profistation, führte Walter eine stark verjüngte Mannschaft auf den sechsten Platz der 2. Bundesliga. Anschließend holte ihn der VfB Stuttgart – auch wegen seines „Gespürs für Talente“, wie der damalige Sportdirektor Sven Mislintat schwärmte. Allerdings setzte Walter beim damaligen Bundesliga-Absteiger in der Hinrunde kein einziges Talent ein – und musste im Winter gehen.
Beim HSV gibt Walter der Jugend wieder eine Chance – auch notgedrungen. Vor seiner ersten Saison hatten die Hamburger den Lizenzspieleretat weiter senken müssen. Aus der Not könnte auch in der neuen Spielzeit eine Tugend werden. Stürmer Tom Sanne (18) legte im Oktober bei der 2:3-Heimniederlage gegen Magdeburg eine furiose Zweitliga-Premiere hin: Kaum eingewechselt, gelang ihm sein erstes Tor. Linksverteidiger Bent Andresen (19) sammelte zwei Wochen später beim 3:1-Sieg gegen Regensburg erste Spielminuten, wieder eine Woche später dann Innenverteidiger Valon Zumberi (20) beim 4:2-Sieg zum Hinrunden-Abschluss gegen Sandhausen.
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Weitere Debütanten könnten in der Ende Januar beginnenden Rückrunde hinzukommen. Am Montag durften Torwart Hannes Hermann (17) und Mittelfeldspieler Jesse Kilo (18) aus der U19 sowie Verteidiger Nicolas Oliveira Kisilowski (18) aus der U21 bei den Profis vorspielen. Auch Megeed sei nach monatelanger Verletzungspause „ein gefühlter Neuankömmling“.
Eine Chance will Walter jedem von ihnen geben: „Wir werden uns die Jungen die nächsten Tage und die nächste Woche anschauen. Sie werden am Wochenende mitfahren, und dann schauen wir mal, was wir im Trainingslager alles mitnehmen.“ Im besten Fall: ein Stück HSV-Zukunft.