Hamburg. Der HSV sieht sich auf dem Transfermarkt nach einem neuen Innenverteidiger um. Chefscout Claus Costa verriet nun die Kriterien dafür.
Am Mittwoch hatte Claus Costa einen wichtigen Termin. Gemeinsam mit seinen Kollegen aus der Scoutingabteilung des HSV traf sich der Chefscout zu einer turnusmäßigen Sitzung. Eines der Hauptthemen dabei war die Suche nach einem neuen Innenverteidiger.
Obwohl die positive B-Probe den Dopingverdacht gegen Mario Vuskovic erst am frühen Donnerstagabend bestätigte, hatten sich die HSV-Scouts schon in den Wochen zuvor intensiv nach einem Ersatz für den 21 Jahre alten Kroaten, der wegen eines Epo-Vergehens wohl mindestens zwei Jahre gesperrt sein wird, umgesehen.
„Am Ende setzt sich aus ganz vielen Einzelteilen ein großes Puzzle zusammen. Ein wichtiger Teil ist dabei auch das Bauchgefühl“, sagte Chefscout Costa in dieser Woche im Podcast „Pur der HSV“.
Nach dem Fall Vuskovic: Dieses Spielerprofil sucht der HSV
Das Spielerprofil, das der HSV sucht, ist bekannt. Wie Vuskovic soll der neue Mann, der noch in dieser Wintertransferperiode (1. bis 31. Januar) verpflichtet werden soll, nicht nur zweikampfstark sein, sondern auch über technische Qualitäten und einen sauberen Spielaufbau verfügen.
Spekulationen, der HSV könnte den an den Zweitligakonkurrenten Karlsruher SC verliehenen Stefan Ambrosius (23) zurückholen, dürften sich nicht bestätigen. Trainer Tim Walter schätzt zwar die Zweikampfstärke und Aggressivität des gebürtigen Wilhelmsburgers, stört sich aber entscheidend an dessen rustikalem Spielaufbau. „Der Trainer und die Spielidee spielen eine entscheidende Rolle. Der HSV legt seit mehreren Jahren den Fokus auf Ballbesitzfußball“, sagt Costa, der in seiner aktiven Karriere vor allem in der Zweiten Liga aktiv war.
Spielersuche verläuft beim HSV nach einem genauen Muster
Die konkrete Spielersuche verläuft dabei nach einem stets ähnlichen Schema. „Man hat bei einem Scoutingbericht gewisse Checkpunkte, die man bei einem Spieler abarbeitet. Es passt nicht jeder Spieler zu jedem Verein“, erklärt der Chefscout. „Wir versuchen, ein vollumfängliches Bild von einem Spieler zu zeichnen. Man versucht auch, mit anderen Mannschaftskollegen zu sprechen und schaut auch auf Social-Media-Profile.“
In Jonas David (22) und Valon Zumberi (20) hat der HSV im Kader zwar zwei Eigengewächse, die Vuskovic positionsgetreu ersetzen könnten. David wies bei seinen Einsätzen in der abgelaufenen Hinrunde allerdings größere Schwächen im Defensivverhalten auf, Zumberi fehlt noch die Erfahrung im Profifußball.
Moritz Heyer (27) kann zwar auch in der Innenverteidigung spielen, dürfte aber eher als Rechtsverteidiger eingesetzt werden. „Wir müssen Spieler finden, die zum Verein und zur Spielidee passen. Am Ende müssen alle davon überzeugt sein, dass es der richtige Spieler ist“, sagt Costa.
HSV-Aufsichtsrat hat noch kein Budget freigegeben
Das Problem des HSV ist zurzeit das fehlende Geld. Der Aufsichtsrat dürfte kein besonders großer Transferbudget freigeben. Denkbar wäre somit auch, dass der HSV bis zum Sommer zunächst einen Leihspieler als Vuskovic-Ersatz verpflichtet. „Wir versuchen, die Entscheidung aufgrund einer Scouting-Historie zu treffen. Es ist nicht so, dass wir einen Spieler einmal irgendwo durch Zufall sehen und dann versuchen, ihn zu verpflichten. Das ist ein Prozess, bei dem man Spieler teilweise über mehrere Saisons begleitet“, sagt Costa.
Abgesehen von technischen Fähigkeiten hat der HSV weitere Kriterien festgelegt, die ein Neuzugang erfüllen muss. „Deutschsprachigkeit ist wichtig, aber kein alleiniges Kriterium. Wir wollen aber, dass die Kabinensprache Deutsch ist. Wir sind aber auch offen für interessante Projekte aus ferneren Ländern“, sagt Costa. „Wir beobachten die Märkte um Deutschland herum, die angrenzenden Staaten. Das ist kein Geheimnis.“
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„Für die Spieler soll der HSV etwas Besonderes und der nächste Schritt ihrer Karriere sein“, ergänzt Costa. „Wir versuchen, entwicklungsfähige Spieler zu verpflichten.“ Die könnten der HSV dann bei einer positiven Entwicklung zu einem deutlich höheren Marktwert wieder verkaufen. So war auch der Plan bei Vuskovic – bis zur positiven Dopingprobe.