Hamburg. HSV-Verteidiger fehlte gegen Sandhausen. Die Lage ist dramatisch, lange Sperre droht. Positive Probe vor zwei Monaten entnommen.
Als Mario Vuskovic am Sonnabend überraschend auf dem Spielberichtsbogen gegen Sandhausen (4:2) fehlte, begründete der HSV diese Personalie mit „privaten Gründen“. Doch diese Gründe sind längst nicht mehr nur noch privat, sondern könnten auch gravierende Auswirkungen für den HSV haben.
Wie das Abendblatt in gemeinsamen Recherchen mit dem HSV-Blog „Moin Volkspark“ erfahren hat, ermittelt die Staatsanwaltschaft Hamburg gegen den Innenverteidiger, der im Verdacht steht, Dopingmittel konsumiert zu haben.
Doping bei HSV-Profi Vuskovic? Staatsanwaltschaft bestätigt Ermittlungen
„Ich kann bestätigen, dass am Freitag ein Durchsuchungsbeschluss im Auftrag der Staatsanwaltschaft umgesetzt wurde“, sagte Sprecherin Liddy Oechterin dem Abendblatt. „Es geht um ein Ermittlungsverfahren wegen des Verstoßes gegen das Anti-Dopinggesetz.“
Vorausgegangen war ein positiver Dopingtest von Vuskovic nach einer Trainingseinheit. Die durchführende Stiftung war die Nationale Anti-Doping Agentur (Nada), welche auf Anfrage bestätigte, dass die Probe bereits am 16. September entnommen wurde. Dass das Ergebnis nun knapp zwei Monate später feststeht, liege innerhalb des üblichen zeitlichen Ablaufs, erklärte eine Sprecherin.
Vuskovic spielte nach Doping-Test – keine Strafe für HSV
Seit dem positiven Test hat Vuskovic acht Zweitligaspiele (13 Punkte) und eines im DFB-Pokal beim Zweitrunden-Aus in Leipzig absolviert. Sollte das Doping-Vergehen des Abwehrspielers bestätigt werden, zöge dies keinen nachträglichen Punktabzug gegen den HSV nach sich. Hierfür müssten „mehr als zwei Spieler positiv getestet“ oder dem „Club ein Verschulden nachgewiesen werden“, wie aus den Anti-Doping-Richtlinien des DFB hervorgeht.
Die Verfahrenshoheit liegt nun beim DFB, dessen Kontrollausschuss ein Verfahren eingeleitet hat. Der Abwehrspieler wurde zu einer Stellungnahme aufgefordert. Ob Vuskovic von seinem Recht Gebrauch machen wird, eine B-Probe zu beauftragen, ist noch offen.
Bei der nachgewiesenen verbotenen Substanz handelt es sich um Epo, teilte der DFB mit. Dadurch wird die Leistungsfähigkeit gesteigert, indem das Blut eine größere Menge Sauerstoff transportiert.
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Doping bei Mario Vuskovic? HSV äußert sich
Zum Ort der Durchsuchung wollte sich die Staatsanwaltschaft nicht äußern. Es soll sich dabei um Vuskovics Spind in der HSV-Kabine handeln. Dem Vernehmen nach hat die Kriminalpolizei dabei keine verbotenen Substanzen gefunden. Ob Beweismittel sichergestellt wurden, dazu machte die Staatsanwaltschaft auf Anfrage keine Angaben.
Der Ausgang des Verfahrens ist noch unklar. Der HSV setzte am Sonnabendnachmittag den Aufsichtsrat und den DFB über die Ermittlungen in Kenntnis. „Wir können die Ermittlungen – von denen wir kürzlich überrascht wurden – gegen unseren Spieler Mario Vuskovic bestätigen“, teilte der HSV am späten Nachmittag mit und sprach von „sehr wenigen Details des Ermittlungsstandes“.
Und weiter: „Was wir sagen können: Wir unterstützen Mario Vuskovic und die zuständigen Behörden bei der Aufklärung und stehen parallel dazu im engen Austausch mit der DFL und dem DFB. Wir haben Mario Vuskovic vorerst aus dem Trainings- und Spielbetrieb genommen, um Schaden von ihm sowie dem Club fernzuhalten. Sollte eine neue Sachlage eintreten, werden wir diese so transparent wie möglich in Abstimmung mit den beteiligten Parteien kommunizieren.“
Lange Sperre für HSV-Profi Vuskovic wegen Doping?
Nach Ansicht des Zweitligisten gilt zunächst die Unschuldsvermutung. Allerdings ist sich der HSV darüber im Klaren, welche weitreichenden Konsequenzen eine Bestätigung der Anwendung einer verbotenen Doping-Substanz hätte. Vuskovic würde dann eine Sperre von mindestens zwei Jahren drohen. Der DFB teilte mit, dass das Sportgericht Anfang der kommenden Woche über eine vorläufige Sperre entscheiden wird.
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Doping-Verdacht gegen Vuskovic – mit Folgen für HSV
Eine längere Sperre hätte erhebliche sportliche und finanzielle Auswirkungen für den HSV. Die Leihgebühr und die im Sommer beim kroatischen Topclub Hajduk Split gezogene Kaufoption für Vuskovic kosteten den Club insgesamt 4,2 Millionen Euro. Mit 59 Prozent gewonnenen Zweikämpfen und zwei Saisontoren ist der 20-Jährige der statistisch beste Abwehrspieler beim HSV.
Vertraglich ist er noch bis 2025 an die Hamburger gebunden, wobei im Volkspark davon ausgegangen wird, dass Vuskovic bei anhaltender Entwicklung schon vor Vertragsende gegen eine zweistellige Millionen-Ablöse den Club verlassen wird. Im Sommer lehnte Sportvorstand Jonas Boldt eine lose Zehn-Millionen-Euro-Anfrage der Wolverhampton Wanderers für Vuskovic ab. Von einer solchen Summe könnte der HSV im Falle einer Doping-Überführung nur träumen.
Für das Heimspiel gegen Sandhausen entschied sich der HSV deshalb, Vuskovic nicht einzusetzen. Er ist auch vorerst vom Trainingsbetrieb freigestellt und wird die am Sonntag startende PR-Reise in die USA nicht mit antreten. Wie es nach der zweieinhalbmonatigen WM-Pause mit dem kroatischen Abwehrspieler weitergeht, ist noch unklar.