Hamburg. Jüngster HSV-Spieler debütierte im Hinspiel bei Werder und ist nun eine feste Größe. Er spielt wie sein Vater, sein Opa oder sein Uropa.

Der 18. September 2021 war ein besonderer Tag in der Karriere von Mario Vuskovic. Es lief die 82. Spielminute, als Trainer Tim Walter den Innenverteidiger einwechselte und ihm im Nordderby bei Werder Bremen zu seinem HSV-Debüt verhalf.

„Es war ein wirklich schönes Gefühl, mein Debüt in einem wichtigen Derby geben zu dürfen“, erinnert sich Vuskovic vor dem Rückspiel am Sonntag gegen den Rivalen (13.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) im Gespräch mit dem Abendblatt. „Die Atmosphäre war phänomenal. Und dann haben wir auch noch 2:0 gewonnen. Ich war sehr glücklich.“

Mario Vuskovic war anfangs verwirrt beim HSV

Dabei verlief der zurückliegende Herbst für Vuskovic zunächst alles andere als glücklich. Am 31. August, dem letzten Tag der Sommer-Transferperiode, vom kroatischen Topclub Hajduk Split verpflichtet, hatte er nicht nur die Vorbereitung, sondern auch die ersten fünf Saisonspiele verpasst.

In seinen ersten drei Monaten in Hamburg kam er kaum zum Einsatz. Er musste sich erst einmal an seine neue Mannschaft, seine neue Wahlheimat, die neue Sprache („Es wird jeden Tag besser“) sowie das neue und vor allem für Abwehrspieler komplexe Spielsystem von Tim Walter gewöhnen. „Ich wusste, dass ich Zeit brauche und geduldig sein muss, um das für mich komplett neue Spielsystem zu verinnerlichen. Somit war der Start keine einfache Zeit, aber ich denke, das ist normal“, sagt Vuskovic rückblickend.

Er sei anfangs „verwirrt“ über Walters Anforderungen an die Verteidiger gewesen. Doch dann drehte sich das Blatt, als sich sein Konkurrent in der Abwehrzentrale, Jonas David, einen Muskelfaserriss zuzog und wochenlang ausfiel. „Es lag letztlich an mir, hart zu arbeiten und bereit zu sein, wenn ich gebraucht werde“, sagt Vuskovic, der inzwischen Gefallen an Walters offensivem Spielstil gefunden hat.

Wie Mario Vuskovic den HSV besser macht

Drei weitere Monate später ist der jüngste Profi des gesamten Kaders nicht mehr aus der ersten Elf wegzudenken. Der mit seiner Jura studierenden Freundin Barbara (20) in unmittelbarer Nähe zum Volkspark wohnende Kroate kämpft, grätscht, beackert seine Gegenspieler und feiert seine gelungenen Aktionen so emotional, als hätte er gerade das entscheidende Tor zum Aufstieg geschossen. Was nur die Wenigsten wissen: Sogar Freistöße kann Vuskovic schießen, doch noch muss er sich als zweiter Schütze hinter Platzhirsch Sonny Kittel einreihen.

Mit seiner leidenschaftlichen Art steckt Vuskovic auch seine Mitspieler an und animiert sie zu Höchstleistungen. Mit ihm in der Startelf kassiert der HSV im Schnitt nur 0,7 Gegentore pro Spiel. Ohne ihn waren es 1,2. Zudem gewinnt der kopfballstarke Verteidiger 67 Prozent seiner Zweikämpfe – es ist die beste Quote aller HSV-Spieler.

HSV: Mario Vuskovic spielt wie sein Vater

Seine Qualitäten haben sich längst auch in seiner Heimat Kroatien herumgesprochen, wo der HSV noch immer als große Adresse im deutschen Fußball wahrgenommen wird. Nationaltrainer Zlatko Dalic hat sich bei dem U-21-Auswahlspieler zwar noch nicht gemeldet, doch in Anbetracht der alternden Konkurrenz auf seiner Position um Domagoj Vida und Dejan Lovren (beide 32) scheint Vuskovic der logische Nachfolger. „Das hoffe ich natürlich sehr, davon träumt doch jeder Fußballer. Kroatien hat aber so viele gute Spieler auf allen Positionen“, bremst der HSV-Profi die Erwartungen. „Ich will jetzt erst einmal Woche für Woche konstant meine Leistung beim HSV bringen. Und dann werden wir sehen, was die Zukunft bringt.“

Eine Zukunft im Nationalteam? Bei vielen kroatischen Experten gibt es daran keinen Zweifel. Ohnehin weckt seine Spielweise Erinnerungen an einen ehemaligen Topspieler, der in jungen Jahren als größtes kroatisches Talent der vergangenen 30 Jahre galt. Die Rede ist von seinem Vater Danijel (41). Auch er war Innenverteidiger, stach durch seine große Mentalität heraus und war zudem technisch versiert.

Danijel Vuskovic war sogar Kapitän bei Hajduk Split. Auch der italienische Topclub AC Mailand soll Interesse an einer Verpflichtung gezeigt haben. Doch dann erlitt seine Karriere am 16. November 2001 einen kleinen Knick. „Seine Karriere hätte vielleicht sogar noch größer werden können, aber dann wurde ich geboren“, berichtet sein Sohn Mario. „An dem Tag sollte er in der Startelf stehen, ging aber natürlich lieber ins Krankenhaus, weil die Familie bei ihm an erster Stelle steht. Daraufhin hat er mehrere Partien nicht gespielt.“ Hat Vuskovic also die Karriere seines Vaters ausgebremst? „Ja, das war meine Schuld“, sagt der Youngster im Spaß.

HSV: Vuskovics Bruder ist noch talentierter

Nicht nur sein Vater, auch sein Opa und sein Uropa waren einst für Hajduk Split aktiv. Es klingt fast schon zu skurril, um wahr zu sein, aber alle sollen von der Spielanlage gleich gewesen sein. Vuskovic selber empfinde vor allem „Stolz“, wenn er über diese Parallele spricht. „Meine Familie ist fußballverrückt.“

Sein Bruder Luka, der am Donnerstag 15 Jahre alt wurde, soll sogar noch talentierter sein als Mario. „Das ist er wirklich“, sagt der ältere Bruder. „Er kann Sachen am Ball, die ich in seinem Alter noch nicht konnte.“ Lukas Entwicklung schreitet derart rasant voran, dass er mit Abstand der jüngste Spieler im Kader der U17 von Split ist. Seine Position: Innenverteidiger. Was auch sonst?

HSV-Juwel Mario Vuskovic kann Derby

Auch Vuskovic, dessen Traum es ist, eines Tages mit seinem Bruder Luka in einer Mannschaft zu spielen, war als Teenager schon sehr weit für sein Alter. Mit 17 Jahren gab er sein Profidebüt für Split. Gleich in seinem zweiten Einsatz stand das in Kroatien als „ewiges Derby“ bezeichnete Duell gegen Dinamo Zagreb an. „Dieses Gefühl werde ich mein Leben lang nicht vergessen“, erinnert sich Vuskovic an diesen prägenden Moment. „Meine gesamte Familie und meine Freunde waren im Stadion. Ich wurde eingewechselt, wir gewannen das Derby und waren danach sogar neuer Tabellenführer. Es war einfach unglaublich.“

Sein erstes oder zweites Spiel gleich in einem Derby zu machen scheint sich wie ein roter Faden durch seine noch junge Karriere zu ziehen. Mit dem Rückspiel gegen Bremen schließt sich nun ein kleiner Derby-Kreis für Vuskovic.