Hamburg. Der HSV-Trainer schreibt die Euphorie vor dem Spiel in Hannover seiner Arbeit zu. Ein drei Jahre alter Vorfall könnte ihn einholen.

Zur Pressekonferenz erschien HSV-Trainer Tim Walter im Trikot. „Tradition verpflichtet“, rief er in den Raum, bevor er auf dem Podium Platz nahm. Das hellblaue Jersey mit den schwarzen Streifen habe er aus der Merchandising-Abteilung bekommen, erzählte Walter später: „Nett, oder?“

Die Laune war gut am Mittwochnachmittag. Wie könnte es auch anders sein? Der HSV führt mit 21 Punkten die Tabelle der 2. Bundesliga an. An diesem Freitag (18.30 Uhr/Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) geht es zum Tabellenvierten Hannover 96, der 17 Punkte und ebenfalls einen Lauf hat. „Wir sind voller Vorfreude“, sagte Walter.

HSV-Trainer Walter schreibt Euphorie vor Nordduell in Hannover seiner Arbeit zu

Dass das Nordduell mit fast 50.000 Zuschauern ausverkauft ist, schreibt der HSV-Trainer auch sich selbst gut: „Wir haben etwas geschaffen, eine Identität kreiert. Es herrscht große Euphorie. Auf dieser Welle wollen wir weitersurfen.“

Hat offenbar den Durchblick: Trainer Tim Walter ist mit dem HSV auf Kurs Bundesliga-Aufstieg.
Hat offenbar den Durchblick: Trainer Tim Walter ist mit dem HSV auf Kurs Bundesliga-Aufstieg. © WITTERS | Tim Groothuis

Energie, Leidenschaft, Gier: Das sind die Charaktereigenschaften, die für Walter seine Mannschaft auszeichnen. Mario Vuskovic sei das jüngste Beispiel: Dass der Kroate am Dienstagabend beim Play-off um die U-21-EM gegen Dänemark als Erster seines Teams zum Elfmeterschießen antrat, stehe sinnbildlich für den Weg, den der HSV eingeschlagen habe und den auch Ludovit Reis verkörpere. „Man sieht schon, dass die Jungs sich brutal entwickelt haben. Und wir sind noch nicht am Ende.“

HSV hofft auf schnelles Dompé-Comeback

Am Freitag werde vor allem Widerstandsfähigkeit gefragt sein. Walter: „Wir sind auf einen aggressiven Gegner eingestellt und müssen dagegenhalten.“ Hannover werde auf Konter lauern, aber auch einmal hoch verteidigen. Egal: „Wir sind auf beides vorbereitet.“

Ob Walter dabei auf Jean-Luc Dompé zurückgreifen kann, ließ er am Mittwoch offen. Der französische Linksaußen hatte vergangene Woche im Training einen Anriss des Außenbandes im rechten Sprunggelenk erlitten. „Wochenlang ausfallen“, wie der HSV es zunächst kommuniziert hatte, wird Dompé aber wohl nicht. Walter hatte schon einen Tag später ein schnelleres Comeback angedeutet.

„Es wird von Tag zu Tag besser. Heute hat Jean-Luc schon auf dem Laufband gearbeitet. Warten wir mal die nächsten Tage ab“, sagte er jetzt.

Sollte Dompé ausfallen, könnte Sonny Kittel in die Startelf zurückkehren. Der Mittelfeldmann hatte beim 2:0-Sieg gegen Düsseldorf als Einwechselspieler überzeugt. Walter will ohnehin nie an Kittel gezweifelt haben: „An Sonny scheiden sich bei vielen die Geister. Bei mir nicht.“

HSV-Trainer Walter bereit für Aussprache mit Hannover-Kollege Leitl

Aussprechen will sich Walter nach dem Spiel mit seinem 96-Kollegen Stefan Leitl. Die beiden kennen sich nicht nur aus dem Fußballlehrer-Lehrgang 2017, sondern sind sich auch sportlich mehrfach begegnet. Das letzte Duell im September 2019 hat Leitl in besonders schlechter Erinnerung. Der damalige Stuttgart-Trainer Walter hatte ihm und seinen Fürthern nach dem Spiel eine unfaire Gangart vorgeworfen – drei VfB-Profis hatten sich beim dem 2:0-Sieg verletzt.

„Das hat uns Wochen und Monate verfolgt und hat mich richtig geärgert, muss ich ganz ehrlich sagen. Das macht man nicht“, sagte Leitl jüngst der „Bild“-Zeitung. Walter zeigte sich am Mittwoch überrascht: „Ich wusste nicht, dass ihn das so lange belastet. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis. Vielleicht sollten wir nach dem Spiel mal darüber reden.“