Hamburg. Nach dem glanzlosen 1:0-Sieg gegen den KSC sind die Hamburger in der Tabelle auf Kurs. Die Zukunft vom Trainer bleibt aber offen.

Das herrliche Spätsommerwetter am Sonntag passte perfekt zur Gemütslage beim HSV. Nach dem verdienten, aber wenig glanzvollen 1:0-Sieg gegen den Karlsruher SC rangiert das Team von Trainer Tim Walter (46) nach sieben Spieltagen auf Rang zwei. Gute Laune im Volkspark, zumal man endlich mal wieder ein Heimspiel gewinnen konnte.

Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Heidenheim 34 / 67:36 / 67
2. Darmstadt 98 34 / 50:33 / 67
3. HSV 34 / 70:45 / 66
4. Düsseldorf 34 / 60:43 / 58
5. FC St. Pauli 34 / 55:39 / 58

"Es hat uns schon sehr geärgert, dass wir von drei Heimspielen nur eines gewonnen hatten, deshalb wollten wir unbedingt etwas gutmachen. Schön, dass es geklappt hat, zumal wir so weiter oben dabei sind. Denn wir haben ja klar formuliert, was in dieser Saison unser Ziel ist, daher ist es auch unser Anspruch, Spiele wie gegen den KSC zu gewinnen", erklärte Kapitän Sebastian Schonlau.

HSV News: Walter-Team knackt Rekord

Das Ziel Aufstieg steht über allem. Und vor allem die Defensivleistung ist bereits aufstiegstauglich. Mit lediglich drei Gegentoren stellen die Hamburger – wie bereits in der Vorsaison – die beste Defensive der Zweiten Liga. Gegen Karlsruhe blieb der HSV zum fünften Mal im siebten Spiel ohne Gegentreffer. Eine derartig starke Bilanz gab es in der Vereinsgeschichte noch nie, und im Bundesliga-Unterhaus seit zehn Jahren nicht mehr. "Unsere Defensive ist unser Fundament", gab Walter offen zu.

Großen Anteil daran, dass der HSV erneut ohne Gegentor blieb, hatte Torhüter Daniel Heuer Fernandes (29), der sich seit Monaten in herausragender Verfassung befindet. Gegen den KSC brachte der Deutschportugiese vor allem Stürmer Fabian Schleusener mit seinen Paraden zur Verzweiflung.

Torhüter Fernandes schwärmt von seinen Vorderleuten

In dieser Saison wehrte Heuer Fernandes überragende 90 Prozent aller Torschüsse ab. "Zu null zu spielen, ist immer wichtig und wertvoll. Es macht uns stark, wie wir gemeinsam im Gegenpressing arbeiten, auch wenn der KSC gut gespielt hat und deshalb natürlich auch zu Möglichkeiten gekommen ist. Aber dafür stehe ich dann ja auch als Keeper da hinten drin, um mal einen zu halten", so der HSV-Torhüter ganz bescheiden.

Die Zweitliga-Ergebnisse vom 7. Spieltag:

  • Heidenheim – Düsseldorf 2:1
  • Braunschweig – Nürnberg 4:2
  • Regensburg – Kiel 0:0
  • Fürth – St. Pauli 2:2
  • HSV – KSC 1:0
  • Sandhausen – Kaiserslautern 0:0
  • Rostock – Hannover 0:1
  • Darmstadt – Bielefeld 1:1

Heuer Fernandes schwärmt vor allem von seinen Vorderleuten, die sich nicht zu schade sind, auch in der Defensive die Drecksarbeit zu erledigen. "Entscheidend ist aber, dass wir als Kollektiv super arbeiten und uns in der Abwehr in jeden Ball schmeißen. Wir haben eine top Bereitschaft, hinten sicher zu stehen und dann auch mal das knappe 1:0 über die Ziellinie zu bringen, wenn uns vorn nicht das 2:0 gelingt. Wir sind sehr zufrieden, zumal es uns der KSC sehr schwer gemacht hat. Dieser Sieg gibt weiteres Selbstvertrauen", sagte Heuer Fernandes.

HSV offenbart Schwächen in der Offensive

So gut das Defensivverhalten des HSV ist, so viel Luft nach oben ist im Spiel mit dem Ball. Mittelstürmer Robert Glatzel bekam auch gegen den KSC wenig brauchbare Zuspiele. Gerade in der ersten Halbzeit fehlte es beim Aufstiegsfavoriten an Tempo, Tiefe und Überraschungsmomenten im letzten Drittel. Ein Problem, dass sich durch die gesamte Saison zieht.

Spektakulären und attraktiven Fußball gab es in dieser Saison beim HSV noch gar nicht zu sehen. Das Walter-Team hat seine Spiele bislang durch die stabile Defensive und seine individuelle Klasse gewonnen. "In der zweiten Hälfte aber habe ich dann wieder den HSV gesehen, den wir uns alle wünschen: Wir haben etwas umgestellt, haben dadurch aggressiver verteidigt und sind höher angelaufen und hatten zudem auch gute Offensivaktionen mit Abschlusschancen. Leider haben wir unsere Gegenstöße aber nicht immer gut genug ausgespielt und es so verpasst, das 2:0 zu machen, auch wenn trotzdem genügend Chancen da waren", erklärte Walter.

Und so muss sich der HSV auf seine Effizienz verlassen. Die Hamburger haben mit lediglich neun erzielten Treffern 15 Punkte geholt. "Aber irgendwann wird auch vorn der Knoten platzen. Doch egal wie – am Ende ist unser Sieg gegen einen wirklich sehr starken KSC verdient", sagt der HSV-Coach.

HSV News: Boldt will Walter-Vertrag nicht an Aufstieg knüpfen

Geht es nach Sportvorstand Jonas Boldt hätte Walter einen neuen Vertrag verdient. Seit Monaten betont der 40-Jährige, dass er gerne das im Sommer auslaufende Arbeitspapier des Trainers verlängern würde. Da das sportliche Budget derzeit aufgebraucht ist, liegt das Thema auf Eis. Zumal es in Teilen des Vereins ohnehin die klare Meinung geben soll, dass eine Vertragsverlängerung von Walter an das Erreichen des alternativlosen Bundesliga-Aufstiegs gekoppelt sein sollte.

Das sieht Boldt, der ein enges persönliches Verhältnis zu Walter pflegt, anders. "Von meiner Seite hat es primär mit dem Aufstieg nichts zu tun. Der wird auch in der Winterpause noch nicht feststehen, sondern logischerweise erst am Saisonende. Wir sind in einer sehr guten Richtung unterwegs. Die Chemie stimmt, aber es geht in erster Linie immer um den HSV. Ich kann mir aber vorstellen, dass Tim gewillt ist, hierzubleiben", sagte Boldt bei Sky.

Bleibt der HSV so effizient, dann steigen die Chancen, dass Tim Walter auch über das Saisonende hinaus bleiben darf.