Hamburg. Die Hamburger feierten beim 1:0 gegen den Karlsruher SC den zweiten Heimsieg der Saison. Überzeugend war es nur bedingt.

Die Freude war riesig bei den Profis des HSV, als sie am späten Sonnabend vor die Nordtribüne gingen, um sich ausgiebig von den Fans feiern zu lassen. Eine Woche nach dem souveränen 2:0-Sieg beim 1. FC Nürnberg besiegte das Team von Trainer Tim Walter vor 45.623 Zuschauern den Karlsruher SC glanzlos mit 1:0 (1:0). Den einzigen Treffer erzielte Ludovit Reis in der 43. Minute.

HSV-Mittelfeldspieler Meffert kritisierte Auftritt in Hälfte eins

Von seinem Trainer bekam der Niederländer für sein goldenes Tor beim Interview in der Mixed Zone ein Küsschen auf die Stirn aufgedrückt. Fußball-Romantik pur. "Wir haben als Mannschaft gut verteidigt, die zweiten Bälle geholt und verdient gewonnen. Heute können wir sehr glücklich sein, denn das war ein Teamerfolg. Nächste Woche wollen wir wieder angreifen“, freute sich Reis.

Durch den zweiten Heimsieg der Saison kletterten die Hamburger zumindest vorübergehend auf Rang zwei. "Ich würde sagen, dass es hart erkämpft war. Erste Halbzeit haben wir uns echt schwer getan, nicht gut hinten rausgespielt. Der KSC hatte echt gute Chancen", monierte Mittelfeldspieler Jonas Meffert.

In der Tat war vor allem die erste Hälfte wenig überzeugend bei den Hamburgern. Die Konstanz über 90 Minuten fehlt dem Walter-Team noch immer. Bereits vor zwei Wochen gegen Darmstadt (1:2) kam der HSV schläfrig aus der Kabine. "Heute waren wir auch nicht so gut drin in der ersten Halbzeit. Zweite Halbzeit war es ein Schritt nach vorne, aber bei uns ist es noch zu häufig, dass wir schlechte Halbzeiten haben. Das müssen wir abstellen. Das wissen wir. Die erste Halbzeit war nicht gut genug", so der Führungsspieler.

HSV-Zugang Mikelbrencis saß auf der Bank

Personell setzte der HSV-Trainer – wie bereits in den vergangenen Wochen – auf Kontinuität. Lediglich Miro Muheim kam auf der linken Abwehrseite für Tim Leibold in die Partie. Der am Mittwoch verpflichtete Rechtsverteidiger William Mikelbrencis saß über 90 Minuten auf der Bank. Und von dort aus sah der 18-jährige Franzose bereits nach 30 Sekunden die erste gute Chance für die Gäste. Fabian Schleusener schoss aus 16 Metern knapp am HSV-Kasten vorbei.

Ein kleines Hallo-Wach-Signal für die Hamburger, die nur langsam zu ihrem Spiel fanden. Ludovit Reis (4. Minute) und Sonny Kittel (7.) sorgten für die ersten Abschlüsse für den HSV. Doch die Karlsruher zeigten, wie groß ihr Selbstvertrauen ist, nachdem sie zuvor drei Spiele in Folge gewinnen konnten. In Minute zwölf war es erneut Schleusener, der erst Kapitän Sebastian Schonlau düpierte und aus neun Metern HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes zu einer Weltklasseparade zwang.

Das Walter-Team hatte immer wieder Probleme mit den frechen Karlsruhern, die sich keineswegs nur auf die Defensive verließen. Der HSV tat sich schwer, Chancen zu kreieren. Lediglich ein Weitschuss von Jean-Luc Dompé in der 22. Minute bekamen die Fans zu sehen. Am Gesamteindruck, dass der KSC die bessere Mannschaft war, änderte dies aber nichts.

HSV-Stürmer Jatta traf das leere Tore nicht

Die Hamburger hatten kaum längere Ballbesitzphasen. Die beste Chance resultierte in der ersten Halbzeit aus einer Umschaltsituation. Nach einem schönen Steckpass von Jonas Meffert umkurvte Bakery Jatta in der 31. Minute KSC-Keeper Marius Gersbeck, der weit aus seinem Kasten kam, doch der Gambier verfehlte das leere Tor deutlich.

Deutlich knapper war es dagegen drei Minuten später im Hamburger Strafraum, als zum dritten Mal Schleusener brandgefährlich auftauchte, in letzter Sekunde aber von Muheim am Torschuss gehindert wurde. "Die Tore haben gefehlt. Wir hatten riesige Chancen", ärgerte sich Innenverteidiger Stephan Ambrosius, der im August vom HSV an den KSC verliehen wurde.

Dass es dem HSV an Schärfe fehlte, zeigte in der 37. Minute Dompé, als er nach einer missglückten Abseitsfalle des KSC blank vor dem Torwart stand, doch so überrascht war, dass er die Chance vertändelte. Als sich alle mehr oder weniger mit dem torlosen Remis zur Pause angefreundet hatten, fiel in der 43. Minute doch noch ein Treffer – überraschend für den HSV.

Ludovit Reis, der gerade für die U-21-Nationalmannschaft der Niederlande nominiert wurde, zog von der rechten Außenbahn in die Mitte, wurde von keinem KSC-Spieler attackiert, und zog praktisch unbedrängt aus 17 Metern ab. Vom Innenpfosten sprang der Ball ins Netz. Die umjubelte, aber insgesamt wenig schmeichelhafte Halbzeitführung für die Gastgeber. "In der ersten Halbzeit war der Gegner besser, da hat uns Ferro (Daniel Heuer Fernandes, Anm. Red) mehrfach gerettet. Erst mit den Umstellungen wurde es besser", sagte Walter.

Nach dem Wiederanpfiff plätscherte die Partie allerdings zunächst ein wenig vor sich hin. Eine Schrecksekunde gab es in der 54. Minute, als bei einem Abwehrversuch Muheim Teamkollege Mario Vuksovic umgrätschte, der sich leicht am Knöchel verletzte, aber weiterspielen konnte. Das Spielgeschehen bestimmte weiterhin der KSC, der sich einzig und allein vorwerfen lassen musste, kein Kapital aus der Überlegenheit zu schlagen. In der 57. Minute traf Marvin Wanitzek nur den Pfosten.

HSV-Abwehr ließ in der zweiten Hälfte kaum etwas zu

In der Folge liefen die Karlsruher weiter an, allerdings konnte sich das Team von Trainer Christian Eichner kaum Chancen gegen gut gestaffelte Hamburger erspielen. Und so lebte die Partie in der zweiten Halbzeit vor allem von der Spannung.

Für etwas Entspannung hätte Robert Glatzel in der 80. Minute sorgen müssen. Nach einem sensationellen Querpass des ansonsten unglücklichen Jatta verstolperte der Toptorjäger unbedrängt die Mega-Chance zur Entscheidung. "Im zweiten Durchgang waren wir wieder der HSV, der wir auch in den vergangenen Wochen waren: strukturiert, aggressiv und konsequent. Einzig die Konter haben wir nicht sauber ausgespielt, das müssen wir verbessern", so der HSV-Trainer.

Aufregung gab es noch einmal in der 87. Minute, als der eingewechselte Laszlo Bénes im Strafraum zu Boden ging. Doch Schiedsrichter Tobias Reichel entschied nach Ansicht der Videobilder, dass es kein Strafstoß war. Eine richtige Entscheidung, die dazu führte, dass es eine Zitterpartie blieb. Allerdings mit Happy End für den HSV. "Am Ende sind wir sehr glücklich, dass wir ein schweres Heimspiel mit tollen Fans im Rücken gewonnen haben. Morgen arbeiten wir weiter", blickte Walter nach dem Spiel gleich voraus.

Schema:

  • HSV: Heuer Fernandes – Heyer, Schonlau, Vuskovic, Muheim – Meffert – Reis, Kittel (76. Bénes) – Jatta (90. David), Glatzel, Dompé (90.+4 Bilbija).
  • KSC: Gersbeck – Thiede (67. Jung), M. Franke, Ambrosius, Heise – Gondorf, Breithaupt (78. Rapp), Wanitzek – Nebel (90.+1 Cueto) – Batmatz (67. Kaufmann) – Schleusener.
  • Schiedsrichter: Tobias Reichel (Stuttgart)
  • VAR: Tobias Welz (Wiesbaden)
  • Tor: 1:0 Reis (43. Minute)
  • Zuschauer: 45.623