Hamburg. Vor dem Spiel beim 1. FC Nürnberg äußerte sich der Coach über seine Zukunft und seine emotionale Art an der Seitenlinie.
Die Transferperiode endet am 1. September, doch beim HSV gab es bereits am Donnerstag ein neues Gesicht im Volkspark zu bestauen. Solide Ballbehandlung, die nach der offiziellen Trainingseinheit von Trainer Tim Walter genau beobachtet wurde. "Keine Ahnung, wer der Blonde war, der mir sehr ähnlich sah. Der kam von Straße und hat sich einfach hereingeschlichen", scherzte der Trainer.
Der "Unbekannte" war dem Coach sehr wohl bekannt. Der Lütte war Sohn Lennart, der seinen Papa bei der Arbeit besucht hat. Ein Einsatz von Walter Junior beim Spiel am Sonnabend (20.30 Uhr/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) beim 1. FC Nürnberg? Unwahrscheinlich.
HSV News: Walters Vertragsverlängerung liegt auf Eis
Ebenfalls unwahrscheinlich ist derzeit eine zeitnahe Vertragsverlängerung von Walter senior. Es ist kein Geheimnis, dass Sportvorstand Jonas Boldt (40) das im kommenden Sommer auslaufende Arbeitspapier gern vorzeitig verlängern würde, doch durch die wirtschaftlich extrem prekäre Situation im Verein liegt das Thema aktuell auf Eis.
Der Aufsichtsrat hatte vor knapp zwei Wochen in einer Sitzung zusätzliche drei Millionen Euro freigegeben. Boldt entschied sich gemeinsam mit Walter, dass die Mittel Jean-Luc Dompé und einen Rechtsverteidiger investiert werden sollen. Anschließend ist das neue sportliche Budget aufgebraucht. "Ich habe immer gesagt, dass ich mich sehr, sehr wohlfühle hier. Dass wir eine gute Truppe sind innerhalb des Sports, uns gut verstehen und ich die Menschen hier in Hamburg hier sehr mag, daraus muss ich keinen Hehl machen. Alles andere wird sich zeigen. Ich bin entspannt und habe keine Eile", sagte Walter.
Mit neun Punkten aus fünf Spielen konnte Walter in Sachen Vertragsverlängerung nur bedingt Werbung in eigener Sache betreiben. Das Ziel – intern wie extern – ist klar kommuniziert: die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga. Daran wird Walter in dieser Saison gemessen, was für den selbstbewussten Coach auch kein Problem ist. "Letztes Jahr hatten wir zu dem Zeitpunkt sechs Punkte und sind am Ende Dritter geworden. Jetzt haben wir neun Punkte, sind also jetzt schon besser. Am Ende wollen wir Erster oder Zweiter werden. Aber lasst uns erst mal ein paar Spiele spielen, dann schauen wir weiter", sagte Walter.
Walter will weiter Emotionen an der Seitenlinie zeigen
Zurückgeschaut hat der HSV-Trainer auf die turbulente Partie gegen Darmstadt 98, nach der Walter, seine Co-Trainer und Sportvorstand Boldt von Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch hart für ihr Benehmen an der Seitenlinie kritisiert wurde. "Jeder kann sagen, was er denkt. Wir sind ein offenes Land, jeder darf seine Meinung äußern. Wir waren eine der fairsten Bänke in der Vorsaison, das wird auch weiterhin so bleiben. Was andere über uns erzählen, kommentieren wir nicht", sagte Walter.
Sein Verhalten, so sagte es Walter, reflektiere er immer wieder aufs Neue. Seine emotionale Art an der Seitenlinie will er aber nicht ablegen. "Man ist, wie man ist. Authentizität gehört zum Geschäft dazu. Trotzdem weiß ich, was man anders machen kann, trotzdem lebt der Fußball von der Lebendigkeit", sagte Walter, der auch seinen Spielern gegenüber nie um einen Spruch verlegen ist. Weil Kapitän Sebastian Schonlau im Training zu häufig meckerte, taufte ihn Walter prompt "Meckerlieschen".
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Lebendig will der Coach auch sein Team derweil in Nürnberg sehen. Zuletzt war der HSV gegen Darmstadt in der Anfangsphase extrem schläfrig, lag bereits nach sieben Minuten 0:2 zurück. Ein grundsätzliches Problem sieht Walter in Sachen fehlende Wachsamkeit in der Anfangsphase aber nicht. "Das kann ich so einfach nicht bestätigen. Wir wollen nie Gegentore bekommen. In der Vorsaison waren wir die beste Mannschaft, was das Verteidigen angeht. Jetzt sind wir es nach Heidenheim wieder. Fußball wäre einfach, wenn es der Gegner nicht kompliziert machen würde. Aber es stimmt, dass wir uns extrem ranhalten müssen, wenn wir Tore schießen wollen, und wir müssen es dem Gegner auch wieder schwerer machen, Treffer gegen uns zu erzielen", sagte Walter.
Das dürfte Walters Sohn Lennart ganz sicher genauso sehen.