Hamburg. Am letzten Tag der Transferperiode will sich der Kiezclub noch einmal verstärken. Beide Hamburger Vereine haben kräftig investiert.

Der "Deadline-Day" auf dem Transfermarkt war beim HSV sterbenslangweilig. Sportvorstand Jonas Boldt hatte die Hausaufgaben bei der Kaderplanung bereits mit der Verpflichtung von William Mikelbrencis (18) erledigt. Am Donnerstag wurde nur noch der Vollzug bei Ersatztorwart Marko Johansson (24), der auf Leihbasis zum Bundesligisten VfL Bochum wechselt, vermeldet – das war´s für diesen Sommer.

Deadline-Day: St.-Pauli-Wunschstürmer sagt ab

Beim Lokalrivalen FC St. Pauli dagegen war noch einmal Bewegung in der Personalplanung drin. Der Kiezclub arbeitete den Transfer von Stürmer Aurélien Scheidler (24) ab, der für rund eine Million Euro fest vom französischen Zweitligaclub Dijon verpflichtet werden soll. Doch daraus wird nichts. Nach Abendblatt-Informationen wechselt der Franzose zum italienischen Zweitligaclub SSC Bari. Findet Sportdirektor Andreas Bornemann bis 18 Uhr noch eine Alternative?

Dann wäre die Kaderplanung von St. Pauli abgeschlossen. Das bedeutet auch, dass die umworbenen Leart Paqarada und Jakov Medic dem Verein erhalten bleiben. Somit endet eine ereignisreiche Transferperiode. Gemeinsam mit dem Lokalrivalen würden die Braun-Weißen die Transfer-Tabelle anführen.

Unangefochtener Zweitliga-Transfer-Champion ist aber der HSV. Insgesamt 9,8 Millionen Euro – so viel wie noch nie seit dem Bundesliga-Abstieg 2018 – flossen in den Kader. Bei Mario Vuskovic (3,5 Millionen Euro) und Miro Muheim (1,5 Millionen Euro) wurden jeweils die Kaufoptionen gezogen, hinzu kommen mit Laszlo Bénes (1,8 Millionen Euro), Ransford Yeboah Königsdörfer (1,2 Millionen Euro), Jean-Luc Dompé (1,1 Millionen Euro) drei weitere Millionen-Deals. Auch bei Mikelbrencis, für den die Hamburger rund 700.000 Euro gezahlt haben, könnte mittels Bonuszahlungen die Summe siebenstellig werden.

Mit Torhüter Matheo Raab (23) und Filip Bilbija (22) kamen zwei Profis ablösefrei, für die der HSV aber ein branchenübliches Handgeld zahlen musste. Somit kommen die Hamburger am Ende auf über zehn Millionen Euro. "Ich bin sehr zufrieden, mit dem, was wir gemacht haben. Wir waren sehr geduldig und zielführend. Unsere Transfer-Dinge sind abgeschlossen", erklärte Trainer Tim Walter (46), der besonders Chefscout Claus Costa und sein Scoutingteam lobte.

Kostic und Onana halfen dem HSV auf dem Transfermarkt

Für Zweitligaverhältnisse ein enormes Investitionsvolumen. Kein Verein im Bundesliga-Unterhaus gab derart viel Geld für den Kader aus wie der HSV. Und das trotz der Tatsache, dass die Hamburger finanziell schwer angeschlagen sind und irgendwie versuchen müssen, Geld für die Stadionrenovierung aufzutreiben. Immerhin konnte Sportvorstand Boldt auch Erlöse generieren. Für Josha Vagnoman, der zum VfB Stuttgart wechselte, gab es knapp 3,7 Millionen Euro, dank kluger Weiterverkaufsklauseln erhielt der HSV für Amadou Onana (jetzt Everton, sechs Milionen Euro) und Filip Kostic (Juventus-Turin, 500.000) knapp 6,5 Millionen Euro.

Transferausgaben 2. Liga (Quelle: Transfermarkt.de)

  • HSV: 9,8 Millionen Euro
  • FC St. Pauli: 3,2 Millionen Euro
  • Greuther Fürth: 2,43 Millionen Euro
  • Fortuna Düsseldorf: 2,4 Millionen Euro
  • 1. FC Nürnberg: 1,7 Millionen Euro
  • Darmstadt 98: 1,5 Millionen Euro
  • Arminia Bielefeld 1,25 Millionen Euro
  • Hannover 96: 500.000 Euro
  • Eintracht Braunschweig: 500.000 Euro
  • SC Paderborn: 400.000 Euro
  • 1. FC Kaiserslautern: 400.000 Euro
  • 1. FC Heidenheim: 350.000 Euro
  • Hansa Rostock: 300.000 Euro
  • Jahn Regensburg: 100.000 Euro
  • 1. FC Magdeburg: 80.000 Euro
  • SV Sandhausen: 0 Euro
  • Holstein Kiel 0 Euro
  • KSC: 0 Euro,

Trotzdem wurde in der Fußballbranche ob der extremen Finanzsorgen verwundert auf die Großoffensive des HSV auf dem Transfermarkt reagiert. Der Druck, aufsteigen zu müssen, ist nach den Transferaktivitäten bei den Hamburgern größer denn je.

Deadline Day: St. Pauli erzielte hohe Transfererlöse

Doch auch der Lokalrivale FC St. Pauli hat die Geldbörse für seine Verhältnisse weit geöffnet. Abwehrspieler David Nemeth kam für 1,3 Millionen Euro von Mainz 05. Eine Summe, die bei gewissen erreichten sportlichen Zielen noch auf rund 1,8 Millionen Euro anwachsen könnte.

Etwas günstiger waren Defensivkollege Betim Fazliji (700.000 Euro), Stürmer Johannes Eggestein (500.000 Euro) Mittelfeldspieler Carlo Boukhalfa (250.000 Euro) und Stürmer David Otto (200.000 Euro). Torhüter Sascha Burchert, Mittelfeldspieler Connor Metcalfe und Rechtsverteidiger Manolis Saliakas kamen ablösefrei.

Trotz der Investitionen hat der Verein St. Pauli, der im Gegensatz zum HSV wirtschaftlich hervorragend aufgestellt ist, ein kleines Transfer-Plus erwirtschaftet, schließlich wurden dank der Wechsel von Daniel-Kofi Kyereh (4,5 Millionen Euro zum SC Freiburg) und Guido Burgstaller (500.000 Euro zu Rapid Wien) und Christian Viet (100.000 Euro zu Jahn Regensburg ) beachtliche Erlöse erzielt.

Die nächste Transferperiode ist im Winter, bis dahin können die Vereine lediglich vereinslose Spieler unter Vertrag nehmen.