Nürnberg/Hamburg. Das Spiel bot nicht viel Klasse, aber drei schöne Geschichten. Schiedsrichter Zwayer steht nach der Partie weiter im Fokus.
Dank einer sehenswerten Direktabnahme von Abwehrspieler Mario Vuskovic und dem späten Treffer von Robert Glatzel hat der HSV beim 1. FC Nürnberg mit 2:0 (1:0) gewonnen. Der Kroate Vuskovic profitierte von Moritz Heyers punktgenauer Kopfballvorlage nach einer Ecke und wuchtete den Ball zum Tor des Tages in die Maschen (37.) – eine einstudierte Variante.
In der Nachspielzeit machte schließlich Torjäger Glatzel aus kurzer Distanz nach einer Kittel-Flanke alles klar (90.+2).
HSV schlägt Nürnberg: Walter sieht Reife
„Wir haben viel reif wegverteidigt, hätten den einen oder anderen Konter aber besser ausspielen können“, fasste Comebacker Tim Leibold treffend zusammen. „Wir hätten uns mehr Torchancen herausspielen können, haben aber kämpferisch sehr gut dagegengehalten“, resümierte Glatzel.
„Wir haben sehr gut verteidigt, sehr reif. Das ist ein Fortschritt“, sagte Trainer Tim Walter. „Das war schon sehr gut, aber wir müssen auf dem Boden bleiben.“
Durch den verdienten Sieg, der achte Auswärtserfolg in Serie, haben die Hamburger vorübergehend Rang drei erobert. Am Sonntag kann Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern, der den 1. FC Magdeburg empfängt, in der Tabelle vorbeiziehen.
Elfmeter für den HSV? Kuriose Szene
Für mächtig Aufregung sorgte allerdings eine Szene, die gar nichts mit Vuskovics Treffer zu tun hatte. Mitte der ersten Halbzeit forderte der HSV einen Elfmeter, als Nürnbergs James Lawrence ausrutschte und dabei Torjäger Robert Glatzel übel die Beine wegzog (22.). Ein klares Foul, doch Schiedsrichter Felix Zwayer entschied zum Entsetzen von Sky-Experte Torsten Mattuschka auf Freistoß für Nürnberg.
„Das war ein klarer Elfmeter“, schäumte der Ex-Profi. „Da muss der Kölner Keller (VAR; d. Red.) eingreifen, ich verstehe das nicht.“ Was Mattuschka allerdings übersah: Glatzel stand bei der Flanke Bakery Jattas im Abseits, weshalb Zwayer einen Freistoß für die Gastgeber gab. Eine strittige Entscheidung, die für reichlich Diskussionen sorgte.
Zumal es im Regelwerk des Deutschen Fußball-Bundes klar heißt: "Wenn sich ein Spieler in einer Abseitsstellung mit der Absicht zum Ball bewegt, diesen zu spielen, und er gefoult wird, bevor er den Ball spielt oder zu spielen versucht oder bevor er mit einem Gegenspieler einen Zweikampf um den Ball führt, wird das Foul geahndet, da es vor dem Abseitsvergehen geschehen ist".
Doch hat Zwayer wirklich in dieser Szene Abseits gepfiffen? In den TV-Bildern sah man, dass der Linienrichter keineswegs seine Fahne gehoben hat. Auch die Gestik vom Schiedsrichter deutete eher daraufhin, dass er Stürmerfoul von Glatzel gepfiffen hat, was angesichts der Szene eine absurde Fehlentscheidung gewesen wäre, die vom VAR hätte korrigiert werden müssen.
Eine endgültige Aufklärung dieser kuriosen Szene kann nur Zwayer selbst liefern, der sich bisher zu dieser Szene nicht geäußert hat.
Glatzel hätte auch keinen Elfmeter gegeben
„Er haut mich komplett um, aber es wäre schon hart gewesen, in der Szene Elfmeter zu entscheiden, wenn ich gar nicht an den Ball komme“, sagte ein fairer Glatzel. „Auf der anderen Seite hätte ich mich auch darüber aufgeregt, wenn wir bei so etwas einen Strafstoß kassieren würden.“
Tim Walter blieb trotz des Aufregers rechts nüchtern beim Anblick der Bilder. „Ich habe schon ganz andere Szenen gesehen. Mal sind wir die Gefeierten, mal die Dummen“, sagte der Coach, der bei den Schiedsrichtern wegen seines Verhaltens an der Seitenlinie im Fokus steht.
Es lag wohl auch am Spiel selbst, dass bis zum Abpfiff sowohl im TV als auch in den sozialen Netzwerken fast ausschließlich über den vermeintlichen Elfmeter für den HSV diskutiert wurde. „Ein fußballerischer Leckerbissen ist das hier aktuell nicht“, twitterte der HSV in der 65. Minute und brachte damit die fußballerisch gebotene Magerkost im Max-Morlock-Stadion auf den Punkt.
Leibold, Jatta und Dompé im HSV-Fokus
Zumindest bot die Partie allerhand romantische Geschichten aus Sicht des HSV. Da wäre zum einen Tim Leibold, der ein Jahr nach seinem in Nürnberg erlittenen Kreuzbandriss sein Comeback in der Startelf gab. Nach 58 gespielten Minuten musste der Linksverteidiger völlig entkräftet für Miro Muheim weichen. Den Muskelkater, den Leibold am Sonntag spüren wird, dürfte die Freude über seine Rückkehr kaum trüben.
Zum anderen feierte Neuzugang Jean-Luc Dompé sein Debüt von Beginn an beim HSV. Der schnelle Franzose deutete mit seinen Dribblings, Flanken und Zug zum Tor immer wieder an, dass er eine Verstärkung für die Hamburger sein kann. Klar ist aber auch: Er darf sich gerne steigern. Nach 73 Minuten war auch sein Arbeitstag beendet. „Am Ende sind ihm etwas die Körner ausgegangen“, sagte Walter, der insgesamt zufrieden mit dem Flügelspieler war.
Die dritte und damit letzte Geschichte für Fußballnostalgiker schrieb Bakery Jatta. Gerade einmal rund drei Monate nach seinem im verlorenen Relegationsrückspiel gegen Hertha BSC (0:2) erlittenen multiplen Muskelbündelriss tauchte der Gambier plötzlich wieder in der ersten Elf auf dem Spielberichtsbogen auf. Er ersetzte den Rot-gesperrten Ransford Königsdörffer. Auch Jattas Comeback ließ noch Luft nach oben, was nach der mehrmonatigen Pause allerdings auch zu erwarten war.
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Über das Spiel an sich muss derweil nicht mehr als nötig erzählt werden. Dieser Sonnabend gehörte allein Vuskovic, Leibold, Dompé und Jatta – daran konnte auch die strittige Szene um den vermeintlichen Elfmeter nach Foul an Glatzel nichts ändern.
Die Aufstellung:
- Nürnberg: 26 Mathenia – 22 Valentini, 19 Florian Hübner, 4 Lawrence, 13 Wekesser – 17 Castrop, 5 Geis – 15 Nürnberger, 10 Möller Daehli – 23 Duah, 33 Daferner. – Trainer: Klauß
- HSV: Heuer Fernandes – Heyer, Vuskovic, Schonlau, Leibold – Meffert – Reis, Kittel – Jatta, Glatzel, Dompé. Trainer: Walter
- Tor: 0:1 Vuskovic (37.), 0:2 Glatzel (90.+2)
- Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
- Zuschauer: 34.000