Hamburg. Der Weg bis zur Umbenennung der Sylvesterallee wird zur Posse. Ein Abgeordneter kannte Hamburgs Ehrenbürger nur flüchtig.
Am Donnerstagabend ging es hitzig her in der Bezirksversammlung Altona. Der Grund war ein Antrag der SPD-Fraktion, die Sylvesterallee am Volksparkstadion in Uwe-Seeler-Allee umzubenennen. Doch darüber wurde letztlich gar nicht abgestimmt. Und das, obwohl doch eigentlich alle Fraktionen den Vorgang in der Sache befürworten. Klingt komisch, ist aber so.
Alles begann mit einem Antrag der Grünen, das Thema an den Kultur- und Bildungsausschuss zu verweisen. Diesem Antrag folgten die Fraktionen von Grünen, FDP und Linken, weshalb der SPD-Antrag, den die CDU unterstützte, gar nicht erst zur Abstimmung kam.
Uwe-Seeler-Allee: Shitstorm im Netz
Schnell verbreitete sich die unvollständige Nachricht im Netz, dass vor allem die Grünen und die FDP eine Uwe-Seeler-Allee blockieren würden. Beide Fraktionen sind seitdem einem Shitstorm ausgesetzt, der auch nicht mehr zu stoppen ist. Denn für die Hintergründe interessiert sich die inoffizielle Pöbler-Fraktion in den „sozialen“ Netzwerken eher wenig.
Dabei verweisen Grüne und Liberale darauf, dass der Kultur- und Bildungsausschuss dafür zuständig sei. „So werden in Altona alle Straßenumbenennungen behandelt“, sagt Katharina Blume, Fraktionsvorsitzende der FDP in Altona, auf Anfrage. „Uwe Seeler war ein bescheidener und bodenständiger Mann, er hätte es genau so gewollt.“
Blume möchte sich zunächst mit der Familie des im Juli verstorbenen HSV-Idols über die Umbenennung austauschen – und auch die Nachfahren von Friedrich Sylvester (1871 bis 1914) kontaktieren, nach dem die Sylvesterallee benannt wurde. Und so sehen es auch die Grünen.
Wer ist Uwe Seeler? Grüner sorgt für Kuriosum
SPD und CDU halten allerdings dagegen. „Der normale Weg ist, dass die Bezirkspolitik einen Vorschlag an den Senat macht. Welche Gremien das tun, ist irrelevant“, sagt Sven Hielscher, Fraktionsvorsitzender der CDU in Altona. Andreas Bernau (SPD), der den Antrag für die Uwe-Seeler-Allee gestellt hatte, pflichtet ihm bei: „Bei einer Person wie Uwe Seeler brauche ich nicht den Weg in den bezirklichen Kulturausschuss zu gehen.“
Zumal dort ein Vertreter der Grünen sitzt, dem der Name Uwe Seeler bis vor Kurzem gar kein Begriff war. Fabian Piotrowski räumte in der Bezirksversammlung ein, dass man ihm das Phänomen Uwe Seeler erst nahebringen musste, weil er nicht aus Hamburg komme. Zum Glück habe ihn seine Sekretärin über die Bedeutung der HSV-Legende und des Ehrenbürgers der Stadt informiert. Nun ja.
„Es war Comedy vom Feinsten“, sagt Bernau. Hielscher ergänzt: „Das Hickhack in der Bezirksversammlung war unwürdig.“
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Uwe-Seeler-Allee: Warum gibt's hier Zoff?
Nun entscheidet also in zwei Monaten der Kultur- und Bildungsausschuss mit Piotrowski über den Straßennamen. „Dort werden sowieso alle Fraktionen zustimmen. Dann hätte man das auch am Donnerstag tun können“, kritisiert CDU-Politiker Hielscher – und erhält erneut Unterstützung von Bernau. „Jetzt erst eine Ehrenrunde im Bezirk zu drehen, wird der Sache nicht gerecht.“
Das sieht Lars Boettger von den Grünen allerdings anders. „Der Bezirk erarbeitet im Kulturausschuss Vorschläge, wer noch Straßen und Plätze bekommen soll. Da gibt es eine Liste mit Leuten, die auf Straßen warteten, bevor Uwe Seeler starb. Daher wäre es denen gegenüber respektvoll, wenigstens mal die Liste anzuschauen und eine Empfehlung abzugeben“, twitterte er, um den Shitstorm ein wenig abzulindern. Es blieb beim Versuch.