Hamburg. HSV hatte gegen Darmstadt dreimal Rot bekommen. Für die Reaktionen hat der frühere FIFA-Referee Kinhöfer kein Verständnis.
Auf diese Spitzenposition hätte der HSV gern verzichtet: Mit vier Platzverweisen hat die Partie gegen Darmstadt 98 (1:2) den Rekord in der eingleisigen 2. Bundesliga eingestellt. Nur zweimal in der Geschichte der Spielklasse hatte es genauso viele Hinausstellungen gegeben – letztmals 2006 im Spiel zwischen dem 1. FC Köln und dem 1. FC Kaiserslautern.
Der damalige Schiedrichter Thorsten Kinhöfer hat jetzt den HSV für den Umgang mit den Entscheidungen vom Freitag scharf kritisiert. Mittelfeldspieler Jonas Meffert hatte dem Unparteiischen Robert Schröder (Hannover) respektloses Verhalten vorgeworfen. Auch Trainer Tim Walter hatte unterschwellig Kritik geübt.
Kinhöfer an HSV: „Schiedsrichterkritik darf kein Alibi sein“
„Sicherlich kann man über die ein oder andere Entscheidung diskutieren. Auch darüber, ob seine Spielleitung souverän wirkte“, schreibt der frühere FIFA-Schiedsrichter Kinhöfer (54) jetzt in der „Bild am Sonntag“. „Nur: Das darf für die Spieler kein Alibi sein. Was vor allem die HSV-Spieler und die Verantwortlichen da abgezogen haben, war unter aller Sau.“
Die Rote Karte gegen Aaron Opoku nach einer Tätlichkeit sei die „berechtigtste aller Zeiten“ gewesen. Der Außenangreifer hatte seinen am Boden liegenden Gegenspieler Fabian Holland in einer Kurzschlussreaktion getreten. Umso weniger kann Kinhöfer Opokus Verwunderung über Schröders Entscheidung verstehen. „Da fällt mir nichts mehr ein. Allein dafür müsste er eigentlich noch mal drei Spiele Sperre extra kriegen.“
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HSV-Vorstand Boldt relativiert Schiedsrichter-Schelte
Auch dass HSV-Sportvorstand Jonas Boldt nach der Hinausstellung von Ransford-Yeboah Königsdörffer aufs Spielfeld gestürmt und Schröder angeschrien habe, sei „ein absolutes No-Go“. Boldt hatte dafür selbst die Gelb-Rote Karte gesehen und auch diese Entscheidung infrage gestellt.
Später relativierte Boldt seine Kritik. „Ich bin froh, dass ich nichts gesagt habe, was despektierlich oder beleidigend war. Das Betreten des Feldes in so einer Situation ist nicht regelkonform. Aber natürlich habe ich mich aufgeregt, weil es für mich keine Rote Karte war.“ Er halte Schröder für einen „sehr guten Schiedsrichter. Aber auch er hatte heute nicht seinen besten Tag. Ich sage bewusst ‚auch er‘, weil ich nicht derjenige bin, der die Schuld auf ihn schiebt.“
Neben den drei Hinausstellungen – zuvor war bereits Ex-HSV-Profi Klaus Gjasula mit Gelb-Rot vom Platz geflogen – erzürnte den HSV eine klare Fehlentscheidung. Einen Hamburger Angriff pfiff das Gespann um Schröder wegen einer vermeintlichen Abseitsposition vorzeitig ab und konnte deshalb ein elfmeterreifes Foul an Stürmer Robert Glatzel nicht mehr ahnden.