Hamburg. Trotz anderer Aussagen von Aufsichtsratschef Jansen schwelt der Krach um die Vorstände Jonas Boldt und Thomas Wüstefeld.
Für den einen Moment war Marcell Jansens HSV-Welt wieder in Ordnung. Gerade hatte der Aufsichtsratschef den Ball zum 8:8-Endstand im Benefizspiel der HSV-Legenden gegen die DFB-Allstars herrlich in den Torwinkel gedroschen, als ihn die Zuschauer frenetisch bejubelten. „Und der Torschütze heißt Marcell...“, schrie die Stadionsprecherin – und ein Großteil der Anhänger antwortete mit einem langgezogenen „Jaaaaansen.“
Wenig später stand Jansen, dann nur noch mit einem „a“ im Namen, in den Katakomben und hielt genau da an, wo er schon sieben Jahre lang als Profi Rede und Antwort nach den Spielen gehalten hatte. Der Mann mit der Rückennummer sieben sprach über die tollen Zuschauer, die wichtige Rolle des Sports und über das Flagge zeigen, ehe er sich dann auch den etwas kritischere Themen widmen musste.
HSV-Boss Jansen: Spitze gegen Boldt
„Wir haben einen sehr klaren Austausch mit den Vorständen“, sagte nicht mehr der Spieler Jansen. Sondern der Aufsichtsratschef Jansen. „An den ganzen Spekulationen können wir uns nicht beteiligen. In den 14 Jahren habe ich gelernt, dass sich nicht der Aufsichtsrat zu allem äußern soll, vor allem nicht zu den Vorständen, deshalb finde ich es ein bisschen schade, wie die Berichterstattung stattfindet gerade“, kritisierte er das Abendblatt und die „Bild“, die groß über den erneuten Krach unter den HSV-Verantwortlichen berichtet hatten.
Eine Spitze an Jonas Boldt, der sich dem Vernehmen nach eine stärkere Unterstützung vom Kontrollgremium wünscht, konnte sich Jansen aber nicht verkneifen: „Wir wissen, wer seit drei Jahren in der sportlichen Verantwortung steht und alle Unterstützung bekommt, also haben wir da nicht viel Fluktuation gehabt im Sport auf der Position...“
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Hrubesch über HSV-Streit: „Viel Bambule“
Dass der Richtungsstreit rund um die Vorstände Thomas Wüstefeld, der sich tatsächlich der gesamten Unterstützung von Jansen sicher sein kann, und Boldt weiter schwelt, steht außer Frage. Auch Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch, der beim Benefizspiel für die Ukraine die Rolle des DFB-Trainers übernahm, hat die Unruhe registriert: „Momentan ist in den Medien viel Bambule“, sagte Hrubesch, der seinen eigenen Verbleib im HSV-Nachwuchs von der Zukunft Boldts im HSV-Vorstand abhängig machen soll. „Wir müssen intern in der kommenden Woche ganz klar den Weg aufzeigen vom Verein, und dann muss der Verein sagen, was er will, wo er hinwill, und zwar alle.“
Jansen und seine Aufsichtsratskollegen wollen sich nun ein weiteres Mal zeitnah treffen, um eine Richtungsentscheidung zu fällen. „Wir müssen die Rahmenbedingungen für den nächsten Entwicklungsschritt bereitstellen“, sagte Jansen.