Hamburg. Nach den Abschieden von Aaron Hunt und Bobby Wood kann der Club den Gehaltsetat neu ordnen – und auf mindestens 10.000 Fans hoffen.

Die Nachrichten zum Abschied nahmen am Freitag kaum ein Ende. Nachdem der Abgang Aaron Hunts beim HSV nach sechs Jahren am Donnerstag offiziell war, meldeten sich viele ehemalige Mitspieler zu Wort. „Legende“, schrieben Julian Pollersbeck, Simon Terodde oder Khaled Narey bei Insta­gram. „El Matador“, meinte Aaron Opoku, und Gotoku Sakai verabschiedete Hunt mit den Worten: „Der Zauberer“.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Für viele ehemalige Kollegen ist der Abgang des Mittelfeldspielers ein Verlust, finanziell ist er für den HSV eine Chance. Sechs Jahre lang gehörte Hunt (34) zu den bestbezahlten Profis des HSV.

Weil Hunts Kumpel Bobby Wood bereits vor wenigen Wochen seinen Vertrag aufgelöst hatte und Gideon Jung die Hamburger in diesem Sommer aller Voraussicht nach verlassen wird, eröffnet sich für Sportvorstand Jonas Boldt bei der Kaderplanung für die nächste Saison die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Neuordnung des Personaltableaus.

HSV-Etat sinkt durch Abgänge von Hunt und Wood

Wood, Hunt und Jung, die 2016 bis 2018 zusammen in der Bundesliga für den HSV spielten, waren in der vergangenen Saison die Topverdiener im Volkspark. Sportlich spielten alle drei eine untergeordnete Rolle. Einzig Hunt konnte zwischenzeitlich überzeugen – aber eben nicht konstant. Zu häufig war er in seinen drei Zweitligajahren verletzt.

Allein für Hunt und Wood musste der HSV in der vergangenen Saison zehn Prozent des Lizenzspieleretats aufwenden. In der neuen Saison wird der Etat auf rund 20 Millionen Euro sinken. Wie hoch er genau ausfällt, hängt zum einen davon ab, mit wie viel Einnahmen durch Eintrittsgelder der HSV in der kommenden Saison planen kann; zum anderen ist noch unsicher, wie hoch die Einkünfte aus der TV-Vermarktung ausfallen.

Für den HSV wäre es geringfügig besser, Holstein Kiel verpasste in der Relegation den Aufstieg. Stiege der 1. FC Köln neben Schalke 04 und Werder Bremen ab, fiele der HSV in der Fernsehgeldtabelle weiter zurück. Dann würden die Hamburger in der kommenden Saison noch rund 15 Millionen Euro erhalten. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren waren es etwa 30 Millionen Euro.

Allerdings lag der Gehaltsetat im Jahr 2017 noch bei 45 Millionen Euro. Schon damals gehörten Wood und Hunt zu den Topverdienern. Während Wood nach dem Abstieg trotz einer Gehaltsreduzierung von 30 Prozent mehr als zwei Millionen Euro kassierte, wurde Hunts Vertrag vor dem ersten Zweitligajahr neu verhandelt. Rund eine Million Euro soll er aber auch in der Zweiten Liga noch erhalten haben.

HSV wird trotzdem Topetat in der 2. Liga haben

Sportvorstand Boldt hatte die Gehaltsobergrenze vor dieser Saison auf 600.000 Euro jährlich begrenzt. Spieler wie David Kinsombi, Sonny Kittel oder Khaled Narey hatten ihre HSV-Verträge jedoch vor dem vereinseigenen Salary Cut abgeschlossen.

Mit den Abgängen vor allem von Wood, aber auch von Hunt und möglicherweise noch Jung könnte sich der Etat des HSV-Kaders nun auf Zweitliganormalmaß einpendeln. Trotzdem wird der HSV auch in der kommenden Saison wieder zu den Clubs mit dem höchsten Kaderbudget gehören. Das Ziel ist es daher, dass die größten Gehälter gleichzeitig auch die größten Leistungen nach sich ziehen. Das war in den vergangenen Jahren im Volkspark nicht der Fall.

Deswegen sagte Aufsichtsratschef Marcell Jansen am Freitag im Abendblatt-Interview: „Es muss eben auch die Frage nach der Leistungskultur gestellt werden. Ich erwarte von Topverdienern in unserem HSV Topleistungen.

HSV hofft auf 10.000 Fans zum Saisonstart

Am Dienstag wird Jansen dabei sein, wenn Finanzvorstand Frank Wettstein und Sportvorstand Boldt die abgelaufene Saison analysieren. Auf der Hauptversammlung der HSV Fußball AG, die erstmals digital stattfinden wird, müssen die Manager den Gesellschaftern und dem Aufsichtsrat ihre Planungen für das kommende Geschäftsjahr präsentieren.

Große Hoffnungen setzt der HSV in die Rückkehr der Fans. Nach Abendblatt-Informationen plant der Club zum ersten Heimspiel der Saison (23.–25. Juli) mit mindestens 10.000 Zuschauern.

Gut möglich, dass einer von ihnen dann Aaron Hunt heißt. Für einen offiziellen Abschied des ehemaligen Kapitäns hatte es bislang schließlich nicht gereicht.