Hamburg. Bei seinem Abschied wird Hrubesch einigen HSV-Profis eine Chance geben, deren Verbleib offen ist. Bekommt Hunt einen neuen Vertrag?
Horst Hrubesch suchte auch am Freitag wieder den Kontakt zu seinen HSV-Spielern. Erst nahm er Amadou Onana in den Arm, dann suchte er das Gespräch mit Moritz Heyer. Auch Rick van Drongelen spürte die Nähe des HSV-Trainers, der sichtlich darum bemüht war, seine Profis nach dem verpassten Aufstieg, aber vor dem letzten Saisonspiel am Sonntag gegen Eintracht Braunschweig (15.30 Uhr/Sky), wieder aufzurichten.
„Es geht darum, die Saison sauber und ehrlich zu Ende zu bringen“, stellte Hrubesch klar und gab ein Versprechen an alle enttäuschten Fans ab: „Wir werden zu 100 Prozent Gas geben und das Spiel für uns entscheiden.“
Das ist der Trainerplan beim HSV
Für den 70-Jährigen ist es eine Frage der Ehre, eine letztlich enttäuschende Saison vernünftig abzuschließen. Hinter den Kulissen haben dagegen längst die Planungen für die neue Saison begonnen. Der interne Zeitplan von Vorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel sieht vor, Anfang der kommenden Woche einen neuen Trainer zu präsentieren, der umgehend in die Kaderplanung involviert werden soll.
Denn Boldt und Mutzel treiben die strategische Ausrichtung für die Zukunft voran. Die Kernfrage lautet dabei: Welche Spieler des aktuellen Kaders sind der Situation in Hamburg gewachsen? Und welche Profis haben nun schon zu oft offenbart, dass sie sich beim HSV nicht mehr weiterentwickeln?
HSV will diese Spieler loswerden
Wer sich die Mühe macht, tiefer in die Analyse einzutauchen, der kommt zu dem Ergebnis, dass es an Wechselkandidaten beim HSV nicht gerade mangelt. Eindeutig ist die Situation nur bei Topverdiener Gideon Jung, der keine Perspektive mehr im Volkspark hat und den Club verlassen soll. Bei Rick van Drongelen, David Kinsombi und Jan Gyamerah hofft der HSV auf mögliche Angebote, die nach einer zähen Pandemie allerdings schwer zu erzielen sein dürften. Für van Drongelen und Gyamerah, deren Verträge 2022 auslaufen, ist es die letzte Möglichkeit, noch eine Ablöse zu erzielen.
Sogar ohne eine Transferentschädigung gehen dürfte Khaled Narey.
Auf einen Millionenerlös setzt der HSV bei Eigengewächs Josha Vagnoman, der sich bei der Finalrunde der U-21-EM (31. Mai bis 6. Juni) in den Vordergrund spielen soll. Mit der eingeplanten Ablöse könnte der Kader umstrukturiert werden, um die dringend benötigten Charakterspieler zu verpflichten.
Bekommt Hunt einen neuen HSV-Vertrag?
Offen ist zudem die Frage, ob Aaron Hunt (34) ein Angebot erhält, seinen auslaufenden Kontrakt zu stark reduzierten Bezügen zu verlängern. Hunt würde gerne bleiben. Dem Vernehmen nach soll auch der HSV nicht gänzlich abgeneigt sein. Die Meinungen innerhalb der sportlichen Führung gehen auseinander. Eine Entscheidung hängt auch vom neuen Trainer und dessen Einschätzung ab.
Hrubesch: HSV könnte Dudziak begnadigen
Dieser muss genauso darüber urteilen, ob der momentan suspendierte Jeremy Dudziak (25) wieder begnadigt wird. Horst Hrubesch, der den Mittelfeldspieler wegen zweimaliger Unpünktlichkeit aus dem Kader gestrichen hatte, könne sich „natürlich vorstellen“, dass Dudziak noch eine Zukunft beim HSV hat.
„Er ist ja ein begnadeter Fußballer, das darf man nicht vergessen“, sagte der Coach, der zugleich andeutete, dass er vom momentan frustrierten Dudziak nun erwarte, sich für seine Verfehlung zu entschuldigen, statt einen Schuldigen zu suchen. „Jeder macht mal Fehler, das ist kein Problem. Man muss aber auch dazu stehen“, sagte Hrubesch.
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Während Dudziak am Sonntag nur die Zuschauerrolle bleibt, kündigte Hrubesch mehr Einsatzzeit für einige Talente an. „Wir werden sicherlich einiges verändern“, sagte er. „Im Training haben sich viele junge Spieler angeboten, denen wir eine Chance geben werden.“
Überrascht Hrubesch mit David beim HSV?
Einer dieser jungen Spieler ist Jonas David (21), der nach Abendblatt-Informationen allerdings vor dem Absprung steht. Am Sonntag könnte der kaum berücksichtigte Defensivspieler letztmals für den HSV auflaufen – eventuell sogar von Beginn an in einer komplett neu formierten Innenverteidigung an der Seite von Rick van Drongelen (22). „Vielleicht laufen sie beide auf“, sagte Hrubesch über das mögliche Abwehrpärchen. „Sie haben sich das Vertrauen verdient.“
Spielpraxis sammeln darf voraussichtlich auch Ogechika Heil (20), dem Hrubesch eine gute Entwicklung bescheinigt. Der Coach überlegt sogar, den quirligen Mittelfeldspieler als Rechtsverteidiger auflaufen zu lassen, da mit Vagnoman, Gyamerah und Narey alle Alternativen auf dieser Position angeschlagen sind. Wahrscheinlicher ist aber, dass Allrounder Moritz Heyer mal wieder seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen darf.
Nach dem Ende seines Drei-Spiele-Intermezzos will Hrubesch der sportlichen Führung mitteilen, auf welche Profis der HSV in Zukunft setzen kann. „Es wäre auch dumm, wenn man das nicht tun würde“, stellte der Coach vor seinem letzten Spiel klar. „Dass ich meine Meinung habe, ist auch klar.“ Und die ist beim HSV gefragter als je zuvor.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
- HSV: Ulreich – Heyer, David, van Drongelen, Leibold – Kinsombi, Onana – Jatta, Kittel – Terodde, Meißner.
- Braunschweig: Fejzic – Wydra, Behrendt, Diakhite, Schlüter – Ben Balla, Nikolaou – Kaufmann, Kroos, Bär – Abdullahi.