Hamburg. Das Thema wird in der Kabine diskutiert, manche Profis sind verunsichert. HSV-Arzt Welsch und Sportmediziner Braumann über Corona.

Nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) für die Reihenfolge bei den Corona-Impfungen diskutiert auch der deutsche Profifußball: Sollten sich die Spieler schnell gegen das Sars-CoV-2-Virus impfen lassen? Abseits der Debatte, ob zum Start genügend Impfdosen zur Verfügung stehen, hat HSV-Arzt Dr. Götz Welsch eine klare Haltung: „Nach derzeitigem Stand würde ich nicht empfehlen, dass Spieler als erste Gruppe gegen das Coronavirus geimpft werden. Bei Fußballprofis hat man in der Mehrheit der mit Sars-CoV-2 Infizierten auch international gesehen, dass es zumeist milde Verläufe waren.“

Welsch sagte außerdem dem Abendblatt, die Profis seien körperlich topfit und gehörten keiner Risikogruppe an. „Die Gefahr einer Ansteckung auf dem Platz ist zudem äußerst gering.“ Doch auch unter den Spielern geht die Angst vor dem Coronavirus um, wie es intern heißt. Das Thema wird in der Kabine diskutiert. Gestandene Profis sind verwirrt.

Corona im Fußball: Impfen oder nicht

Der Hamburger Mediziner Dr. Michael Tank hatte im Abendblatt geschrieben, dass er momentan Spitzensportlern abrate, sich impfen zu lassen. Doch die Bedenken wurden zuletzt von Impfexperten und den klinischen Studien zerstreut. Prof. Jan Sperhake vom UKE etwa meinte: Es gehe „eben nicht darum, ob Covid-19 für den Einzelnen gefährlich ist, sondern um die Eindämmung einer Pandemie durch den kollektiven Immunschutz der Bevölkerung“.

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Sportmediziner Braumann: Es gibt ein Restrisiko, aber...

Der wohl erfahrenste Sportmediziner Hamburgs, Prof. Dr. Klaus-Michael Braumann, sagte dem Abendblatt: „Nach dem, was man bislang weiß über die Studien zu den Impfstoffen, soll es nur leichte Nebenwirkungen geben: Rötungen, Hautirritationen, leichte Unverträglichkeiten und möglicherweise eine erhöhte Temperatur. Es gibt natürlich ein Restrisiko. Aber ich würde mich sofort impfen lassen.“

Der Hamburger Sportmediziner Prof. Klaus-Michael Braumann
Der Hamburger Sportmediziner Prof. Klaus-Michael Braumann © picture alliance / Daniel Bockwoldt/dpa

Braumann sagte auch, er gebe HSV-Arzt Welsch aus dem Bauch heraus sofort recht. Fußballprofis müssten nicht als Erste geimpft werden. Braumann: „Die Sportmedizin versucht gerade ja auch nachzuweisen, dass Menschen mit einer guten körperlichen Fitness grundsätzlich mildere Verläufe (einer Corona-Erkrankung, die Red.) haben. Es ist allerdings auch für Fußballprofis zweischneidig, denn sie haben ja womöglich auch eine Familie und eine Oma, die sie nicht infizieren sollten, weil bei ihr das Risiko eines schweren Corona-Verlaufs größer ist.“ Also sollten auch die in einer „Blase“ lebenden Spieler sich pandemiekonform verhalten.

Braumann erinnerte gleichzeitig daran, dass man auch als Normalbürger sich zumindest anstrengen sollte, eine mögliche Erkrankung so glimpflich wie möglich ablaufen zu lassen. „Meine Botschaft im Lockdown wäre: Jeder sollte etwas für die Fitness tun, so schnell wie möglich sollte auch den Bürgern wieder Sport ermöglicht werden. Frau Merkel hat ja bereits im Frühjahr darauf hingewiesen, dass einmal Sport am Tag sinnvoll ist. Das hat sie gut erkannt. Das hat einfach auch präventiven Charakter. Man hätte im Sommer das Infektionsgeschehen und vor allem die Ausbreitungswege besser untersuchen können. Ich möchte aber auch kein Politiker sein, der über einen Lockdown entscheidet.“

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