Hamburg. Der HSV steht vor einem schwierigen Transfersommer. Doch genau deshalb sieht Boldt in Trainer Thioune eine Chance.
Jonas Boldt vermittelte einen klaren Eindruck, wie es um die Finanzen des HSV steht. "Uns wurde immer klarer, dass wir unseren Kurs anpassen und viel mehr auf den Schwerpunkt Entwicklung wertlegen müssen", sagte der Sportvorstand am Montag bei der Vorstellung des neuen Trainers Daniel Thioune. Dieser sei für diesen Kurs genau der richtige Mann und er verkörpere das Ziel Entwicklung mit Haut und Haaren.
Wie die HSV-Finanzen Transfers beeinflussen
Mit anderen Worten: Der HSV hat kein Geld für einen Großangriff auf dem Transfermarkt. Nach dem Absprung von Emirates (zahlte jährlich 1,4 Millionen Euro) hat der HSV aktuell nicht mal mehr einen Hauptsponsor. Und auch Investor Klaus-Michael Kühne will in Zukunft nicht mehr vier Millionen Euro dafür zahlen, dass das Volksparkstadion weiterhin Volksparkstadion heißt. Hinzu kommt die anhaltende Corona-Krise, wodurch Ticket- sowie VIP- und Logen-Einnahmen wegbrechen.
"Die wirtschaftlichen Möglichkeiten sind nicht besser geworden", sagt Boldt, der vor einem schwierigen Transfersommer steht. "Es gilt nun andere, kreative Lösungen zu finden." Eine dieser Lösungen könnte Osnabrücks Defensiv-Allrounder Moritz Heyer sein, der sich beim VfL unter Thioune prächtig entwickelt hat. Ob der Coach seinen Zögling nach Hamburg mitbringen werde, bleibe ein Geheimnis, sagte Thioune.
Kein Geheimnis machte der neue Coach dagegen aus der Tatsache, dass die Abwehr die größte Baustelle beim HSV sei. Nach dem Kreuzbandriss von Rick van Drongelen und dem Abgang von Timo Letschert will der Club mindestens zwei neue Innenverteidiger verpflichten.
Die HSV-Trainer seit 2008
Dabei muss sich der HSV allerdings in einem anderen Regal als in den Vorjahren bedienen, denn große Sprünge auf dem Transfermarkt sind im dritten Zweitligajahr in Serie nicht mehr möglich. Erschwerend kommt hinzu, dass Leistungsträger wie Tim Leibold oder Jeremy Dudziak den HSV noch verlassen könnten, um das nötige Geld in die leere Kasse zu spülen. "Wir sind in einer Situation, in der kein Spieler unverkäuflich ist", stellte Boldt klar.
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Warum sich Boldt für Thioune entschied
Für den Manager, der sich vordergründig um die strategische Ausrichtung des Clubs kümmert, war es deshalb wichtig, einen Trainer zu verpflichten, der sich nicht nur als Entwickler versteht, sondern der auch mit dem vorhandenen Spielerpersonal zufrieden ist.
Anders als Dieter Hecking, der trotz 15 Neuzugängen in der abgelaufenen Saison ein gesamtes Jahr lang auf die Schwächen des Kaders hinwies, wird Thioune keine größeren Transferforderungen stellen. "Ich gehe hier nicht mit der Axt durch den Wald", sagte der 45-Jährige. Vielmehr erklärt er sich bereit, aus dem vorhandenen Spielermaterial das Maximum herauszuholen.
"Der Kader verfügt über einen Großteil an Spielern, mit denen der Trainer sehr gerne zusammenarbeitet", sagte Boldt. Profis wie Josha Vagnoman, Sonny Kittel und Dudziak besäßen ein "brutales Potenzial", ergänzte Thioune. "Es liegt an mir, dieses Potenzial zu entwickeln." Genau dafür hat ihn der HSV verpflichtet.