HSV gegen FC St. Pauli: Sturmjuwel Kandidat für Startelf. Öffentliches Training am Sonnabend. Aktion des Miniatur Wunderlandes.
Was sich Titz vom öffentlichen Training erhofft
Die Mannschaft des HSV verbrachte die Nacht nach dem 0:0 in Fürth. Dort brachen die Spieler nach dem gemeinsamen Auslaufen am Mittag per Zug zurück nach Hamburg auf – und trafen verspätet in Hamburg ein. Die Bahnstrecke zwischen Hannover und Hamburg war zwischenzeitlich gesperrt.
An diesem Sonnabend wird im Volkspark ausnahmsweise öffentlich trainiert (13.30 Uhr) – genau 24 Stunden vor dem Anstoß des Lokalderbys gegen den FC St. Pauli. "Wir wollten uns und die Fans noch einmal auf dieses ganz besondere Spiel einstimmen", sagte Trainer Christian Titz bei der Pressekonferenz am Freitagnachmittag. Es sei nach dem Spiel und der langen Reise ohnehin schwierig, an taktischen Feinheiten fürs Derby zu arbeiten.
Lob für Ex-Schützling Allagui
Der HSV rechnet mit einem großen Andrang am Trainingsgelände. Titz: "Der morgige Tag wird den Jungs aufzeigen, um wie viel es am Sonntag geht." Für die Motivation der Mannschaft müsse er allerdings nichts tun. Die Vorfreude sei schon am Donnerstagabend nach dem Spiel in Fürth in der Kabine zu bemerken gewesen. Er selbst müsse eher "schauen, dass keiner seiner Spieler überdreht".
Auf dem Spielfeld erwartet Titz "zunächst einen Abnutzungskampf", bedingt durch die besondere Anspannung und Motivation beider Mannschaften. Man sei vor dem Gegner gewarnt: "St. Pauli hat gezeigt, dass sie eine gute Mannschaft haben. Sie verteidigen gut und haben im Spiel nach vorn zwei, drei Zielspieler mit hoher Qualität".
Einen von ihnen kennt Titz aus dem Effeff: Stürmer Sami Alllagui (32), den er 2002 von Fortuna Düsseldorf in die Jugend von Alemannia Aachen holte und auch privat trainierte. Titz: "Ich schätze ihn als Spieler und als Mensch. Unser gutes Verhältnis muss am Sonntag einmal ruhen."
Fundstücke zum Derby – lesenswert
Beim letzten Derby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli hat das Hamburger Abendblatt besondere Derby-Momente von Reportern und Redakteuren gesammelt. Es geht um Kuriositäten, Jubel und viel Schmerzhaftes. Hier finden Sie ausgewählte Stücke zum Nachlesen:
Hagenbeck und der Streichelzoo
Mit Dylan in der falschen Arena
Fiete Arp mit provozierendem Instagram-Bild
Was für eine Aufregung vor dem Derby, das ohnehin mit viel Aufregung verbunden ist: HSV-Stürmer Fiete Arp (18) hat offenbar die sozialen Medien genutzt, um seine große Verbundenheit zum Verein und seine Abneigung zum FC St. Pauli drastisch auszudrücken.
Als Profilbild bei Instagram tauchte bei Fiete Arp am Freitag ein "Fuck FCSP" auf. Diese wenig schmeichelhafte Abwertung des Stadtrivalen dürfte als Provokation aufgefasst werden, die weit über das Sportliche hinausgeht. Wir haben hier einen Screenshot, der das zunächst veränderte Profilbild dokumentiert.
Am Freitagnachmittag hatte Arp das Profilbild wieder "neutralisiert" und ein Foto von sich eingefügt. Damit wird sicherlich der Konflikt zunächst entschärft. Doch Beobachter rechnen damit, dass Arp als das Hamburger Talent in Stadtteilen rund um die Reeperbahn nicht mehr so freudig empfangen wird. Fußballfans haben Elefantengedächtnisse.
Titz kritisiert Aktion – und stellt Arp Startelf in Aussicht
Bei seinem Trainer erntete Arp für die Provokation Tadel, aber auch Verständnis. "Fiete ist ein ganz spezieller junger Mann", sagte Christian Titz bei der Pressekonferenz am Freitagnachmittag, "wenn es in der Jugend gegen den FC St. Pauli ging, war er immer bis in die Haarspitzen motiviert. Aber das ging ein Stück zu weit."
Der Post sei sicher nicht als Aufruf zur Gewalt verstehen. Titz: "Es zeigt nur, wie sehr er für dieses Spiel brennt. Fiete hat das gleiche Ansinnen wie wir: ein friedvolles Derby am Sonntag."
Arp sei sogar ein Kandidat für die Startelf, schon aufgrund seiner besonderen Motivation: "Das kann durchaus passieren. Er trainiert von Woche zu Woche besser, und wenn er ins Spiel kam, hatte er immer gute Aktionen." Arp, Shootingstar der vergangenen Saison, brachte es in der 2. Bundesliga bislang nur auf zwei Kurzeinsätze.
Fahndung nach Randalierern
Das (vorerst) letzte Bundesligaspiel des HSV am 12. Mai im Volksparkstadion gegen Borussia Mönchengladbach hat ein ernstes Nachspiel. Nach der Fan-Randale sucht das Hamburger Landeskriminalamt die beteiligten Täter. Man fahnde mit Bildern aus Überwachungskameras nach 17 Männern.
Die Fans sollen "pyrotechnische Gegenstände entzündet und zum Teil auf das Spielfeld geworfen" haben. Die Randalierer sollen sich unter einer aufgespannten Fahne vermummt haben. Zeugen können sich beim Hinweistelefon der Polizei Hamburg melden: Telefon 040 4286-56789.
HSV-Abstieg: Randale im Volksparkstadion
Randale beim letzten HSV-Bundesligaspiel
Sky erwartet hohe TV-Zuschauerzahl
Sogar der Pay-TV-Sender Sky freut sich aufs Derby – mit Blick auf die TV-Quote natürlich. Wie der Sender in sozialen Medien verbreitete, haben schon beim Spiel des HSV in Fürth 340.000 Menschen zugesehen, was für Sky ein toller Wert ist. Beim Derby am Sonntag werden noch mehr Zuschauer erwartet.
Kauczinski: Alle werden sich zerreißen
St. Paulis Trainer Markus Kauczinski hat vom Trainingsgelände an der Kollaustraße in Niendorf freundliche "Hinweise" Richtung Stellingen geschickt: Das Derby habe keinen klaren Favoriten. "Nominell ist der HSV sicher eines der stärksten Teams der Liga. Was wir vielleicht weniger haben, wollen wir aber mit hat Herz und Leidenschaft wettmachen. Alle werden sich zerreißen."
Das Derby im Hamburger Miniatur Wunderland
Für das Derby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli am Sonntag (13.30 Uhr Volksparkstadion, live bei Sky und bei abendblatt.de) gibt es schon lange keine Karten mehr. Auch die 15.000 Tickets für das Public Viewing im Millerntorstadion auf St. Pauli sind vergriffen. Das Stadion öffnet um 12 Uhr. Vor der Gegengeraden und der Südkurve werden Großbildleinwände aufgestellt. Der Zutritt in HSV-Farben ist nicht gestattet. Doch ein besonderer Moment des ersten Hamburger Derbys in der Zweiten Liga wird sogar verewigt: Im Miniatur Wunderland wird das dort installierte Volksparkstadion „aktualisiert“.
Miniatur Wunderland verewigt Derby-Szene
Wie die Braun-Brüder auf Facebook mitteilten (in rosa HSV- und braunem St.-Pauli-Trikot), werde das Ergebnis im Miniatur Wunderland „angepasst“. Dort findet jeden Tag mehrmals das Derby statt. Beim HSV-St.-Pauli-Duell an diesem Sonntag werde exakt der Spielzug der 30. Minute nachgestellt. „Also liebe Spieler, wenn ihr euch ein kleines Denkmal setzen wollt, macht doch exakt bei Minute 30 etwas Verrücktes“, sagen die Braun-Brüder. Ein Kommentator fragte schon, ob Flitzer auch nachgestellt würden …
Titz: Das Spiel des Jahres
Trainer Christian Titz sagte nach dem Donnerstagspiel über die Formation der Doppel-Sechs: „Eigentlich hätten wir auch einen vorschieben können. Aber es hat der Mannschaft vom Gefühl her gutgetan, einfach nicht so anfällig zu sein. Bis auf die ersten Minuten haben wir auch kaum etwas zugelassen.“ Ob das reicht für das Derby? Plant Titz wieder eine Rotation, mit der er in den ersten Spielen erst Erfolg und sich dann vergriffen hatte?
„Ich blicke dem Derby mit großer Vorfreude entgegen, weil ich ja auch ein großes Fußballherz habe. Es gibt nichts Schöneres, als wenn man so ein Duell in der Stadt hat.“ Titz setzt auf besonnene Fans: „Im Stadion wird eine außergewöhnlich gute Atmosphäre herrschen. Das erhoffe ich mir von beiden Fanlagern: Dass sich die Rivalität auf den sportlichen Bereich beschränkt und sie ihre jeweilige Mannschaft anfeuern. In Hamburg ist das für die Menschen das Spiel des Jahres."
HSV-Urgestein Willi Schulz über das Derby
Das Hamburger Fußball-Idol Will Schulz erwartet einen Erfolg des HSV im Derby. „Was soll ich anderes sagen? Natürlich erwarte ich einen HSV-Sieg, denn die Mannschaft bringt auch nach dem Abstieg ja einiges aus der 1. Liga mit“, sagte Schulz. Allerdings sollte sich der Hamburger SV auf einen Gegner einstellen, der „immer gefährlich“ ist. „Die St. Paulianer machen in der 2. Liga einen guten Job“, sagte der 79 Jahre alte Ex-Nationalspieler. Schulz wird am kommenden Donnerstag 80 Jahre alt.
Derby, Fans, Sicherheit: Polizeisprecher Timo Zill im Video