Wechselverbot für Douglas Santos. Wolf verliert Kampf um Nummer eins. Hunt vor Comeback. Papadopoulos erhält länger Gehalt.
Jairo erleidet Totalschaden im Knie
Die Befürchtungen haben sich bestätigt. HSV-Neuzugang Jairo Samperio (25) hat sich beim Training am Donnerstag schwer am rechten Knie verletzt. Beide Kreuzbänder sowie das Innenband seien beschädigt, teilte der HSV am Nachmittag mit – ein Totalschaden. Der spanische Linksaußen soll Anfang kommender Woche operiert werden. „Das ist natürlich ein Schock. Vor allem für ihn tut es mir unheimlich leid. Er ist ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft und war auf einem guten Weg, an seine alte Leistungsstärke anzuknüpfen. Wir werden alles dafür tun, um ihn in der schweren Reha-Phase bestmöglich zu unterstützen“, sagt Sportvorstand Ralf Becker.
Dass Jairo in dieser Saison noch einmal zum Einsatz kommt, ist angesichts der Schwere der Verletzung unwahrscheinlich. Möglicherweise bestreitet der frühere Mainzer auch gar kein Spiel mehr für den HSV – sein Vertrag gilt nur für ein Jahr.
Was war passiert? Der spanische Linksaußen war nach einem Kopfballduell mit Gmeiner unglücklich aufgekommen, hatte sich dabei das rechte Knie verdreht und war mit einem lauten Schrei zu Boden gesunken. Die Mitspieler eilten herbei und versuchten den schluchzenden Jairo zu trösten. Das lädierte Gelenk wurde umgehend bandagiert.
Athletiktrainer Daniel Müssig fuhr Jairo schließlich in Begleitung von Physiotherapeut Andreas Thum mit einem Golfcart vom Platz. In der Kabine sollte eine erste Untersuchung erfolgen. Sportvorstand Ralf Becker, der Augenzeuge des Unfalls war, fürchtete gleich das Schlimmste: „Das sieht nicht gut aus.“ Er sollte leider recht behalten.
Jairo (25) war in seiner Profikarriere bislang von schwereren Verletzungen verschont geblieben. Am schwersten erwischt hat es ihn vor zwei Jahren, als er wegen einer Innenbandverletzung sechs Wochen ausfiel und neun Spiele für den FSV Mainz verpasste. Das Abendblatt wünscht gute Besserung!
Arp oder Lasogga? Becker: "Es ist das, was wir wollen"
Vier Tage sind es noch bis zum ersten Montagabendspiel des HSV in der 2. Bundesliga. Ein bisschen Zeit bleibt Trainer Christian Titz somit noch, um zu entscheiden, wen er gegen Arminia Bielefeld (20.30 Uhr, Volksparkstadion/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) im Sturm beginnen lässt.
Einen Bewerber darf man wohl bereits streichen: Manuel Wintzheimer (19). Der Neuzugang konnte sich zwar am vergangenen Sonnabend mit einem Tor für die zweite Mannschaft wieder etwas ins Blickfeld rücken, scheint aber bei Titz nicht erste Wahl zu sein. Das hatte der Trainer bereits am Dienstag durchblicken lassen, als er die Stärken seiner Stürmer verglich – dabei aber Wintzheimer weitgehend ausließ.
Stattdessen dachte Titz laut über Spielmacher Aaron Hunt als Option nach. Der Kapitän konnte allerdings erst an diesem Donnerstag erstmals nach mehr als drei Wochen wieder beschwerdefrei trainieren. Und es ist ja nicht so, dass der HSV im Sturm große Not litte. Sowohl Pierre-Michel Lasogga (zweimal) als auch Fiete Arp haben am Sonnabend beim 5:3-Pokalsieg beim TuS Erndtebrück getroffen. Für Arp (18) war es schon das vierte Saisontor, nachdem er drei für die U21 in der Regionalliga erzielt hatte.
"Wir haben alle das Gefühl, dass Fiete wieder ein anderer Typ ist", sagte Sportvorstand Ralf Becker. Die vergangene Saison sei für die größte Sturmhoffnung des Clubs nicht einfach gewesen: der Hype um sein plötzliches Bundesligadebüt, der Abiturstress, die ungeklärte Zukunft, der Abstieg, das Millionenangebot des FC Bayern – all das mündete wohl in der kleinen Schaffenskrise.
Die scheint Arp jetzt überstanden zu haben. Becker: "Fiete ist wieder da und haut sich rein." Am Dienstag und Mittwoch berief Titz den Youngster im Training in seine A-Mannschaft. Am Donnerstag dann bekam Lasogga (26) seine Chance. Die Entscheidung dürfte erst nach dem nicht öffentlichen Abschlusstraining am Sonntagabend fallen. Wenn es nach Becker geht, soll sie Titz möglichst schwerfallen: "Alle Stürmer haben den Anspruch zu spielen. Wir wollen da einen harten Kampf haben. Es ist das, was man sich wünscht."
Becker: Wechselverbot für Douglas Santos
Wechselt Douglas Santos noch und, wenn ja, für wie viel? Das war die Frage, die den HSV in den vergangenen Wochen umtrieb. Erst am Mittwoch lehnte der Verein ein Angebot des russischen Spitzenclubs Zenit St. Petersburg ab – das aber mit einer Ablöse von angeblich zehn Millionen Euro deutlich unter der Schmerzgrenze des HSV gelegen haben soll. Zuvor war über einen Wechsel zu Leverkusen und Schalke spekuliert worden.
Doch nach dem Willen von Sportvorstand Ralf Becker ist jetzt Schluss mit dem Poker um den Linksverteidiger. "Grundvoraussetzung für einen Transfer wäre, dass wir uns sportlich so aufstellen, dass wir unsere Ziele auch ohne ihn erreichen können. Aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir uns als Verein klar positionieren wollen und ein Abgang für uns nicht mehr infrage kommt", sagte Becker in einer Medienrunde am Donnerstagmittag. "Wir planen mit Douglas die nächste Runde."
Anders gesagt: Auch bei einer ohnehin utopischen 25-Millionen-Euro-Offerte würde der HSV den Olympiasieger nicht ziehen lassen, weil zu diesem Zeitpunkt kein adäquater Ersatz mehr zu finden wäre. Douglas Santos (24) war vor zwei Jahren für 6,5 Millionen Euro vom Clube Atlético Mineiro Belo Horizonte geholt worden.
Wehlmann wechselt nach Darmstadt
Und noch ein ehemaliger HSV-Torhüter macht am Donnerstag von sich reden: Carsten Wehlmann übernimmt zum 15. September bei Darmstadt 98 den neu geschaffenen Posten des Sportkoordinators. Der 46 Jahre alte Ex-Profi kommt vom Zweitligakonkurrenten Holstein Kiel, für den er akktuell als Chefscout arbeitet.
Wehlmann soll bei den "Lilien" unter anderem konzeptionelle Aufgaben im Bereich der Kaderplanung sowie im Scouting übernehmen. „Mit seinem Netzwerk und seinem Wissen verschafft uns Carsten Wehlmann zusätzliche Kompetenz in unterschiedlichen Bereichen. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm und bin davon überzeugt, dass wir durch ihn noch besser aufgestellt sein werden“, sagte Darmstadts Cheftrainer Dirk Schuster.
Wolf verliert Kampf um Nummer eins
In der Aufstiegssaison war Raphael Wolf der große Rückhalt von Fortuna Düsseldorf. In 31 von 34 Spielen stand der 30-Jährige im Tor des Zweitligameisters und blieb dabei siebenmal ohne Gegentor. Allerdings profitierte der Wolf vom langen Ausfall Michael Rensings, der einen komplizierten Rippenbruch hatte.
Jetzt ist Rensing (34) wieder fit – und der frühere HSV-Torwart muss sich erst einmal hinter ihm anstellen. Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel erklärte Rensing vor dem Bundesliga-Auftaktspiel gegen den FC Augsburg am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) zu seiner Nummer eins. "Ich habe mich von meinem Bauchgefühl leiten lassen“, sagte Funkel. Noch am vergangenen Sonntag hatte Wolf beim 5:0-Sieg im DFB-Pokal in koblenz im Düsseldorfer Tor gestanden.
Der gebürtige Münchner Wolf kam 2004 als B-Jugendlicher zum HSV und wurde von den Hamburgern 2007 zum Profi befördert. Allerdings kam er nur für die zweite Mannschafft zum Einsatz, bevor er 2009 zum Kapfenberger SV nach Österreich wechselte. 2012 bis 2017 stand er bei Werder Bremen unter Vertrag.
Hamburg, 11 Uhr, die Wade hält: Hunt vor Saisondebüt
Spielmacher Aaron Hunt könnte am Montag im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld (20.30 Uhr, Volksparkstadion/Sky) sein Saisondebüt feiern. Der Kapitän konnte am Donnerstagvormittag bei der letzten öffentlichen Vorbereitungseinheit das Training wiederaufnehmen.
Hunt (31) hatte im Training am 31. Juli einen Faszienriss in der Wade erlitten und die ersten drei Pflichtspiele der Saison verpasst. Einen ersten Comebackversuch hatte er am Dienstag vorsichtshalber abgebrochen, weil der Unterschenkel erneut Probleme machte. Am Mittwoch hatte Hunt ein Infekt außer Gefecht gesetzt.
Hunts Rückkehr eröffnet Trainer Christian Titz eine weitere Option für den Sturm. Auch Gotoku Sakai, Hunts Vorgänger im Kapitänsamt, meldete sich nach einer Prellung im Training zurück. Tobias Knost, einer von Sakais Backups auf der Position des rechten Verteidigers, fehlte wegen schulischer Verpflichtungen. Für ihn rückte U-21-Spieler Fabian Gmeiner auf. Dagegen wurde Offensivspieler Bakery Jatta geschont.
Dass Hunt die Einheit vorzeitig nach einer Stunde beendete, war ausnahmsweise so auch geplant gewesen.
HSV Aufstiegsfavorit Nummer zwei
Nach den ersten beiden Spieltagen der 2. Bundesliga belegt der HSV in der Tabelle mit drei Punkten den achten Platz. Aber für den Sportwettenanbieter Bwin ist die Sache klar: Der HSV steigt auf. Wer darauf setzt, erhält für einen Euro nur 1,85 Euro zurück. Topfavorit ist aber Mitabsteiger 1. FC Köln. Im Fall des Wiederaufstiegs zahlt Bwin nur eine Quote von 1,20.
Alle anderen Vereine sind Außenseiter. Am ehesten trauen die Buchmacher noch dem FC Ingolstadt 04, Holstein Kiel (beide Quote 4,75), dem VfL Bochum und Union Berlin (beide 6,50) den Aufstieg zu. Tabellenführer FC St. Pauli würde vergleichsweise viel Geld bringen (10,00).
Papadopoulos erhält länger Lohn
Wenn sich ein Fußballprofi schwerer verletzt hat er doppeltes Pech. Erstens kann er seinem Beruf nicht nachgehen. Zweitens muss er große finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Nur sechs Wochen lang erhält er vom Verein das volle Gehalt, dann greift der Unfallversicherungsschutz der Berufsgenossenschaft – und der fällt wesentlich niedriger aus. Eigentlich.
Nicht so bei Kyriakos Papadopoulos. Obwohl als verletzungsanfällig bekannt, ließ sich der griechische Innenverteidiger von den damaligen HSV-Bossen Heribert Bruchhagen und Jens Todt laut einem „Bild“-Bericht eine doppelte Lohnfortzahlung in den Vertrag schreiben. Heißt: Jetzt, da er mit einem Knorpelschaden ausfällt, bekommt Papadopoulos drei Monate lang sein volles Gehalt überwiesen – bis zum 18. Oktober summiere sich das auf 625.000 Euro.
Erst dann belastet Papadopoulos nicht mehr den Gehaltsetat des HSV. Ein Schelm, wer vermutet, die neue Vereinsführung hätte diese Information durchsickern lassen, um sich selbst in besseres Licht zu rücken.
Becker mit Transferbilanz zufrieden
Apropos Gehaltsetat: Der ist nach dem Abstieg deutlich geschrumpft. Das Ziel, ihn von 56 auf 28 Millionen Euro zu halbieren, habe der neue Sportvorstand Ralf Becker fast erreicht, rechnet der „Kicker“ vor. Zudem habe der HSV im Sommer einen Transferüberschuss von 17 Millionen Euro erzielt.
Er hätte wohl noch größer ausfallen können, hätte man Alen Halilovic nicht ablösefrei an den AC Mailand abgegeben und Filip Kostic an Eintracht Frankfurt nur verliehen. Leidtragender war in diesem Fall allerdings vor allem Investor Klaus-Michael Kühne, der 2016 dem HSV das Geld vorgestreckt hatte, um die beiden zu verpflichten. Auf eine Rückzahlung seines Darlehens muss er nun weitgehend verzichten.
Rechnet man die Entwicklung des Marktwerts mit ein, hat der HSV in diesem Sommer ein dickes Minus gemacht. Für zwölf Spieler, die den Verein zur neuen Saison verlassen haben und für die der HSV zusammen 55,3 Millionen Euro investiert hatte, nahm der Club aktuell nur 19,1 Millionen Euro ein.
Beispiel Kostic: Für den Linksaußen, mit 14 Millionen Euro teuerster Einkauf der Vereinsgeschichte, streicht der HSV in den kommenden zwei Jahren nur eine mickrige Leihgebühr von insgesamt 1,2 Millionen Euro ein. Für Becker ist das aber "in Anbetracht der Gesamtsituation eine gute Lösung". Soll heißen: Den Gehaltsetat belastet der serbische Großverdiener nicht mehr.
„Was an Ablösesummen draufgegangen ist, müssen wir ausblenden“, sagt Becker, „es ging uns darum, sich mit unserer Situation auseinanderzusetzen und anzupacken. Jeder weiß, dass der HSV sehr gut bezahlt hat.“
Reicht der AC Mailand Halilovic weiter?
Die Vergangenheit könnte den HSV im Fall von Alen Halilovic allerdings noch einmal einholen. Angeblich will der AC Mailand den Kroaten trotz Dreijahresvertrags schon wieder loswerden. Das berichtet die spanische Zeitung „Mundo Deportivo“.
Grund: Nach den Verpflichtungen von Samu Castillejo und Diego Laxalt soll Halilovic befürchten, zu wenig Einsatzzeit zu bekommen, Er habe deshalb bereits seine Berater eingeschaltet. Die seien unter anderem mit den spanischen Erstligisten Girona und Espanyol Barcelona in Kontakt.
Immerhin: Sollte Milan für Halilovic eine Ablöse kassieren, müsste der italienische Club den HSV mit 20 Prozent am Erlös beteiligen.
Restkarten für Fürth zu haben
Der HSV hat am Donnerstag mit dem freien Vorverkauf für das Auswärtsspiel bei der SpVgg Greuther Fürth begonnen. Obwohl das Spiel an einem Donnerstagabend (27. September, 20.30 Uhr) ausgetragen wird, ist das Kontingent von rund 1800 Karten nahezu ausverkauft. Restbestände sind im Ticketshop auf HSV.de noch zu erwerben.
Doll geht erhobenen Hauptes
Thomas Doll, früherer HSV-Star und -Trainer, ist enttäuscht über seine Entlassung bei Ferencvaros Budapest, blickt aber dennoch mit Stolz zurück. „Es war eine überragende, tolle Zeit hier“, sagte der 52-Jährige dem „Kicker“, „wir hatten tolle Erfolge mit der Meisterschaft 2016 und drei Pokalgewinnen. Wir haben viele Spieler weiterentwickeln können, die dann ins Ausland gewechselt sind. Wir haben das Optimale herausgeholt und können erhobenen Hauptes gehen.“
Doll, der in der ungarischen Hauptstadt wohnen bleiben will, war wie auch sein Assistent Ralf Zumdick am Montag überraschend entlassen worden, obwohl der Club die Tabelle nach fünf Spieltagen mit 13 Punkten anführt. Die „Bild“-Zeitung wittert schon ein Komplott. Im Hintergrund sei gegen den früheren Nationalspieler Stimmung gemacht worden.
Ferencvaros hatte am Mittwoch Serhij Rebrow (44) als Nachfolger vorgestellt. Der Ukrainer war zuletzt bei Al-Ahli in Saudi-Arabien tätig.