Behrami verkündet Nati-Rauswurf, doch hat er recht? HSV-Tickets fürs Stadtderby extrem teuer. Titz stellt Team und System um.

Lasogga verteidigt Titz' System

Gegen Kiel saß er zunächst auf der Bank. Erst nach dem 0:1-Rückstand wurde Pierre-Michel Lasogga unter großem Beifall der HSV-Fans eingewechselt. Den Spielstand konnte der Stürmer aber auch nicht mehr drehen. Und so blieb es auch für Lasogga ein Abend zum Vergessen. Auch wenn er sich eigentlich in der Startelf sieht, hegt der bullige Angreifer keinen Groll über seine Reservistenrolle. „Wenn ein Spieler gerne auf der Bank sitzt, hat er wahrscheinlich den falschen Beruf gewählt. Jeder von uns will spielen", sagte Lasogga bei Sky. "Der Trainer entscheidet, wer für das Spiel die geeigneten elf Mann sind. Dann muss man sich für das Team opfern, auf seine Chance hoffen und bei der Einwechslung Gas geben. Das habe ich gemacht, es hat leider nicht viel gebracht, aber ich habe es versucht.“

Der sich nach der Auftaktpleite durch die Stadt ziehende Unruhe kann der mit 3,4 Millionen Jahresgehalt teuerste Zweitligaspieler aller Zeiten nichts abgewinnen. Vor allem der in manchen Medien für sein vermeintlich nicht zweitligataugliches System kritisierte Trainer Christian Titz erhielt Unterstützung von Lasogga. „Jeder muss Ruhe bewahren. Der Trainer hat eine Philosophie, an die sich alle Spieler gewöhnt haben. Wir haben sie fast zu 100 Prozent verinnerlicht", sagte der 26-Jährige.

Und das, obwohl Lasogga für die Spielidee seines Trainers nicht die optimalen Voraussetzungen mitbringt. Denn Titz setzt in der Offensive mit Vorliebe auf schnelle, technisch versierte Spieler, die flexibel die Positionen während des Spiels wechseln können. Dafür opfert Titz auch gerne mal die einzig nominelle Spitze für eine sogenannte "falsche Neun".

Trainer Titz erklärt Lasogga, was er von ihm erwartet. Der Stürmer steht hinter der Spielphilosophie seines Chefs
Trainer Titz erklärt Lasogga, was er von ihm erwartet. Der Stürmer steht hinter der Spielphilosophie seines Chefs © Witters

Gegen Kiel startete Narey in der Spitze und löste sich immer wieder mit Jairo ab. In Sandhausen könnte nun aber Lasogga in die Startelf rücken (siehe unten). "Ich glaube, dass wir mit diesem neuartigen System in den nächsten Wochen erfolgreich sein werden und das Ganze dann auch schnell wieder in die positive Richtung geht. Wir sollten jetzt nicht alles infrage stellen und in Hektik verfallen. Der Trainer hat einen Plan und wir stehen voll hinter ihm“, sagt der Torjäger, dessen Art im Sturm zu spielen vom Aussterben bedroht ist. "Für mich war das neue System eine Umstellung,aber ich bin optimistisch, dass es Woche für Woche für mich positiver laufen wird."

Nati-Aus? Wirbel um Behrami

Der frühere HSV-Profi Valon Behrami darf nach eigenen Angaben nicht mehr für die Schweizer Nationalmannschaft spielen. Der 33 Jahre alte Mittelfeldspieler twitterte ein schwarz-weißes Foto von sich selbst mit den Worten "Meine internationale Karriere ist zu Ende", versehen mit einer Schweizer Flagge. Gegenüber dem Schweizer TV-Sender RSI erhob Behrami schwere Vorwürfe gegen Nationaltrainer Vladimir Petkovic. Sein Rauswurf habe politische Gründe. "Petkovic kann sagen, was er will. Dieser Entscheid wurde von einer Person getroffen, die nichts vom Fußball versteht.

Marco Von Ah, Mediensprecher des Schweizer Fußballverbandes, bestätigte Behramis Nati-Ende nicht, räumte aber ein Telefongespräch zwischen Petkovic und dem gebürtigen Kosovaren ein. Ob Behrami dabei mitgeteilt wurde, nie wieder nominiert zu werden? Bei der WM war der kampfstarke Mittelfeld-Abräumer noch Stammspieler und galt als Anwärter für das Kapitänsamt als Nachfolger von Stephan Lichtsteiner, der laut Behrami neben Gelson Fernandes und Ex-HSV-Profi Johan Djourou ebenfalls nicht mehr für die Nati berücksichtigt werden soll.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Vorverkauf für Stadtderby startet

Am 30. September (13.30 Uhr) empfängt der HSV den FC St. Pauli. Für das erste Stadtderby seit sieben Jahren – und das erste überhaupt in der 2. Bundesliga – beginnt an diesem Dienstag (7. August) um 8 Uhr der Vorverkauf. HSV-Mitglieder können ausschließlich über den Onlineshop maximal zwei Karten erwerben.

Und die haben ihren Preis. Der günstigste Sitzplatz – im Oberrang der Nord- und der Südtribüne – kostet 37 Euro. Wer allerbeste Sicht haben will, muss stolze 85 Euro zahlen. Damit wurde das zweitklassige Stadtderby exakt so eingepreist wie das letztjährige Nordderby gegen Werder Bremen – nur dass das ein Erstligaspiel war.

Einlasskontrolle am Volksparkstadion
Einlasskontrolle am Volksparkstadion © WITTERS | Tim Groothuis

Der erste Verdacht scheint sich zu bestätigen: Während die Dauerkartenpreise nach dem Abstieg teilweise deutlich gesenkt wurden, bleibt der HSV bei der Preisgestaltung für den Einzelkartenverkauf erstklassig. Nicht alle Fans haben dafür Verständnis. "Die Preise sind ja echt 'ne Frechheit", schreibt Facebook-User Danny Glates: "Ich weiß, Angebot und Nachfrage, aber im Vergleich zu den anderen Spielen echt 'ne Hausnummer." Sebastian Scherer hält dagegen: "Die Preise sind angemessen. Erstens will jeder, dass der HSV nicht auf Hilfe anderer angewiesen ist, und dazu muss man eben Geld einnehmen. Und zweitens haben wir halt ein großes und modernes Stadion, das seine Fixkosten hat."

Die Eintrittspreise für den Saisonauftakt am vergangenen Freitag gegen Kiel wurden sogar noch einmal deutlich überboten. Für Sitzplätze bei diesem Derby waren 26 bis 64 Euro fällig. Beim nächsten Heimspiel, gegen Arminia Bielefeld am 27. August, wird es kaum günstiger: Für Sitzplätze müssen dann 26 bis 53 Euro berappt werden. Auch das ist mehr als vergangene Saison für so manches Bundesligaspiel.

Überhaupt war vergangene Saison nur ein Spiel teurer als das kommende Stadtderby: das gegen Meister Bayern München (41 bis 95 Euro). Mit einer hohen Nachfrage ist laut HSV-Mitteilung trotzdem zu rechnen. Wenn noch Bestände zur Verfügung stehen sollten, gehen diese am 30. August in den freien Vorverkauf. Weitere Informationen gibt es auf der Website des HSV hier.

Neururer beklagt "schlimmen" HSV-Fußball

Zweitliga-Kulttrainer Peter Neururer ist nach dem 0:3-Fehlstart gegen Kiel mit dem HSV hart ins Gericht gegangen. Der HSV sei "von allen nach oben gejubelt worden", sagte der 63-Jährige im Sport-1-Interview. "Wenn nun in Sandhausen die wirkliche Zweite Liga auf sie zukommt und dann nicht gewonnen werden sollte, dann wird Hamburg im Schockzustand sein. Und dann ist der HSV an einem Scheidepunkt, an dem man sich Gedanken machen muss, wie es weitergeht."

Besonders besorgniserregend sei, wie der HSV das Spiel verloren habe. Neururer: "Das war schlimm. So wie sie da Fußball gespielt haben, kann Hamburg in der Zweiten Liga nie bestehen." Hamburg müsse jetzt zügig lernen, das Spiel zu machen, was er in den vergangenen Jahren in der Bundesliga vernachlässigt habe. Aber der schönste Ballbesitzfußball sei wertlos, wenn er nicht zielstrebig nach vorn führe.

Es sei ein Risiko, mit dieser Mannschaft und einem Trainer wie Christian Titz, der noch nie eine solche Aufgabe lösen musste, in die Saison zu gehen, sagte Neururer. Er hat allein in der Zweiten Liga zehn Vereine trainiert und dem Absteiger HSV eine schwierige Saison prophezeit.

HSV-Retter Díaz wechselt nach Argentinien

Für den HSV hat Marcelo Díaz nicht einmal ein Jahr gespielt, sich aber unsterblich gemacht: Sein Last-Minute-Freistoßtor in Karlsruhe rettete den Club 2015 vor dem Abstieg. Richtig glücklich geworden ist der Chilene seither sportlich nicht mehr.

Nach eineinhalb Jahren bei Celta Vigo in Spanien und einem Jahr bei den Unam Pumas in Mexiko-Stadt wechselt Díaz (31) nun erneut den Verein. Beim Racing Club von Avellaneda, einem Vorort der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, unterschrieb der defensive Mittelfeldspieler einen Zweijahresvertrag. Zum Abschied aus Mexiko bedankte sich Díaz bei seinem bisherigen Club, den Mitspielern, Fans, Mitarbeitern und der Liga jeweils "millionenmal".

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Trio meldet sich zurück

Die Wunden der 0:3-Auftaktniederlage sind geleckt, von diesem Montag an gilt die Konzentration dem nächsten Gegner SV Sandhausen (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky). Im ersten Teil des Trainings standen Eins-gegen-eins-Duelle und Abschlüsse im letzten Spieldrittel auf dem Programm. Später wurde am Anlaufverhalten und der Spieleröffnung gearbeitet.

Für das erste Zweitliga-Auswärtsspiel der Vereinsgeschichte dürfte Trainer Christian Titz mehr Möglichkeiten haben als zuletzt. Innenverteidiger Stephan Ambrosius (19) und die offensiven Mittelfeldspieler Bakery Jatta (20) und Moritz-Broni Kwarteng (20) meldeten sich am Montag im Training zurück. Alle drei waren zuletzt angeschlagen.

David für Bates – wechselt Titz sein System?

Vor allem der wackeligen Innenverteidigung täte Verstärkung gut. Allerdings setzt Titz dabei offenbar weniger auf Ambrosius als vielmehr auf Jonas David (18). Der Youngster durfte im Training am Montag den Platz von Neuzugang David Bates (21) einnehmen.

Doch es blieb nicht bei einer Personalrochade. Statt des von ihm bevorzugten 4-1-4-1-Systems ließ der Trainer mit vier Verteidigern, vier Mittelfeldspielern und zwei Stürmern spielen. An der Seite von Khaled Narey agierte Pierre-Michel Lasogga als zweite Spitze.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Wechselt Titz für Sandhausen also seine Taktik? Gegen Kiel hatte er zunächst ohne echten Stürmer spielen lassen und Jairo Samperio in die Spitze beordert. Das ging bekanntermaßen schief. Neben David und Lasogga könnten in Sandhausen auch Albin Ekdal und Christoph Moritz in die Startformation rücken. Beide gehörten am Montag zur A-Mannschaft.

Entwarnung bei Hunt

Das Comeback von Spielmacher Aaron Hunt lässt indes noch auf sich warten. Der Kapitän fehlt aufgrund von Wadenproblemen seit einer Woche. Nach einer weiteren Untersuchung am Montag konnte HSV-Sportvorstand Ralf Becker aber Entwarnung geben: "Bei Aaron ist es über Nacht besser geworden. Er steigt im Laufe der Woche ein." Eine Kernspintomografie sei nicht notwendig.

Auch Offensivmann Jairo Samperio fehlte am Montag im Training wegen muskulärer Probleme.

Geht Kostic nach Frankfurt?

Filip Kostic (l.) und Nicolai Müller bildeten zwei Jahre gemeinsam die offensive Flügelzange des HSV
Filip Kostic (l.) und Nicolai Müller bildeten zwei Jahre gemeinsam die offensive Flügelzange des HSV © WITTERS | Valeria Witters

Holt sich Frankfurt auch die andere Seite der bisherigen HSV-Flügelzange? Linksaußen Filip Kostic könnte Rechtsaußen Nicolai Müller zur Eintracht folgen. Das berichtet die „Bild“-Zeitung.

Kostic (25) hatte wie berichtet vergangene Woche dem VfL Wolfsburg eine Absage erteilt. Möglicher Hintergrund: Der Serbe spekuliert darauf, bei der Eintracht Nachfolger von Ante Rebic (24) zu werden, sollte der kroatische WM-Star sich einem Spitzenverein anschließen. Tatsache ist, dass beide Spieler den gleichen Berater haben: Fali Ramadani.

Für den HSV könnte sich das finanziell lohnen. Die Ablöse für Kostic dürfte dann höher ausfallen als die acht Millionen Euro, die Wolfsburg geboten haben soll. Eine Entscheidung könnte bis Donnerstag fallen. Dann endet die Transferfrist in der englischen Premier League, die als mögliches Ziel Rebics gilt.

Olic kritisiert HSV-Spielweise

Der frühere HSV-Stürmer Ivica Olic ist inzwischen als Cotrainer seines Heimatlands Kroatien tätig
Der frühere HSV-Stürmer Ivica Olic ist inzwischen als Cotrainer seines Heimatlands Kroatien tätig © dpa | Christian Charisius

Der frühere Publikumsliebling Ivica Olic hat den HSV nach seiner Auftaktniederlage in der 2. Fußball-Bundesliga kritisiert. „Ich mache mir Sorgen, habe mich gewundert, dass mein Ex-Team gegen Kiel so viel Risiko gegangen ist. Der HSV dachte wohl, dass sie Barcelona, Bayern oder Real Madrid sind“, sagte der Assistenztrainer von Vizeweltmeister Kroatien der „Bild“-Zeitung. Die Hamburger hatten ihr erstes Spiel in der 2. Bundesliga am Freitag mit 0:3 gegen Holstein Kiel verloren.

„Eines muss einem ganz klar sein, wenn man in der 2. Liga spielt: Der Fußball dort hat nichts mit der Bundesliga zu tun. Dort ist logischerweise weniger Qualität zu finden – aber sehr viel mehr Leidenschaft“, sagte Olic. Der 38-Jährige bestritt insgesamt 103 Bundesligaspiele für die Hamburger.

Kommentar zur HSV-Lage: Kein Grund zur Panik!

Bundesliga-Absteiger HSV fährt am Sonntag zum Auswärtsspiel nach Sandhausen. „Nur mit schönem Fußball wird es nicht klappen. Da muss man auch mal dreckig spielen und gewinnen. Hoffentlich schon in Sandhausen“, sagte Olic.