Die Kiezkicker starten erfolgreicher in die Saison als der Stadtrivale HSV – und das trotz Rückstands in Magdeburg.
Magdeburg. Der FC St. Pauli hat dem HSV gezeigt, wie man erfolgreich in eine Saison startet. Der zweite Hamburger Zweitligist siegte dank eines Traumtors von Neuzugang Marvin Knoll mit 2:1 (1:1) beim Aufsteiger 1. FC Magdeburg. Die Kiezkicker lagen nach einem Abwehrbock von Philipp Ziereis zunächst zurück, drehten dann aber die Partie durch die Tore von Christopher Buchtmann und Knoll.
„Das waren nervenaufreibende 95 Minuten. Es war insgesamt ein ausgeglichenes Spiel. Wir haben etwas gebraucht, um in die Partie zu kommen. Dann sind wir aber umso stärker zurückgekommen", freute sich St. Paulis Trainer Markus Kauczinski über eine Partie, die ganz nach dem Geschmack des neuen Standardspezialisten war. "Wie wir uns heute gegenseitig aufgeholfen, zusammen gekämpft und jede Grätsche gefeiert haben – so stelle ich mir Fußball vor", sagte Siegtorschütze Knoll. "Wir haben heute als Mannschaft Charakter gezeigt."
In einer ereignisarmen Partie hatte St. Pauli mehr Ballbesitz, wusste mit diesem aber die meiste Zeit nicht viel anzufangen. Magdeburg beschränkte sich dagegen aufs Kontern und stellte die Hanseaten in der ersten Hälfte immer wieder vor Probleme. Und so bot sich der Christian Beck (5.) nach exzellentem Pass von Philip Türpitz die erste Großchance des Spiels. Der Stürmer lief alleine auf Torhüter Robin Himmelmann zu, der den Winkel geschickt verkürzte und als Sieger im Eins-gegen-Eins-Duell hervorging.
Buchtmann antwortet auf Beck-Treffer
Der zweite Versuch des Aufstiegshelden des FCM sollte dann aber sitzen. Nachdem St. Paulis Innenverteidiger Philipp Ziereis einen hohen Ball unterlief, fackelte der 30-Jährige nicht lange und überwand Himmelmann mit einem unhaltbaren Flachschuss von der Strafraumkante ins rechte Eck. Bitter für St. Pauli: Beck stand bei der Ballannahme knapp im Abseits. Den ohnehin konstant in Partylaune befindlichen 24.156 Zuschauern in der ausverkauften MDCC-Arena war das egal. Sie feierten den Treffer wie den Gewinn der Deutschen Meisterschaft.
Doch die Freude sollte nicht lange währen, denn St. Pauli hatte die passende Antwort parat. Aus dem Nichts egalisierte Christopher Buchtmann (29.) die Partie mit einem platzierten Dropkick vom Strafraumeck. "Ich habe vor dem Spiel mit einem Augenzwinkern gesagt, ich bin wieder dran", sagte der Mittelfeldstratege.
Knoll versetzt Kauczinski in Ekstase
Nach dem Seitenwechsel stellte sich Magdeburg fast nur noch tief hinten rein. Das sollte sich rächen, als der aus Regensburg verpflichtete Standardspezialist Knoll (81.) kurz vor Schluss zum Freistoß antrat. Der Defensivallrounder schlenzte den Ball ins Torwarteck und erwischte FCM-Torhüter Jasmin Fejzic auf dem falschen Fuß.
"Ich habe mir erstmal die Mauer angeschaut, da standen schon echte Riesen drin. Ich wollte den Ball dann aufs Torwarteck schießen, das hatte ich schon unter der Woche im Training geübt. Als das Ding dann drin war, wusste ich gar nicht wohin. Ich war völlig überwältigt. Wahnsinn", sagte Knoll.
Die gesamte Bank der Gäste sprang nach dem Freistoßtor jubelnd auf. Trainer Kauczinski rannte sogar vor Freude aufs Spielfeld. „Eine geile Aktion von Knolli, wie er das Ding reinhämmert", freute sich 48-Jährige.
Knolls Freistoß macht den Unterschied
In der fünften Minute Nachspielzeit bot sich dem tapfer kämpfenden Aufsteiger noch die große Möglichkeit zum Ausgleich. Aber Türpitz ist eben nicht Knoll und zirkelte einen Freistoß aus ähnlicher Position wie vor dem 2:1 für St. Pauli am Torwinkel vorbei. "Am Ende mussten wir noch einmal zittern“, gab Kauczinski zu.
Somit war die durch Knoll neu gewonnene Stärke bei Standards der entscheidende Unterschied, warum St. Pauli sein Auftaktspiel gewonnen hat. Bei den Fans der Kiezkicker dürfte ein Blick auf die Tabelle nun für mindestens eine Woche ein breites Grinsen auslösen. St. Pauli ist Vierter, der HSV Tabellenletzter. Erstmals seit achten Jahren steht der Kiezclub vor dem ungeliebten Stadtrivalen.
Die Statistik
Magdeburg: Fejzic - Butzen, Müller, Schäfer, Niemeyer - Rother, Ignjovski (84. Weil) - Preißinger (84. Lohkemper) - Türpitz, Beck, Costly (78. Bülter). - Trainer: Härtel
St. Pauli: Himmelmann - Zander, Ziereis, Avevor, Buballa - Knoll - Flum, Buchtmann (75. Neudecker) - Sobota, Möller Daehli (90.+1 Nehrig) - Allagui (79. Diamantakos). - Trainer: Kauczinski
Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück)
Tore: 1:0 Beck (16.), 1:1 Buchtmann (29.), 1:2 Knoll (81.)
Zuschauer: 24.156
Gelbe Karte: - Flum
Torschüsse: 6:5
Ecken: 3:4
Ballbesitz: 47:53 %