Werder-Revanche für Schützenhilfe? Arp kann nichts ausrichten. Schmach für verletzten Neuzugang. Beister trifft, Kind warnt Heldt.
Werder-Fans unglücklich über HSV-Geschenk
Um diesen Nebeneffekt sollte sich in Hamburg nun eigentlich wirklich niemand Gedanken machen, Fakt ist aber: Durch den 3:1-Sieg in Wolfsburg sicherte der HSV am Sonnabend Werder Bremen die Klasse. Und das, obwohl der Nordrivale selbst erst am Sonntag ranmusste (und dabei 1:1 gegen Borussia Dortmund spielte). Doch mit garantierten sieben Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz nach diesem Spieltag können die Grün-Weißen nicht mehr auf einen Abstiegsplatz rutschen.
Bei den Fans wurde diese Kunde mit gemischten Gefühlen aufgenommen. "Wer heute sagt, Werder hat dem HSV den Klassenerhalt zu verdanken, der hat schon länger kein Werder-Spiel mehr geschaut", echauffierte sich ein Bremer Fan bei Twitter. Ein anderer wurde noch deutlicher: "Dank diesem verdammten HSV kann ich mich kaum über den Klassenerhalt von Werder freuen."
Wieder andere machten in diesem Zuge auf die besondere Konstellation im Abstiegskampf aufmerksam. "Wir könnten in Mainz also verantwortlich sein, ob der HSV absteigt oder sich wieder durch die Relegation retten kann", erinnerte ein Werder-Fan. Am letzten Spieltag ist Bremen bei Abstiegskandidat Mainz 05 zu Gast, den der HSV trotz deren Siegs gegen Leipzig noch einzuholen erhofft. "Das wäre doch was, wir feiern den Abstieg des HSV und Mainz den Klassenerhalt!", sinnierte ein weiterer Anhänger aus Bremen.
A-Jugend patzt sich ins Finale gegen Werder
In der A-Jugend-Bundesliga führt der Spielplan den HSV und Werder im Aufstiegskampf sogar direkt zusammen. Am letzten Spieltag am kommenden Sonntag (13 Uhr) muss Spitzenreiter Hamburg (58 Punkte) in Bremen (57) dabei nicht nur den einen Punkt Vorsprung auf den Nordrivalen verteidigen, sondern auch Hertha BSC (ebenfalls 57) auf Distanz halten.
Dass es in der Meisterschaft der Staffel Nord/Nordost überhaupt noch einmal derart spannend werden würde, hat sich der HSV selbst zuzuschreiben: Am Sonntag leistete sich die um Fiete Arp vestärkte U19 eine 0:3-Heimniederlage gegen Dynamo Dresden. Zeitgleich siegte Bremen mit 4:0 in Berlin, das am nächsten Wochenende beim Niendorfer TSV antreten muss.
Der Aufsteiger aus Hamburg sicherte sich wiederum am Sonntag durch ein 1:1 bei Union Berlin sensationell die Klasse und kann entsprechend frei aufspielen. Nur der Staffelmeister qualifiziert sich für das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft, für das bislang lediglich der FC Schalke 04 als Teilnehmer feststeht.
HSV muss jetzt auf Leipzig hoffen
Das lief mal so gar nicht nach HSV-Geschmack: Der FSV Mainz 05 (33 Punkte) hat sein Spiel gegen RB Leipzig mit 3:0 gewonnen und damit Hamburg wieder auf fünf Punkte distanziert. Damit konkretisiert sich ein Zweikampf zwischen dem HSV (28 Punkte) und Wolfsburg (30) um Relegationsplatz 16.
Das einzig Gute am Mainzer Erfolg: Am kommenden Spieltag hat Leipzig den VfL zu Gast und sollte dabei nicht nur aus sportlichen Gründen eine Reaktion zeigen müssen. "Wir wollen die Saison positiv beenden", kündigte Leipzigs Kapitän Willy Orban unmittelbar nach dem Schlusspfiff an. Der Verteidiger selbst wird gegen Wolfsburg allerdings ebenso gesperrt fehlen wie Naby Keita (Gelb-Rot).
Ex-HSV-Talent trumpft für Bayern auf
Große Gefühle für Derrick Köhn: Das beim HSV ausgebildete Toptalent schoss den FC Bayern München am Sonntag im Stadtderby gegen 1860 München zum 3:1 (2:0)-Sieg in der Regionalliga Bayern. Vor 12.500 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Grünwalder Stadion besorgte der 19 Jahre alte Deutsch-Ghanaer die Entscheidung in der 88. Minute.
Durch den Sieg machten Köhn und die kleinen Bayern dem Rivalen zugleich einen dicken Strich durch die Aufstiegsrechnung: Eigentlich hätte 1860 heute die Meisterschaft feiern wollen. Dazu benötigen die "Löwen" nun noch einen Punkt aus den verbleibenden zwei Spielen. Verfolger Bayern liegt mit sechs Punkten hinter den Blauen, die in den Aufstiegsspielen zur Dritten Liga gegen den 1. FC Saarbrücken spielen würden.
Köhn wechselte im vergangenen Sommer vom HSV nach München, wo ihn der damalige Trainer Carlo Ancelotti sogar bei den Profis trainieren ließ. Geboren wurde der Mittelfeldspieler in Hamburg, seine ersten fußballerischen Schritte machte Köhn beim Bramfelder SV. Und auch ein weiterer Bayern-Torschütze vom Sonntag kommt aus Hamburg: Kwasi Okiyere Wriedt landete unter anderem über Cordi und St. Pauli an der Säbener Straße. Gegen die Sechziger traf Wriedt zum 1:0 (19.).
HSV sorgt für VfL-Negativrekord
Durch den 3:1-Sieg in Wolfsburg hat der HSV auch Anteil an einem VfL-Negativrekord: Zum achten Mal nacheinander blieben die Niedersachsen im eigenen Stadion damit ohne Sieg. Das gab es in der Bundesliga-Geschichte der "Wölfe" noch nie.
Wood, Kostic und die HSV-Elfmeter
Der HSV wiederum musste vor Sonnabend ganze 246 Tage auf einen Auswärtssieg warten. Genausolange wie Bobby Wood auf seinen zweiten Saisontreffer. Zuvor hatte der US-Stürmer letztmals beim 3:1-Sieg beim 1. FC Köln getroffen – ebenjenem bis dato letzten HSV-Dreier in der Fremde.
Dass Wood in Wolfsburg überhaupt jubeln durfte, lag auch an Aaron Hunt. Der eigentliche Elfmeterschütze ließ dem 25-Jährigen am Punkt großzügig den Vortritt. Möglicherweise erinnerte sich Hunt dabei auch an das letzte Erfolgserlebnis seines Mannschaftskameraden. Das hatte Wood am 28. März beim 1:0-Sieg der USA im Testspiel gegen Paraguay, als er ebenfalls per Strafstoß traf.
Ein Umstand, der wiederum auch Christian Titz zum Umdenken bewog. Der HSV-Trainer hatte sich just vor Woods Länderspieltreffer eigentlich auf Hunt und Fiete Arp als erste Elfmeterschützen festgelegt. Da stand Titz auch noch unter dem Eindruck des mickrigen Versuchs Filip Kostics beim 0:0 gegen Mainz.
Die HSV-Profis in der Einzelkritik
Dass sich der Serbe in Wolfsburg nun trotzdem wieder den Ball schnappte und ähnlich kläglich scheiterte, nahm ihm angesichts des erfolgreichen Nachschusses von Luca Waldschmidt zwar niemand so richtig übel. Dennoch sprachen sich aber sowohl Hunt als auch Titz für einen künftigen Verzicht Kostics aus. "Ich will nicht von Verboten sprechen. Aber ich glaube, den nächsten Elfer wird er nicht schießen", sagte Titz am Sonntag über Kostic.
Fotos vom HSV-Sieg in Wolfsburg:
Wolfsburg gegen den HSV – die Bilder des Spiels
Kind macht HSV wenig Hoffnung auf Heldt
Aus Sicht der Wolfsburger Profis stand der Spieltag alleine schon aufgrund der Sportchef-Frage unter keinem guten Stern. "Das ist eine Entscheidung der Chefs, da haben wir keinen Einfluss drauf. Aber natürlich ist das nichts, was uns hilft in dieser Situation", sagte Torhüter Koen Casteels nach dem Spiel unter dem Eindruck der Beurlaubung von Olaf Rebbe wenige Stunden vor dem HSV-Spiel.
Dass Horst Heldt das vakante Amt eher nicht bekleiden wird, scheint nach dem jüngsten Veto von Hannover-Boss Martin Kind derzeit sicher. Dadurch sollte sich aber auch der HSV keine allzu großen Hoffnungen auf eine Verpflichtung Heldts machen, stellte Kind am Sonntag auf entsprechende Nachfrage klar.
"Ich bin überzeugt, dass Herr Heldt diese Entwicklung auch analysiert und zu dem Ergebnis kommt, dass ein drittes Mal für Hannover 96 und für den gesamten Markt sicher keine kluge Entscheidung wäre", sagte Kind im Sport1-"Doppelpass"angesichts der bislang zwei abgewehrten Abwanderungswünsche seines Managers, der vor Wolfsburg auch mit einem Abgang zum 1. FC Köln geliebäugelt hatte.
Schmach für verletzten Neuzugang Bates
Da hat David Bates ja noch einmal Glück im Unglück gehabt: Der erste Neuzugang für die kommende Saison verpasste am Sonntag das 407. Old-Firm-Duell seiner Rangers bei Celtic Galsgow wegen einer Bänderverletzung. So kam der Innenverteidiger immerhin nicht in Verlegenheit, Teil einer historischen Schmach zu sein – denn mit 0:5 verloren die Protestanten so hoch wie nie zuvor bei den Katholiken. Ganz nebenbei machte Celtic durch den Kantersieg den siebten Meistertitel in Serie perfekt.
Beister trifft bei Kantersieg
Bei einem altgedienten, aber immer noch vergleichsweise jungen HSVer lief es am Sonntag besser – denn Maxi Beister traf erneut für seinen neuen Club. Beim 6:2-Kantersieg des KFC Uerdingen bei Borussia Dortmund II besorgte der 27-Jährige das vorentscheidende 4:2 (73.). Fünf Minuten später hatte Beister Feierabend.
Für Uerdingen war der ehemalige Hamburger Publikumsliebling nun schon neun Mal in 13 Einsätzen erfolgreich. Zwei Spiele vor Saisonende hat der KFC an der Tabellenspitze der Regionalliga West fünf Punkte Vorsprung vor Viktoria Köln, das allerdings noch ein Spiel mehr hat. Nur der Meister qualifiziert sich für die Aufstiegsspiele zur Dritten Liga gegen Waldhof Mannheim oder den SC Freiburg II.
Titz bedankt sich bei den Verantwortlichen
Christian Titz lässt seine Zukunft offen, kann sich grundsätzlich aber eine Weiterbeschäftigung beim HSV vorstellen. "Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass es mir in Hamburg sehr gut gefällt und dass ich mich hier sehr wohl fühle“, sagte der 47-Jährige am Sonntag.
Titz und die Verantwortlichen wollen erst sprechen, wenn feststeht, in welcher Liga der HSV in der kommenden Saison spielt. "Wenn wir Klarheit haben, werden wir uns zusammensetzen, dann werden sich die Dinge in die eine oder andere Richtung schnell verändern“, meinte der Trainer.
"Dass wir uns überhaupt darüber unterhalten können, das habe ich den Verantwortlichen zu verdanken, die mir das Vertrauen geschenkt haben, meinem Trainerstab und vor allem meiner Mannschaft." In den bislang sechs Spielen unter Titz holte das Team zehn Punkte.