Hamburg. Transfers, Torwartfrage, Talente: Der Trainer muss dem HSV neue Impulse geben. Auch Kühne könnte dabei eine Rolle spielen.

Die Sternstunde des Hamburger SV in dieser Saison ist fast vergessen. Zum Auftakt stand der Verein nach zwei Siegen kurzzeitig an der Tabellenspitze der Bundesliga. Die Hoffnung, nach Jahren des zermürbenden Abstiegskampfes endlich bessere Zeiten zu erleben, war unter den Fans riesig. Zu früh gefreut.

Es läuft auch in dieser Saison so wie vier Spielzeiten zuvor. Der HSV sammelt kaum Punkte und spielt erneut gegen den Abstieg: Das unbefriedigende Halbzeit-Zeugnis weist den vorletzten Platz 17 in der Tabelle aus.

Markus Gisdol: "Das ist so bitter"

„Ich kann es nicht mehr hören, dass wir etwas gut machen. Immer wieder machen wir einfachste Fehler“, haderte Trainer Markus Gisdol nach dem 1:3 bei Borussia Mönchengladbach im letzten Spiel des Jahres. In der zweiten Halbzeit war seine Mannschaft kurzzeitig auf Siegkurs. „Wir könnten locker acht bis zehn Punkte mehr haben“, meinte Gisdol. „Das ist so bitter.“

Mönchengladbach gegen den HSV – die Bilder des Spiels

Aaron Hunt, Gotoku Sakai, Mergim Mavraj und Kyriakos Papadopoulos (v. l. n. r.) müssen die nächste Enttäuschung wegstecken
Aaron Hunt, Gotoku Sakai, Mergim Mavraj und Kyriakos Papadopoulos (v. l. n. r.) müssen die nächste Enttäuschung wegstecken © imago/Jan Huebner | Jan Huebner
Das 2:1. Gladbachs Raffael (l.) überlistet HSV-Verteidiger Kyriakos Papadopoulos mit einem Schuss ins kurze Eck
Das 2:1. Gladbachs Raffael (l.) überlistet HSV-Verteidiger Kyriakos Papadopoulos mit einem Schuss ins kurze Eck © dpa | Marius Becker
Der Brasilianer Raffael war mit seinen zwei Treffern Gladbachs Matchwinner
Der Brasilianer Raffael war mit seinen zwei Treffern Gladbachs Matchwinner © dpa | Marius Becker
HSV-Kapitän Gotoku Sakai (r.) im Kopfballduell mit Mönchengladbachs Patrick Herrmann
HSV-Kapitän Gotoku Sakai (r.) im Kopfballduell mit Mönchengladbachs Patrick Herrmann © WITTERS | UweSpeck
André Hahn (M.) tunnelt Gladbachs Torwart Yann Sommer zum Ausgleich
André Hahn (M.) tunnelt Gladbachs Torwart Yann Sommer zum Ausgleich © imago/Team 2 | TEAM2
HSV-Torschütze André Hahn (l.) freut sich mit Vorbereiter Aaron Hunt über den 1:1-Ausgleich
HSV-Torschütze André Hahn (l.) freut sich mit Vorbereiter Aaron Hunt über den 1:1-Ausgleich © dpa | Marius Becker
Die erste Schrecksekunde: Mönchengladbachs Reece Oxford zieht den Ball aufs HSV-Tor, trifft aber nur dessen Latte an der Unterseite
Die erste Schrecksekunde: Mönchengladbachs Reece Oxford zieht den Ball aufs HSV-Tor, trifft aber nur dessen Latte an der Unterseite © imago/Jan Huebner | Jan Huebner
Wenig später ist es dann doch passiert: Mönchengladbach feiert seinen Führungstorschützen Thorgan Hazard (Nr. 10), Gideon Jung (l.) mag es nicht mit ansehen
Wenig später ist es dann doch passiert: Mönchengladbach feiert seinen Führungstorschützen Thorgan Hazard (Nr. 10), Gideon Jung (l.) mag es nicht mit ansehen © dpa | Marius Becker
Thorgan Hazard (M.) überwindet HSV-Torwart Christian Mathenia, Kyriakos Papadopoulos kommt zu spät
Thorgan Hazard (M.) überwindet HSV-Torwart Christian Mathenia, Kyriakos Papadopoulos kommt zu spät © imago/Jan Huebner | Huebner/Blatterspiel
HSV-Angreifer André Hahn hatte den frühen Ausgleich auf dem Fuß
HSV-Angreifer André Hahn hatte den frühen Ausgleich auf dem Fuß © dpa | Marius Becker
Kapitän Gotoku Sakai kehrte nach zwei Spielenohne Einsatz in die Startelf zurück
Kapitän Gotoku Sakai kehrte nach zwei Spielenohne Einsatz in die Startelf zurück © imago/Jan Huebner | Jan Huebner
HSV-Flügelstürmer Filip Kostic (l.) bittet Nico Elvedi zum Ball
HSV-Flügelstürmer Filip Kostic (l.) bittet Nico Elvedi zum Ball © imago/Jan Huebner | Jan Huebner
Mergim Mavraj (l.), Gotoku Sakai (l.) und Douglas Santos nehmen Gladbachs Jannik Vestergaard in ihre Mitte
Mergim Mavraj (l.), Gotoku Sakai (l.) und Douglas Santos nehmen Gladbachs Jannik Vestergaard in ihre Mitte © WITTERS | UweSpeck
Gladbachs Kapitän Lars Stindl (hinten) rettet auf der Linie nach dem Kopfball von Mergim Mavraj (r.)
Gladbachs Kapitän Lars Stindl (hinten) rettet auf der Linie nach dem Kopfball von Mergim Mavraj (r.) © imago/Eibner | Schueler / Eibner - Pressefoto
Brasilianisches Duell: HSV-Verteidiger Douglas Santos (l.) gegen Gladbachs Stürmer Raffael
Brasilianisches Duell: HSV-Verteidiger Douglas Santos (l.) gegen Gladbachs Stürmer Raffael © imago/Eibner | Schueler / Eibner - Pressefoto
HSV-Profi Filip Kostic (r.) macht gegen Thorgan Hazard das Bein lang
HSV-Profi Filip Kostic (r.) macht gegen Thorgan Hazard das Bein lang © WITTERS | UweSpeck
HSV-Verteidiger Rick van Drongelen (l.) wirft sich vergeblich in den Schuss von Raffael, doch der Ball geht knapp am Hamburger Tor vorbei
HSV-Verteidiger Rick van Drongelen (l.) wirft sich vergeblich in den Schuss von Raffael, doch der Ball geht knapp am Hamburger Tor vorbei © imago/Jan Huebner | Huebner/Blatterspiel
Gladbachs Raffael (l.) nimmt gegen Hamburgs Rick van Drongelen den Fuß zu hoch
Gladbachs Raffael (l.) nimmt gegen Hamburgs Rick van Drongelen den Fuß zu hoch © dpa | Marius Becker
Patrick Herrmann (l.) sucht Halt beim Trikot von HSV-Linksverteidiger Douglas Santos
Patrick Herrmann (l.) sucht Halt beim Trikot von HSV-Linksverteidiger Douglas Santos © WITTERS | UweSpeck
Gideon Jung (l.) ist Gladbachs Raffael dicht auf den Fersen
Gideon Jung (l.) ist Gladbachs Raffael dicht auf den Fersen © WITTERS | UweSpeck
Lufthoheiten unter sich: Hamburgs Mergim Mavraj (l.) und Jannik Vestergaard
Lufthoheiten unter sich: Hamburgs Mergim Mavraj (l.) und Jannik Vestergaard © imago/Eibner | Hommes/Eibner-Pressefoto
HSV-Trainer Markus Gisdol (l.) begrüßt seinen Mönchengladbacher Kollegen Dieter Hecking herzlich
HSV-Trainer Markus Gisdol (l.) begrüßt seinen Mönchengladbacher Kollegen Dieter Hecking herzlich © dpa | Marius Becker
Jann-Fiete Arp nimmt nach sechs Startelfeinsätzen zunächst auf der Bank Platz
Jann-Fiete Arp nimmt nach sechs Startelfeinsätzen zunächst auf der Bank Platz © imago/Jan Huebner | Huebner/Blatterspiel
Auch Sportdirektor Jens Todt steht nach nur 15 Punkten aus 16 Spielen unter Erfolgsdruck
Auch Sportdirektor Jens Todt steht nach nur 15 Punkten aus 16 Spielen unter Erfolgsdruck © imago/Eibner | Schueler / Eibner - Pressefoto
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Für weihnachtliche Besinnlichkeit ist der 48 Jahre alte Trainer derzeit nicht in Stimmung. „In der Vorbereitung werden die Karten neu gemischt. Das kann sich jeder in den Vordergrund spielen“, sagte Gisdol und bezog auch den Torwart ein. „Mal sehen, was da passiert. Auch diese Position werden wir uns anschauen.“ Schlussmann Christian Mathenia hatte in Mönchengladbach starke, aber auch schwache Szenen. Bei zwei Gegentoren war er nicht schuldlos.

Relegation 2014 und 2015: Mehr Punkte im Winter

Der Trainer ist angefressen wegen zahlreicher individueller Fehler, die sich im Wochenrhythmus wiederholen. „Diese Fehler haben uns brutalst Punkte gekostet“, schimpfte er. Sportchef Jens Todt schwant für die Rückrunde nichts Gutes. „Es ist davon auszugehen, dass es ein brutaler Abstiegskampf wird. Wir stecken ganz tief drin.“ In den vergangenen vier Keller-Jahren hatte der HSV nur in der Vorsaison nach 17 Spieltagen eine schlechtere Ausbeute (13 Punkte). Jetzt sind es 15 Zähler. Selbst in den Relegationsjahren 2014 (16 Punkte) und 2015 (17) standen mehr Punkte zu Buche als jetzt.

+++ Der HSV in der Einzelkritik +++

Dennoch will der Trainer nicht alles in Grund und Boden stampfen. „Wir haben jetzt eine andere Startposition als im Vorjahr“, meinte er. „Die Mannschaft jetzt macht einen deutlich stabileren Eindruck als letztes Jahr.“ Der Coach schließt nicht aus, dass es in der Winterpause Verstärkungen geben wird. „Wir können mit dieser Mannschaft durchaus bestehen in der Rückrunde. Mir wäre aber wohler, wenn wir ein, zwei Positionen verstärken könnten.“

Gisdol, der in dieser Saison den 17-jährigen Abiturienten Fiete Arp und den 20 Jahre alten Dribbelkünstler Tatsuya Ito aus dem Nachwuchs in die Bundesliga-Mannschaft hochgezogen hat, klagt über fehlende personelle Alternativen: „Wir sind dünn besetzt. Wir haben einen der schmalsten Kader der Liga.“

HSV-Investor Kühne soll Geld signalisiert haben

Investor und AG-Teilhaber Klaus-Michael Kühne soll bereits signalisiert haben, dass er Geld geben würde. Doch der Verein, der das vergangene Geschäftsjahr mit dem zweithöchsten Minus seiner Geschichte in Höhe von 13,4 Millionen Euro sowie Verbindlichkeiten von 105,5 Millionen Euro abschloss, will eigentlich weitere finanzielle Daumenschrauben vermeiden.

Bei aller Verzweiflung über fehlende Punkte rät Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen zu Optimismus. „Es bleibt uns auch nichts anderes übrig“, meinte er pragmatisch. „Wir haben Heimspiele gegen Mannschaften, die wir schlagen können. Aber wir müssen das auch tun.“