Hamburg. Nach dem 1:3 in Mönchengladbach steckt der Bundesliga-Dino tief im Abstiegskampf. Sportchef Todt schließt Neuzugänge nicht aus.
Für die Profis des HSV begann am Sonnabend der Winterurlaub. Mit langen Gesichtern schlichen die Profis zu ihren Autos, nachdem man sich einen Tag nach dem 1:3 bei Borussia Mönchengladbach noch einmal im Volkspark getroffen hatte. Die Faktenlage nach 17 absolvierten Spielen ist dramatisch. Nach dem guten Saisonstart mit sechs Punkten aus den ersten beiden Spielen gegen Augsburg und Köln holte der HSV aus den darauf folgenden 15 Partien lediglich neun Zähler. Die Bilanz eines Absteigers! Und die Lage wurde durch die Ergebnisse der Konkurrenz nicht besser. Werder Bremen schickte die Hamburger durch das 2:2 gegen Mainz 05 auf Rang 17. Immerhin hatte der HSV noch Glück, dass Freiburg in Augsburg spät einen sicheren Sieg verschenkte und Stuttgart beim 0:1 gegen Bayern in der Nachspielzeit einen Elfmeter verschossen hat.
Bruchhagen glaubt an die Qualität
Wer glaubt, dass beim HSV nun alles auf den Prüfstand kommt, der irrt. Die Verantwortlichen glauben nach wie vor, dass die Qualität im Kader ausreicht, um das Horrorszenario Zweite Liga zu umgehen. „Wir haben gezeigt, dass wir genügend Qualität haben, zumindest drei Mannschaften hinter uns zu lassen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen und ergänzte: „Wir bringen uns durch gravierende Fehler selbst um den Erfolg. Das zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Hinserie, das werden wir in der Rückserie abstellen. Da bin ich sicher“, so der HSV-Chef. Ein interessante Einschätzung. Zweckoptimismus sagen die einen, realitätsfern die Situation verklären die anderen.
Sportchef Todt fordert 22 oder 23 Punkte
Von seinem Kurs des Schönredens ist Jens Todt immerhin etwas abgerückt. Der Sportdirektor des HSV hat eine klare Botschaft an die Spieler gerichtet. „Das wird eine brutale Rückrunde. Wir müssen 22, 23 Punkte holen“, forderte der 47-Jährige, der mathematische Unterstützung von seinem Trainer bekam. „15 Punkte in der Rückrunde werden nicht reichen, um die Klasse zu halten“, sagte Trainer Markus Gisdol. Ob das vorhandene Personal dazu allerdings in der Lage ist, bleibt fraglich.
Irgendwie passte der Auftritt in Mönchengladbach zur Hinrunde des Bundesliga-Dinos. Nach desolatem Start zeigten die Hamburger eine ordentliche Leistung, schafften durch André Hahn den zwischenzeitlichen Ausgleich, brachten das Heimpublikum zum Pfeifen und fanden doch am Ende wieder einen Weg, das Spiel zu verlieren. „Es ist Woche für Woche gleich. Das ist unglaublich bitter. Wir sind in keinem Spiel hoffnungslos unterlegen“, sagte Spielmacher Aaron Hunt, der weiß, was dem HSV in der zweiten Saisonhälfte blüht. „Es wird bis zum Schluss wieder eng für uns.“
HSV schließt Transfers im Winter nicht aus
Immerhin: Selbsterkenntnis ist im Idealfall der erste Schritt zur Besserung. Bereits am Neujahrstag beginnt für den HSV die Mission Klassenerhalt. Dann geht es für eine Woche ins Trainingslager ins spanische Jerez de la Fontera - möglicherweise mit neuem Personal. Todt wollte Neuzugänge nicht ausschließen, „wenn es eine Gelegenheit gibt“. Doch in erster Linie ist die Mannschaft gefordert, die guten Ansätze auch in entsprechende Ergebnisse umzumünzen. „Es ist unglaublich, wie viele Punkte wir liegen gelassen haben. Wir haben viel aufzuarbeiten“, sagte Gisdol.
Mönchengladbach gegen den HSV – die Bilder des Spiels
Trotz der fehlenden Entwicklung und der katastrophalen Ergebnisse steht Gisdol selbst nicht zur Disposition. Der 48-Jährige, der sich seit seinem Amtsantritt im September 2016 zumeist schützend vor sein Team gestellt hat, verliert zusehends die Geduld. Immer wieder tauchen neue Fehlerquellen in seinem Team auf. „Diese individuellen Fehler brechen uns oft das Genick. Da ist es schwer die Mannschaft wieder aufzurichten“, offenbarte Gisdol, der in der bereits am 13. Januar beginnenden Rückrunde schnell Lösungen präsentieren muss, will der HSV nicht den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze verlieren.
Und das Auftaktprogramm hat es in sich: Beim FC Augsburg, im Volksparkstadion gegen den 1. FC Köln, der in der zweiten Saisonhälfte nichts mehr zu verlieren hat, und auswärts bei RB Leipzig. „Wir müssen uns jetzt schütteln und nach der Pause wieder angreifen“, sagte Sportchef Todt. Eine Floskel, die am besten im neuen Jahr schnell mit Inhalt, sprich Ergebnissen, untermauert werden muss. Sonst droht 2018 so katastrophal zu beginnen wie es am Freitagabend in Mönchengladbach geendet war.