Hamburg. Der Hamburger SV war gegen Mönchengladbach alles andere als ein Quoten-Hit. Einer verdarb den Zuschauern das Live-Spiel erst richtig.

Es ist beinahe tragisch, dass der HSV beim 1:3 bei Borussia Mönchengladbach trotz eines zwischenzeitlich guten Spiels wieder nicht mit Punkten belohnt wurde. Der Abstiegskampf verschärft sich für die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol. Fast genauso tragisch ist der Abstieg eines einst großen Fußball-Kommentators. Schon lange ist zu beobachten, wie ZDF-Mann Béla Réthy während des Kommentierens bisweilen den Faden verliert. Da passen seine offenbar gut vorbereiteten Zettel überhaupt nicht mit dem aktuellen Geschehen zusammen. Da vertauscht er Vornamen und Fakten. Kann passieren im hektischen Gewerbe der Live-Kommentatoren.

Beim Spiel des HSV in Gladbach, das das ZDF erstmals als Rückrundenabschluss am Freitag im Free-TV zeigen durfte, fing Réthy gut an und baute stark ab. Eine ordentliche, zum richtigen Zeitpunkt ins Mikrofon formulierte Analyse hat er versäumt. Die Wenden des Spiels muss man nicht kommen sehen, doch ein bisschen mehr die Körpersprache, die Mimik, Gestik und Dynamik des Bundesliga-Fußball lesen können – das kann man von einem wie Réthy schon erwarten. Und dieses Spiel sprach Bände.

Bela Réthy vertauschte Spieltage

Zweimal redete der ZDF-Grande davon, dass Freiburg ja am Wochenende gezeigt habe, wie man gegen Gladbach spielen könne oder wie die Gladbacher im Unterschied zum HSV-Spiel agierten. Nur hat das Freiburg-Spiel erst am Dienstag stattgefunden wie das des HSV gegen Eintracht Frankfurt.

Er bemerkte den Fehler auch nicht, als er von den Belastungen der englischen Wochen sprach, die Gladbach und der HSV ja hätten. Und die vierte Offizielle am Rand nannte er – oder war das nur vernuschelt? – Bibiane Steinhaus. Sie heißt aber Bibianaaaaaa! Die Frau kann man kennen. Steinhaus war Deutschlands erste Schiedsrichterin der Bundesligageschichte, die eine Partie leitete.

ZDF landet Quoten-Flop mit HSV

Kurz vor Abpfiff sagte Réthy dann: „Noch eine Minute.“ Doch in diesem Moment zeigte die klar lesbare Uhr auf dem Bildschirm, dass 1:54 Minuten der Nachspielzeit abgelaufen waren. Daneben stand unübersehbar +2. Mathematisch heißt das nach Adam Riese und Eva Zwerg: Es sind noch sechs Sekunden zu spielen.

In der Zuschauergunst fiel Réthy, pardon: der HSV hinter dem ARD-Film „Gebrochene Herzen“ aus der Reihe „Die Eifelpraxis“ zurück. 4,69 Millionen schauten sich das TV-Drama an (Marktanteil 15,4 Prozent), die Fußball-Tragödie aus Hamburger Sicht wollten im ZDF im Durchschnitt 4,40 Millionen sehen (Marktanteil 14,8 Prozent).

Ein verdienter Mann, dieser Réthy. Am Tag vor dem Live-Spiel des HSV wurde er 61 Jahre alt. Geburtstag hin oder her – das ZDF sollte ihm im Sommer während der Fußball-WM 2018 in Russland einen langen Urlaub spendieren. Viele Zuschauer meinen, dass ihre Gebühren dafür gut angelegt wären.

Der HSV in der Einzelkritik