Überraschung am Abend: Wer ist Kandidat sechs für den HSV-Aufsichtsrat? Ito unter Beobachtung. Jansen zeigt Kühne Grenzen auf.
Hauptversammlung: Wer ist Kandidat Nummer sechs?
Überraschung am Mittwochabend: Die für den 18. Dezember geplante Hauptversammlung der HSV Fußball AG wird offenbar ins nächste Jahr verlegt. Wie der Verein per Twitter mitteilte, hätten Aufsichtsrat und Vorstand beschlossen, die Hauptversammlung erst im ersten Quartal 2018 abzuhalten. Das sei innerhalb der gesetzlichen Fristen möglich. Hintergrund ist die Besetzung des Aufsichtsrates, um die seit Wochen gefeilscht wird. Dem künftigen Kontrollgremium sollen HSV-Präsident Jens Meier, der Noch-Chef Andreas Peters, HEK-Vorstand Jens Luther, Ex-Profi Marcell Jansen und wieder Wirtschaftsmanager Felix Goedhart angehören. Doch wer wird Kandidat Nummer sechs? Ein Vertreter von Investor Klaus-Michael Kühne?
Der HSV bei Twitter
Ekdal fällt für Schalke-Spiel aus
Bittere Nachricht für den HSV: Albin Ekdal fällt für das Bundesligaspiel auf Schalke am Sonntag (15.30 Uhr/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) aus. Das gab der HSV am Mittwochnachmittag bekannt.
Der schwedische Nationalspieler Ekdal hatte sich im Play-off-Hinspiel der WM-Qualifikation gegen Italien am Freitag (1:0) eine Faszienverletzung im rechten Oberschenkel zugezogen und hatte auch das Rückspiel in Italien am Montag (0:0) verpasst.
Ekdal wurde in der Vergangenheit immer wieder von Verletzungen ausgebremst, allein in dieser Bundesliga-Saison verpasste er drei Spiele wegen Rückenproblemen. Seinen Platz wird auf Schalke vermutlich U-21-Europameister Gideon Jung nach abgesessener Rotsperre einnehmen.
Sakais bittere Länderspielreise
Am Mittwochnachmittag versammelte HSV-Trainer Markus Gisdol seine Mannschaft zum letzten öffentlichen Training vor dem Spiel auf Schalke am Sonntag. Als letzter der Nationalspieler stieß auch Gotoku Sakai zum Team. Der Kapitän war erst am Vormittag nach Hamburg zurückgekehrt.
Die Länderspielreise mit der japanischen Nationalmannschaft hat sich für Sakai nur bedingt gelohnt. Ganze vier Spielminuten gönnte ihm Nationaltrainer Vehad Halihodzic am Dienstag bei der 0:1-Niederlage in Belgien – einem Spiel, das bis kurz vor dem Anpfiff wegen einer Terrordrohung vor der Absage stand. Am vergangenen Freitag, als Japan in Frankreich gegen Brasilien mit 1:3 verlor, stand Sakai gar nicht auf dem Platz – was in Kenntnis seiner Leistungen beim HSV in dieser Saison nicht weiter verwunderlich ist. Der Defensivmann wird sich wohl noch steigern müssen, will er bei der WM in Russland im Sommer nächsten Jahres im Kader der Japaner stehen.
Holtbys Berater von Gisdols Veto „überrascht“
Besonders im Blickpunkt stand im Training allerdings die Offensive. Youngster Jann-Fiete Arp (17) könnte nach seinem brillanten Startelfdebüt gegen Stuttgart Stürmer Bobby Wood, dem die Mannschaft zum 25. Geburtstag ein Ständchen darbrachte, erneut auf die Bank verdrängen. Und Lewis Holtby (27) muss darum kämpfen, es überhaupt wieder in Gisdols Kader zu schaffen.
Am vergangenen Wochenende hatte Gisdol dem früheren Nationalspieler sogar einen Einsatz für die U-21-Mannschaft in der Regionalliga verwehrt – was Holtbys Berater Marcus Noack nicht nachvollziehen kann: „Ich war sehr überrascht, als ich davon in Kenntnis gesetzt wurde“, sagte er dem TV-Sender Sport1. Er wertet Holtbys Wunsch als „bemerkenswertes Signal von einem Spieler, der fast 200 Bundesligaspiele, knapp 40 Premier-League-Spiele absolviert und sich obendrein immer gänzlich mit dem HSV identifiziert hat“.
Der Club plant allerdings ohne Holtby, das lässt Gisdols Veto deutlich erkennen. Holtbys Vertrag läuft am Saisonende aus, was dem HSV knapp 3,5 Millionen Euro Gehalt jährlich erspart. Auch ein Wechsel schon im Winter ist nicht ausgeschlossen, selbst wenn Noack und HSV-Sportchef Jens Todt eine entsprechende Absicht bestreiten.
Japans Olympiatrainer beobachtet Ito
Tatsuya Ito stand ebenfalls unter besonderer Beobachtung – durch Hajime Moriyasu. Der neue Trainer der japanischen U-23-Olympiaauswahl war im Volkspark, um das HSV-Talent in Augenschein zu nehmen. Flügelstürmer Ito könnte bei den Heimspielen in Tokio 2020 zum Kader des Gastgebers gehören.
Von den Nachwuchsspielern durfte am Mittwoch noch Patric Pfeiffer (18) im Training mitmischen, ihn hatte der HSV erst Anfang des Monats mit einem Profivertrag ausgestattet. Nicht auf dem Platz stand Mergim Mavraj. Zwei Tage nach dem 3:2-Sieg mit der albanischen Nationalmannschaft in der Türkei, bei dem er über die vollen 90 Minuten auf dem Platz gestanden hatte, trainierte der Innenverteidiger im Kraftraum.
Aufsichtsrat trifft sich ohne Meier
Spannend wird es am Nachmittag auch in den Büroräumen von Kühne + Nagel in der Hamburger HafenCity. Hier trifft sich der amtierende Aufsichtsrat zum ersten Mal nach dem Rundumschlag von Hausherr Klaus-Michael Kühne. Der HSV-Finanzier hatte angedroht, sein Engagement zu beenden, sollte der Aufsichtsrat künftig nicht nach seinem Gusto besetzt werden.
Heute nun soll das Kontrollgremium über seine künftige Zusammensetzung beraten. Die Schlüsselperson allerdings fehlt: HSV-Präsident Jens Meier, den Kühne persönlich angegriffen hatte, ist auf Geschäftsreise in Südkorea und kann den Kollegen daher seine Kandidaten nicht persönlich näherbringen.
Mehrere Plätze in dem sechsköpfigen Kontrollgremium sind vakant. Noch ist unklar, wer den Platz von Karl J. Pojer (Hapag-Lloyd Cruises) einnehmen könnte, der seine Kandidatur am Wochenende zurückgezogen hatte. Fraglich ist auch der Verbleib von Wirtschaftsmanager Felix Goedhart im Aufsichtsrat. Karl Gernandt hatte bereits vergangene Woche via Kühne erklären lassen, dass er sich aus dem Kontrollgremium zurückzieht. Auch Klitschko-Manager Bernd Bönte und Bauunternehmer Dieter Becken scheiden aus.
Jansen zeigt Kühne die Grenzen auf
Neben Meier und dem Vorsitzenden Andreas Peters, der als einfaches Mitglied weiter dem Aufsichtsrat angehören soll, standen auch der frühere HSV-Profi Marcell Jansen und Jens Luther (HEK – Hanseatische Krankenkasse) auf der Kandidatenliste. Die Entscheidung fällt bei der Hauptversammlung der HSV Fußball AG am 18. Dezember.
Der frühere Nationalspieler Jansen (32) liebäugelt mit einem Posten in dem Kontrollgremium. "Ich kann mir das prinzipiell vorstellen, weil es mir um den Verein geht und nicht um Einzelschicksale", sagte Jansen dem Onlineportal "Sportbuzzer": "Wenn Menschen davon überzeugt sind, dass ich mit meiner Art irgendwas zum Gesamtwerk beitragen kann, und sei es auch nur als Puzzle, dann wäre ich bereit."
Meier habe ihn angesprochen, "und ich habe ihm gesagt, dass ich mich dem Verein verbunden fühle. Das hat man sieben Jahre lang als Spieler gesehen, ich bin Stiftungsgesicht des Hamburger Wegs und auch in anderen Bereichen des Vereins involviert", sagte Jansen. Zugleich zog er eine deutliche Trennlinie zu Kühne: "Ein Verein muss aus sich heraus stark sein und darf nicht extern geführt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Kühne ein rein geschäftliches Interesse am HSV hat. Ein Investor wird nicht zurückerhalten, was er in den Fußball steckt." Jansen hatte bereits im August Kühne nach dessen sportlicher Generalabrechnung mit dem HSV kritisiert.
Will Meier Bruchhagen beerben?
Kühne hatte Meier vorgeworfen, den Aufsichtsrat mit ihm genehmen Vertrauensleuten besetzen zu wollen. Die Zeitschrift „Sport-Bild“ spekuliert nun, dass Hafen-Chef Meier (51) es auf die Nachfolge des HSV-Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen (69) abgesehen haben könnte. Tatsächlich obliegt es dem Aufsichtsrat, den Posten zu besetzen. Weiteres Indiz: Meier habe das Ansinnen des aktuellen Aufsichtsrats, Finanzvorstand Frank Wettstein (44) zum künftigen HSV-Chef aufzubauen, mit dem Hinweis abgeblockt, dass man noch viel Zeit habe. Bruchhagens Vertrag ist bis 2019 gültig.
Ein möglicher Nachfolger Meiers an der Spitze des e. V. wird ebenfalls schon gehandelt: Bernd Hoffmann, der frühere Vorstandsvorsitzende. Die Wahl des neuen HSV-Präsidenten steht im Februar an.
Schalke bangt um Goretzka, Bentaleb fällt aus
Schalke 04 muss bis im Spiel gegen den HSV auf Mittelfeldspieler Nabil Bentaleb verzichten. Bei dem algerischen Nationalspieler ist nach Angaben von Trainer Domenico Tedesco eine Schambeinentzündung, mit der er schon vor der Länderspielpause zu kämpfen hatte, wieder aufgebrochen.
Wegen dieser Blessur hatte Bentaleb auch seinen Aufenthalt bei der algerischen Nationalmannschaft vorzeitig abgebrochen. Ob der 22-Jährige in diesem Jahr noch zurückkehrt, ist ungewiss.
Die Rückkehr von Leon Goretzka in den Kader des FC Schalke 04 wird sich wohl noch verzögern. Zwar zeigte eine neuerliche MRT-Untersuchung, dass der 22 Jahre alte Nationalspieler nach seiner knöchernen Stressreaktion im Unterschenkel auf dem Weg der Besserung ist. Aber auch am Mittwoch trainierte der Mittelfeldspieler noch nicht mit der Mannschaft. Sein Einsatz am Sonntag ist eher unwahrscheinlich. „Dafür müsste Leon am Freitag wieder voll mittrainieren. Sonst würde das keinen Sinn machen“, sagte Trainer Domenico Tedesco, der insbesondere mit Blick auf das folgende Revierderby am 25. November bei Borussia Dortmund keinerlei Risiko eingehen wird.
Goretzka hatte die drei zurückliegenden Schalker Pflichtspiele verpasst und wegen der Verletzung auch seine Teilnahme an den Länderspielen der DFB-Elf gegen England und Frankreich abgesagt.