Hamburg. Der HSV-Aufsichtsrat berät die Personalliste. Bei einer Pattsituation käme es zu einer neuen Situation. Kühne zu Kompromiss bereit?

Eine Woche ist es nun her, dass HSV-Investor Klaus-Michael Kühne öffentlich damit drohte, seinem Lieblingsclub künftig die kalte Schulter zu zeigen, sollte der neue Aufsichtsrat nicht sein Gefallen finden. Heute nun könnte – wenn alles läuft wie erwartet – der ganz große Knall vermieden werden.

Am Nachmittag trifft sich der Aufsichtsrat, um über die Liste der Kandidaten zu beraten, die das Präsidium des HSV e. V. mit Zustimmung des HSV-Beirats erstellt hat. Da Jens Meier als Präsident automatisch Mitglied des AG-Aufsichtsrats bleibt, müssen die amtierenden Mitglieder des Kontrollgremiums gemäß dem Aktienrecht fünf weitere Personen vorschlagen für die Hauptversammlung der AG, die für den 18. Dezember terminiert ist.

Meier weilt in Südkorea

Nach Abendblatt-Informationen wird Meier allerdings nicht persönlich anwesend sein können, da er wegen einer Geschäftsreise in Südkorea weilt. Seine (schriftliche) Zustimmung zur ­Liste wird womöglich dennoch wichtig sein, denn mindestens vier Aufsichtsräte müssen für die Kandidaten stimmen. Bei einer 3:3-Pattsituation wäre – anders als in früheren e.V.-Zeiten – nicht die Stimme des Aufsichtsratsvorsitzenden Andreas Peters (im Beruf Rechtsanwalt) entscheidend, der Vorschlag wäre in diesem Fall abgelehnt.

Dass es zu einer knappen Entscheidung kommt, gilt jedoch nach der Entwicklung der jüngsten Tage als unwahrscheinlich. Es sieht so aus, dass sich Meier und Investor Klaus-Michael Kühne nach dem Machtkampf der letzten Tage auf der Zielgeraden nun doch näher gekommen sind. Die Kompromissbereitschaft scheint gewachsen, allein um den großen Krach zu vermeiden, der den HSV in seinen Grundfesten erschüttert hätte. Auf Abendblatt-Anfrage teilte Kühne mit, dass der Vorgang noch in der Schwebe sei, es fänden aber „vertrauensvolle Gespräche“ statt.

Kühne mit "moralischem" Anrecht

Bis zum Abend war nach der Absage des designierten neuen Aufsichtsrats Karl J. Pojer (Hapag-Lloyd Cruises) noch offen, wer an seiner Stelle dem Gremium angehören soll. Genauso schien die Zukunft von Wirtschaftsmanager Felix Goedhart fraglich. Neben Meier und Peters, der als einfaches Mitglied weiter dem Gremium angehören soll, standen auch der frühere HSV-Profi Marcell Jansen und Jens Luther, Vorstandsvorsitzender der HEK – Hanseatische Krankenkasse, auf der Liste.

Kühne, der 20,57 Prozent der Anteile hält, hat kein satzungsgemäß verbrieftes Recht auf einen Vertreter in dem Gremium. Gleichwohl wird ihm ein „moralisches“ Anrecht darauf zugestanden. Nachdem er vergangene Woche erklärt hatte, dass sein Vertrauter Karl Gernandt dem neuen Rat nicht angehören wird, scheint er dort künftig keinen echten Vertrauensmann mehr zu haben.

Zuletzt soll Meier um eine für Kühne akzeptable Lösung bemüht gewesen sein. So gab es angeblich auch Gespräche mit Michael Behrendt (Hapag-Lloyd) und Hans Walter Peters (Berenberg Bank).