Hamburg. Der HSV-Torhüter verzichtet vor dem Duell mit seinem Ex-Club auf branchenübliche Phrasen. Respekt vor dem „Dorf“ hat er dennoch.

Es gehört wohl irgendwie zur Folklore des Fußballs, dass man Stürmer, die auf ihren Ex-Club treffen, ganz im Ernst fragen muss, wie sie jubeln, wenn sie denn treffen. So hatte auch Aaron Hunt in der vergangenen Woche angekündigt, dass er „aus Respekt vor Werder“ nicht jubeln werde, sollte er ein Tor erzielen. Am Ende hatte Hunt trotz seiner Vorlage zum zwischenzeitlichen 1:0 ohnehin kaum Grund zum öffentlichen Jubeln, sodass diese etwas sonderbare Diskussion im Keim erstickt war. Doch der Hunt von gestern ist der Mathenia von morgen.

Nun ist es Christian Mathenia, der vor dem Spiel gegen Darmstadt (Sonnabend, 15.30 Uhr) für die Gegen-den-Ex-Club-Geschichte in dieser Woche herhalten muss. Das einzige Problem: Mathenia ist Torhüter, trifft damit in etwa so oft wie Dennis Diekmeier und braucht somit auch nicht gefragt werden, ob und wie er im Fall der Fälle jubeln würde.

Zwischen Ehrlichkeit und Empathie

Ob es dem früheren Darmstadt-Torhüter denn leidtun würde, wenn ausgerechnet der HSV den Abstieg seines Ex-Clubs perfekt machen würde, wurde Mathenia dann aber doch am Mittwoch gefragt. „Ganz ehrlich“, antwortete der Keeper, „dann steigt Darmstadt eben ab. Das Einzige, was zählt, ist mein jetziger Club. Da interessiert mich eigentlich auch nicht, ob es meinen Ex-Verein trifft oder nicht.“

So viel Ehrlichkeit hört man selten, auch wenn Mathenia ein abmilderndes „für den Verein täte es mir schon leid“ hinterherschiebt. Fehlende Empathie braucht Mathenia aber niemand vorzuwerfen. „Ich hatte zwei überragende Saisons mit Darmstadt“, sagt der 25-Jährige. Dankbarkeit hin oder her, gewinnen möchte Mathenia eben doch.

Das Restprogramm der Abstiegskandidaten

1. FSV Mainz (13./44:53/37)

Köln (A)

FC Augsburg (14./35:51/37)

Hoffenheim (A)

VfL Wolfsburg (15./33:50/37)

HSV (A)

HSV (16./31:60/35)

Wolfsburg (H)

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„Das Dorf will es der Weltmetropole zeigen“

Dabei weiß keiner so gut wie Ma­thenia, wie schwer das Heimspiel gegen die mutmaßlich Chancenlosen wird. „Auch im vergangenen Jahr hatte keiner auf uns gesetzt“, erinnert sich der Adler-Vertreter, der in der vergangenen Saison am 29. Spieltag 2:1 mit den Lilien in Hamburg gewinnen konnte. „Das Dorf Darmstadt will es der Weltmetropole Hamburg zeigen“, warnt Mathenia.

Die Erklärung für den unerklärlichen Klassenerhalt der Darmstädter im vergangenen Jahr ist einfach: Es komme nicht unbedingt auf das Fußballerische an, sondern auf die Mentalität. „Die Mannschaft mit der besten Mentalität bleibt auch in der Liga“, sagt Mathenia.

Frings hat Darmstadt fußballerisch verbessert

Und weil es dann doch ein bisschen komplizierter ist, bereitet Trainer Markus Gisdol seine Mannschaft mit mehreren Videositzungen auf den unbequemen Gegner vor. „Natürlich wissen wir, wie Darmstadt spielt“, sagt Mathenia. Einfach. Und mit langen Bällen. Zudem hätten sich die Lilien unter Torsten Frings auch fußballerisch verbessert.

Letztendlich, da ist sich Mathenia dann doch sicher, werde das alles aber nicht reichen, um am Sonnabend eine unverhoffte Überraschung zu erleben. „Wir werden gewinnen“, orakelt Mathenia. Und er wird jubeln.