Hamburg. Für Bakery Jatta schließt sich mit seinem Bundesliga-Debüt in Bremen ein Kreis. Berater und Trainer loben den 18-Jährigen.

Eigentlich war alles wie immer, als Bakery Jatta am Montagmorgen auf den Trainingsplatz ging. Wie immer begrüßte er die Zuschauer mit einem kurzen „moin“. Wie immer trainierte der 18-Jährige anschließend gemeinsam mit den Reservisten. Alles wie immer und doch ist seit diesem Wochenende alles anders im Leben des HSV-Profis. Seit Sonntag, 17.07 Uhr, ist Jatta offiziell Bundesligaspieler. Es war der Moment, als Trainer Markus Gisdol ihn für Rekordtransfer Filip Kostic beim Nordderby in Bremen einwechselte.

Einzelkritik: Holtby als hilfloses Häschen

Zwei Jahre nach seiner Flucht aus der Diktatur Gambias durch die Wüste und über das Mittelmeer, 15 Monate nach seinem ersten Probetraining in Hamburg und neun Monate nach seiner Vertragsunterschrift beim HSV ist Jatta endgültig in der Bundesliga angekommen. Und das ausgerechnet in der Stadt, in der sein Leben in Deutschland begonnen hatte, bevor er im Januar 2016 in Hamburg vorspielte. „Ich bin sehr glücklich und dankbar“, sagte Jatta nach dem Spiel in seinem ersten Interview. „Mein Traum ist wahr geworden. Schade, dass wir verloren haben.“

HSV verliert Nordderby bei Werder Bremen:

HSV bricht ein und verliert Nordderby bei Werder Bremen

Aushilfs-Innenverteidiger Gideon Jung (r.) hatte Max Kruse (hier beim Ausgleichstor) zu keiner Zeit im Griff. Gegen Darmstadt rückt er wohl wieder auf die Sechs – und verdrängt damit den ebenfalls schwachen Walace aus der Startelf
Aushilfs-Innenverteidiger Gideon Jung (r.) hatte Max Kruse (hier beim Ausgleichstor) zu keiner Zeit im Griff. Gegen Darmstadt rückt er wohl wieder auf die Sechs – und verdrängt damit den ebenfalls schwachen Walace aus der Startelf © WITTERS | ValeriaWitters
Als Kind schlief er noch in HSV-Bettwäsche, jetzt jubelt er im Werder-Dress über ein Tor gegen die Hamburger
Als Kind schlief er noch in HSV-Bettwäsche, jetzt jubelt er im Werder-Dress über ein Tor gegen die Hamburger © imago/Ulmer
Florian Kainz machte Werder zum Derbysieger und düpierte HSV-Torhüter Mathenia in der kurzen Ecke. Die Vorlage kam – na klar – von Kruse
Florian Kainz machte Werder zum Derbysieger und düpierte HSV-Torhüter Mathenia in der kurzen Ecke. Die Vorlage kam – na klar – von Kruse © imago/Nordphoto
Mathenia bewahrte den HSV nach 35 Sekunden mit einer Weltklasse-Parade gegen Kruse vor einem Gegentor, sah dann aber beim 1:2 schlecht aus
Mathenia bewahrte den HSV nach 35 Sekunden mit einer Weltklasse-Parade gegen Kruse vor einem Gegentor, sah dann aber beim 1:2 schlecht aus © imago/Nordphoto
Hängende Köpfe beim HSV nach einer dürftigen zweiten Halbzeit in Bremen
Hängende Köpfe beim HSV nach einer dürftigen zweiten Halbzeit in Bremen © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Alexander Nouri und Werder Bremen bleiben hingegen die Mannschaft der Stunde in der Bundesliga und dürfen nun sogar von Europa träumen
Alexander Nouri und Werder Bremen bleiben hingegen die Mannschaft der Stunde in der Bundesliga und dürfen nun sogar von Europa träumen © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Wie schon im Hinspiel erzielte Gregoritsch das 1:0 für den HSV gegen Werder
Wie schon im Hinspiel erzielte Gregoritsch das 1:0 für den HSV gegen Werder © dpa | Carmen Jaspersen
Damit erzielte Gregoritsch vier seiner zehn Bundesligatore gegen Bremen
Damit erzielte Gregoritsch vier seiner zehn Bundesligatore gegen Bremen © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Dennis Diekmeier jubelt über die Führung im Nordderby
Dennis Diekmeier jubelt über die Führung im Nordderby © WITTERS | FrankPeters
Filip Kostic hatte noch in der Anfangphase die Chance, auf 2:0 für den HSV zu stellen, doch der Serbe scheiterte alleine vor Werder-Keeper Felix Wiedwald
Filip Kostic hatte noch in der Anfangphase die Chance, auf 2:0 für den HSV zu stellen, doch der Serbe scheiterte alleine vor Werder-Keeper Felix Wiedwald © imago/Nordphoto
Werder-Kapitän Zlatko Junuzovic setzt zum Freistoß an...
Werder-Kapitän Zlatko Junuzovic setzt zum Freistoß an... © imago/Nordphoto
... Und zirkelt die Kugel an den Pfosten!
... Und zirkelt die Kugel an den Pfosten! © imago/Nordphoto
Lewis Holtby bot beim Nordderby eine ungewohnt schlechte Vorstellung
Lewis Holtby bot beim Nordderby eine ungewohnt schlechte Vorstellung © Valeria Witters | Witters
Kapitäne unter sich: Bremens Zlatko Junuzovic (l.) und Gotoko Sakai lenken das Spiel ihrer Mannschaften
Kapitäne unter sich: Bremens Zlatko Junuzovic (l.) und Gotoko Sakai lenken das Spiel ihrer Mannschaften © dpa | Carmen Jaspersen
Aaron Hunt zeigte sich sehr spielfreudig bei seiner alten Liebe
Aaron Hunt zeigte sich sehr spielfreudig bei seiner alten Liebe © dpa | Carmen Jaspersen
Vor dem Nordderby wurde der HSV-Bus von Bremer Fans mit Farbe und Flaschen attackiert
Vor dem Nordderby wurde der HSV-Bus von Bremer Fans mit Farbe und Flaschen attackiert © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Die Polizei sichert das Nordderby mit 750 Einsatzkräften ab und stuft die Partie als
Die Polizei sichert das Nordderby mit 750 Einsatzkräften ab und stuft die Partie als "Hochsicherheitsspiel" ein © WITTERS | FrankPeters
Es geht auch friedlich. Ein HSV- und ein Bremer Fan besuchen die Partie gemeinsam....
Es geht auch friedlich. Ein HSV- und ein Bremer Fan besuchen die Partie gemeinsam.... © WITTERS | ValeriaWitters
... die beiden waren nicht das einzige kuriose Fan-Duo
... die beiden waren nicht das einzige kuriose Fan-Duo © WITTERS | ValeriaWitters
1/19

Mit seinen 18 Jahren ist Jatta zudem einer der jüngsten Spieler, die jemals für den HSV debütiert haben. „Ich fand es bemerkenswert, wie Baka aufgetreten ist“, sagte Gisdol am Tag danach. „Er hat viel Schwung gebracht und war einer der positiven Aspekte. Ich hätte ihm gewünscht, dass sein Tor zählt.“

Lesen Sie auch: Erheblicher Sachschaden nach Farbanschlag auf HSV-Bus

Das Tor, von dem der Trainer sprach, war sein Treffer kurz vor Schluss. Aus zwei Metern hatte Jatta am zweiten Pfosten eine Hereingabe des ebenfalls eingewechselten Pierre-Michel Lasogga über die Linie gedrückt. Doch der Vorlagengeber stand zuvor im Abseits. „Ich hoffe, dass ich noch viele Chancen bekomme. Das ist erst der Anfang meines Traums“, sagte Jatta. Vor den Augen seines Bremer Beraters Efe-Firat Aktas auf der Tribüne des Weserstadions spielte Jatta unbekümmert auf und hatte mehrere Szenen. „Er hat gezeigt, was er kann“, sagte Aktas.

Matz ab nach der Niederlage bei Werder:

Matz ab nach der Niederlage im Nordderby bei Werder

weitere Videos

    Trainer Gisdol machte dem schnellen Offensivmann Hoffnung auf weitere Einsätze. Bislang hatte Jatta nur in der Regionalliga gespielt und dabei für die U21 elf Tore in 16 Spielen erzielt. Nun folgte seine gelungene Bundesliga-Premiere. „Das war ein erster großer Schritt“, sagte Gisdol, der den Fleiß des Sportlers und des Menschen Jatta lobte. „Er hat sich den Einsatz verdient. Er ist ein guter Schüler und beliebt in der Mannschaft, weil er immer ehrlich und offen ist und immer Gas gibt.“

    Die Idee, Jatta nach dieser Saison an einen Zweitligisten zu verleihen, hat der HSV erst mal verworfen. In seinem gewohnten Umfeld soll er sich in Ruhe weiterentwickeln. Es bleibt also vorerst alles beim Alten. Der Traum des jungen Jatta geht dabei weiter.