Hamburg. Das Sportgericht hat ein Urteil über die jüngsten Vorfälle im Fanblock gefällt. Im Gegensatz zu einem vorigen Spruch fehlt ein Detail.

Geht es um Probleme mit Pyro-Technik, ist Heribert Bruchhagen durch seinen Abschied von Eintracht Frankfurt und den Amtsantritt in Hamburg gewissermaßen vom Regen in die Traue gewechselt. Bei den Hessen waren Zündeleien von Fans für den damaligen Frankfurter Vorstandsvorsitzenden Dauerthema, und auch beim HSV muss sich Bruchhagen in gleicher Funktion wiederholt mit verbotenen Aktionen der Anhängerschaft auseinandersetzen.

Erst am Donnerstag hatte der DFB den Verein wegen dreierlei Vergehen zu einer Gesamtstrafe von 17.500 Euro verdonnert, die der HSV bereits akzeptiert hat. Geahndet wurden Pyro-Aktionen in den Spielen gegen Köln (Pokal), in Leipzig sowie zu Hause gegen Hertha. Bei diesem Spiel hatten auch die Gästefans gezündelt – Berlin kam aber mit insgesamt 7500 Euro Strafe, in die auch weiteres Fehlverhalten im Spiel gegen Bayern München eingerechnet wurde, vergleichsweise günstig davon.

Bruchhagen hat Erfahrung mit Pyromanen

Vor allem die Vorkommnisse beim Heimspiel gegen die Hertha hatten zu Unmut bei Hamburgs Verantwortlichen, aber auch innerhalb der Fanszene geführt. Während sich Finanzvorstand Frank Wettstein angesichts des zu erwartenden Bußgeldbescheids ärgerte, blieb Bruchhagen allerdings relativ gelassen. Das Pro­blem könne man ohnehin nicht lösen, so die Ansicht des ehemaligen DFB-Funktionärs. Damit bestätigte der 68-Jährige eine Haltung, die er im Laufe seiner Frankfurter Ära angenommen hatte.

"Wir müssen zusammen gegen diejenigen vorgehen, die überhaupt nichts mit Fußball am Hut haben und nur angetreten sind, um den Fußball zu torpedieren", hatte Bruchhagen schon im Januar 2013 geäußert, als die Frankfurter Leuchtfeuer-Problematik eine neue Eskalationsstufe erreicht hatte. Damals hatte Eintracht-Fans durch bengalische Feuer, Knallkörper und Raketen beim Bundesligaspiel in Leverkusen eine Unterbrechung von sieben Minuten provoziert. Eine Rekordstrafe von 100.000 Euro war die Folge.

Schon Beiersdorfer wurde Problem nicht Herr

Auch der HSV ist im Strafenkatalog regelmäßig prominent gelistet. Seit der Saison 2014/15 musste der Dino bis dato 243.500 Euro allein für verbotene Pyrotechnik berappen. "Der HSV musste in dieser Saison bereits eine fünfstellige Summe zahlen. Das hilft uns nicht weiter", sagte zuletzt Sportchef Jens Todt. "Wir wollen keine Pyrotechnik und können dieses Verhalten auch nicht akzeptieren", hatte Ex-Boss Dietmar Beiersdorfer stets betont, der dem Problem damit allerdings auch nicht Herr werden konnte.

Tabelle Pyro-Strafen 2014/15

Tabelle Pyro-Strafen 2015/16

Nach Ansicht seines Nachfolgers sei dies auch schwierig zu lösen – zumindest nicht durch Urteile der Sportgerichtsbarkeit. "Da hilft keine Bestrafung wie Platzsperre oder was auch immer, sondern wir müssen konzertiert gegen diese Leute vorgehen", sagte Bruchhagen schon in Frankfurt. Dafür werde die Hilfe der Zuschauer, des DFB und auch des Vereins selbst benötigt. Aber: "Die Irrationalität der Handelnden ist nur schwer zu ergründen."

DFB verzichtet auf Zweckgebundenheit

Die im Januar gegen den HSV ausgesprochenen Strafen für Pyro-Aktionen in den Pokalspielen in Zwickau und Halle waren übrigens teilweise zweckgebunden. Bis zu 15.000 der insgesamt verhängten 45.000 Euro musste der HSV für "sicherheitstechnische, infrastrukturelle und gewaltpräventive Maßnahmen" ausgeben, insbesondere zur Anschaffung einer mobilen Kameratechnik. Ein Nachweis sei zum 30. Juni 2017 zu erbringen. Beim neuerlichen Urteil verzichtete der DFB auf eine entsprechende Anweisung.

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    Droht dem HSV das Eintracht-Schicksal?

    In den jüngsten drei Fällen ist der HSV damit noch einmal relativ glimpflich davongekommen. Doch bei weiteren Vergehen seiner Anhängerschaft könnte sich das Blatt wenden. So fürchtete auch Jens Todt bereits nach dem Hertha-Spiel zusätzliche Sanktionen seitens des DFB. Wie diese aussehen könnten, bewies der Verband in dieser Saison am Beispiel Eintracht Frankfurt.

    Stimmungskiller: Frankfurts Geisterfanblock im Spiel gegen die Bayern
    Stimmungskiller: Frankfurts Geisterfanblock im Spiel gegen die Bayern © Imago/Eibner

    Denn beim Wiederholungstäter wurde mit drastischen Maßnahmen ein weiteres Zeichen gesetzt: Gegen Bayern München wurde der Fanblock geschlossen, gegen Ingolstadt durften nur Sitzplatzdauerkarteninhaber ins Stadion gelassen werden. Zu Auswärtsspielen der Eintracht wurden außerdem 50 eigene Ordner und ausschließlich personalisierte Tickets vorgeschrieben. Dieses Szenario werden sie beim HSV unbedingt vermeiden wollen.