Wood wechselt den Berater. Stammkräfte trainieren wieder. Papadopoulos gibt's für die Küche. Bruchhagen freut sich auf Frankfurt.

HSV-Ultras: "Wir finanzieren soziale Projekte"

Die HSV-Ultras
„Castaways“ brennen vor dem Spiel zwischen dem HSV und Hertha Pyrotechnik ab. Aus Protest gegen Stadionverbote, wie es heißt
Die HSV-Ultras „Castaways“ brennen vor dem Spiel zwischen dem HSV und Hertha Pyrotechnik ab. Aus Protest gegen Stadionverbote, wie es heißt © Imago

Das Thema Pyrotechnik sorgte in den vergangenen Wochen einmal mehr für Ärger beim HSV. Nachdem zuletzt eine Gruppe von Ultras vor dem Spiel gegen den Hertha BSC bengalische Feuer und Rauchbomben entzündet hatte, entfachte die drohende Geldstrafe vor allem die Wut von Finanzchef Frank Wettstein. Bereits Mitte Januar hatte das DFB-Sportgericht den HSV zu einer Geldstrafe von 45.000 Euro verurteilt. Dem HSV droht nach Vorfällen bei Spielen gegen Leipzig und Hertha eine Geldstrafe in ähnlicher Höhe. "Poptown", die größte Hamburger Ultragruppe, treibt es nun auf den Gipfel und rechtfertigt die Pyro-Aktionen – wenn auch mit einem Augenzwinkern.

In den vergangenen Jahren gingen die Strafgelder 1:1 an fußballnahe Projekte wie die Egidius Braun- oder die Robert Enke-Stiftung. Eben dafür lobt die Gruppe nun die zündelnden Fans in einem Spieltags-Flyer. "Runtergebrochen [sic!] könnte man also festhalten, mit dem Zünden von Pyrotechnik unterstützt ihr direkt den guten Zweck", schreiben die Ultras mit einigem Sarkasmus an ihre Anhänger gerichtet. Man wolle nicht hochnäsig klingen, noch "Leute zum Spiel mit dem Feuer ermutigen. Doch nicht ganz ohne Stolz können wir verkünden, dass der HSV in diesem Jahr einer der sozialsten Vereine der Liga war und bereits 45.000 Euro für karitative Zwecke bereitgestellt hat."

Ganz ernst gemeint sei dies nicht, wobei ein entspannter Umgang mit dem Zünden von Pyrotechnik "viele Konflikte von vorne herein [sic!] vermeiden und entschärfen würde", heißt es in dem Flyer weiter, der damit schließt, dass Pyrotechnik als Bestandteil der Fankultur hinzunehmen sei. Ob die Vereine, die regelmäßig hohe Strafen in Kauf nehmen müssen, die eingesetzten Ordnungshüter, die beim Herausziehen einzelner Verdächtiger oft Verletzungen riskieren, und die Zuschauer in den anderen Blocks sowie nicht zuletzt die Spieler auf dem Platz diese Ansicht teilen, sei dahingestellt.

Seit Jahren gehören die Hamburger zu den Clubs mit den häufigsten Vergehen.

Tabelle Pyro-Strafen 2014/15

Tabelle Pyro-Strafen 2015/16

Bobby Woods beeindruckende Bilanz

Bobby Wood jubelt nach seinem Siegtor in der 80. Minute mit Michael Gregoritsch
Bobby Wood jubelt nach seinem Siegtor in der 80. Minute mit Michael Gregoritsch © Bongarts/Getty Images

Der Matchwinner im Volkspark hieß am Sonntag ausnahmsweise mal nicht Müller – sondern Wood. Der emsige US-Stürmer hat beim 2:1 (1:1)-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach den Unterschied gemacht und mit dem späten Siegtreffer in der 80. Minute "die Kirsche auf die Sahne getan", wie es Lewis Holtby siegestrunken nach dem kräftezehrenden Spiel formulierte. Seine Vorstellung gegen Gladbach wäre aber schon ohne Treffer beeindruckend gewesen: Er war an neun der insgesamt 17 Torschüsse des HSV beteiligt.

Insbesondere nach seinem glanzvollen Auftritt weckt der US-Stürmer Begehrlichkeiten - bei Top-Klubs aus dem Ausland genauso wie bei Balljungen aus Hamburg. Der HSV-Angreifer überließ nach dem Spiel sein Trikot in den Katakomben einem kleinen Fan. Der Knirps machte große Augen, stopfte sich das Hemd unter die Jacke und rannte davon. Er wollte wohl seinen neuen Schatz schnell in Sicherheit bringen.

Hier geht's zur HSV-Einzelkritik

„Ich bin sehr stolz. Wir sind in einer schwierigen Situation, aber wir kommen da raus, wenn wir so kämpfen“, sagte der Stürmer, den die finanzkräftigen Vereine aus England längst auf dem Zettel haben. Sportdirektor Jens Todt muss schmunzeln, wenn er auf seinen umworbenen Stoßstürmer angesprochen wird: „Wir haben die Tribüne voll mit Scouts. Aber er war ja auch schon vorher kein Unbekannter." Der Vertrag des Hawaiianers an der Elbe läuft noch bis 2020, und es ist klar, dass die Hamburger ihren Wood unbedingt behalten wollen. "Granatenhaft" nannte Dennis Diekmeier dessen Auftritt gegen die Borussia, "krass" lobte Kapitän Gotoku Sakai, und Lewis Holtby meinte: "Brutal."

Wood wechselt den Berater

Da kommt es nicht von ungefähr, dass Volker Struth am Tag nach dem Sieg des HSV über Gladbach verkündet, dass er mit seiner Agentur "Sports Total" künftig die Interessen des hochgelobten Stürmers vertreten wird. „Wir sind froh, künftig eng an deiner Seite zu sein“, ist auf der Website der Agentur neben einem Foto von Wood zu lesen. Bis vergangenen Sommer war Struth auch beratend für HSV-Investor Klaus-Michael Kühne tätig.

Müller und Mavraj sind wieder im Training

Dabei hielt sich der Optimismus vor der Partie noch in Grenzen. Schließlich fiel Top-Scorer Nicolai Müller geplagt durch eine Magen-Darm-Grippe länger aus als zunächst erwartet. Dass Markus Gisdol ihn vor dem Spiel in den vorläufigen Kader berufen hatte, zeigt, wie sehr der Trainer auf den Stürmer baut. Und Mergim Mavraj, der sich nach seinem Wechsel im Winter aus Köln beim HSV innerhalb kürzester Zeit als Abwehrchef bewiesen hat, soll bis April ausfallen. Der Innenverteidiger hatte sich im Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach einen Sehnenanriss im Bereich des linken Kniegelenks zugezogen.

Am Montag stand Mavraj wieder auf dem Rasen. Während die gestrigen Spieler im Volkspark ausgelaufen sind, trainierte Mavraj erstmalig mit den Reservisten auf dem Rasen. Unterdessen meldete sich Müller im Volkspark wieder einsatzfähig. Am Mittwoch sollen dann die regulären Trainingseinheiten zur Vorbereitung auf das Auswärtsspiel gegen Eintracht Frankfurt am Sonnabend (ab 18.30 Uhr bei Sky und auf abendblatt.de) beginnen.

Bruchhagen freut sich auf Frankfurt

HSV-Chef Heribert Bruchhagen, der langjährig an der Spitze von Eintracht-Frankfurt stand, freut sich auf das Duell der beiden Vereine am kommenden Sonnabend. „Ich freue mich, auf viele vertraute Gesichter zu treffen“, sagte der 68-Jährige am Montag in einem Interview des Hessischen Rundfunks. Bruchhagen war bis zum vergangenen Sommer mehr als zwölf Jahre Vorstandsvorsitzender der Eintracht. Im vergangenen Dezember trat er diesen Posten beim Bundesliga-Konkurrenten HSV an.

„Es würde uns guttun, in Frankfurt mindestens einen Punkt zu holen“, sagte er zu der sportlichen Ausgangsposition vor dem Spiel. Die Frankfurter stehen auch nach fünf Niederlagen in Serie weiter auf einem Europa-League-Platz. „Dass die Eintracht einen solchen Sprung macht, hätte ich nicht gedacht. Ich traue der Mannschaft zu, dass sie den sechsten Platz verteidigt“, meinte Bruchhagen weiter.

Papadopoulos für die Küche

Kyriakos Papadopoulos, der erst im Januar nach Hamburg gewechselt war, mausert sich indes zum Fan-Liebling. Bereits bei seinem Premierentreffer für den HSV gegen Bayer Leverkusen zeigte der Grieche stolz auf die Raute auf seiner Brust und bekannte sich damit schon voll zu den abstiegsbedrohten Hamburgern. Trainer Markus Gisdol nennt ihn "Mentalitätsbestie". Denn Papadopoulos war es, der in seiner emotionalen Ansprache nach dem Pokal-Aus gegen Gladbach vor nicht einmal zwei Wochen klar stellte: Nur elf Tage später werde man die Borussia schlagen. Er sollte Recht behalten.

Das HSV Marketing ist auf den hohen Beliebtheitsgrad des Innenverteidigers gleich angesprungen: Im HSV-Fanshop gibt's jetzt Papadopoulos für den Frühstückstisch. Die Tasse mit der Aufschrift "Lass das mal den Papa machen" spricht für sich.

Der HSV siegt im Volkspark gegen Gladbach:

Sieg! HSV dreht das Spiel gegen Gladbach

Bobby Wood drehte das Spiel für den HSV gegen Gladbach
Bobby Wood drehte das Spiel für den HSV gegen Gladbach © WITTERS | TimGroothuis
Rein das Ding! Wood wuchtet das Spielgerät in die Maschen
Rein das Ding! Wood wuchtet das Spielgerät in die Maschen © MSSP/Michael Schwartz
Filip Kostic überspringt Nico Elvedi und trifft zum Ausgleich für den HSV gegen Gladbach
Filip Kostic überspringt Nico Elvedi und trifft zum Ausgleich für den HSV gegen Gladbach © WITTERS | ValeriaWitters
Der Serbe lässt sich für sein Tor feiern
Der Serbe lässt sich für sein Tor feiern © dpa | Daniel Reinhardt
Papadopoulos nimmt Torschütze Kostic zum Jubeln in den Arm
Papadopoulos nimmt Torschütze Kostic zum Jubeln in den Arm © WITTERS | ValeriaWitters
Endlich zählt ein Tor! DIe HSV-Spieler jubeln über den Ausgleich
Endlich zählt ein Tor! DIe HSV-Spieler jubeln über den Ausgleich © WITTERS | ValeriaWitters
Andreas Christensen jubelt nach seinem Führungstor für die Gäste
Andreas Christensen jubelt nach seinem Führungstor für die Gäste © dpa | Daniel Reinhardt
Der Däne setzte sich im Kopfballduell gegen Gideon Jung durch und wuchtete den Ball ins Eck
Der Däne setzte sich im Kopfballduell gegen Gideon Jung durch und wuchtete den Ball ins Eck © dpa | Daniel Reinhardt
Ratlose Hamburger Gesichter nach dem Rückstand
Ratlose Hamburger Gesichter nach dem Rückstand © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Gotoku Sakais Protest ändert nichts an der Entscheidung von Schiedsrichter Deniz Aytekin, der zwei HSV-Tore wegen Abseits aberkannte
Gotoku Sakais Protest ändert nichts an der Entscheidung von Schiedsrichter Deniz Aytekin, der zwei HSV-Tore wegen Abseits aberkannte © WITTERS | ValeriaWitters
Beim ersten Abseitstor von Bobby Wood stimmte Linienrichter Eduard Beitlinger, der nicht die Fahne gehoben hatte, Deniz Aytekin um
Beim ersten Abseitstor von Bobby Wood stimmte Linienrichter Eduard Beitlinger, der nicht die Fahne gehoben hatte, Deniz Aytekin um © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Lewis Holtby erzielte das zweite irreguläre Tor mit einem traumhaften Lupfer
Lewis Holtby erzielte das zweite irreguläre Tor mit einem traumhaften Lupfer © dpa | Daniel Reinhardt
Adler hält prächtig gegen Herrmann
Adler hält prächtig gegen Herrmann © dpa | Daniel Reinhardt
René Adler parierte zweimal in Weltklasse-Manier und verdiente sich eine Eins mit Sternchen
René Adler parierte zweimal in Weltklasse-Manier und verdiente sich eine Eins mit Sternchen © imago/MIS
Albin Ekdal steigt gut hoch, vergibt aber diese Torchance
Albin Ekdal steigt gut hoch, vergibt aber diese Torchance © WITTERS | TimGroothuis
Christoph Kramer setzt sich gegen Bobby Wood durch
Christoph Kramer setzt sich gegen Bobby Wood durch © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Matthias Ostrzolek klärt souverän gegen Elvedi und leitet im Anschluss dieser Szene den Konter ein
Matthias Ostrzolek klärt souverän gegen Elvedi und leitet im Anschluss dieser Szene den Konter ein © dpa | Daniel Reinhardt
Albin Ekdal setzt sich gegen Patrick Herrmann durch
Albin Ekdal setzt sich gegen Patrick Herrmann durch © WITTERS | ValeriaWitters
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HSV-Roadshow im Billstedt Center

Den Fans widmet sich der Bundesliga-Dino in diesem Jahr ohnehin ganz besonders. Zum 130-jährigen Bestehen will der HSV seine Geschichte in Form einer Roadshow lebendig werden lassen. Nach einer Station in der Europa-Passage gastiert die Veranstaltungsreihe von Montag bis Sonnabend in Hamburgs Osten. Zum Start am heutigen Montag sind alle Anhänger aufgerufen, sich zum großen Fanfoto zusammenzufinden.

Treffpunkt ist um 15.30 Uhr am Eingang der U-Bahnstation Billstedt. Von dort geht es dann gemeinsam zum Marktplatz im Center, wo das Foto geschossen wird und anschließend eine Quizrunde mit Vereinsmanager Bernd Wehmeyer stattfindet. Alle Familien und Kinder, die zur Eröffnung am Montag kommen, erhalten HSV-Fähnchen, Wertgutscheine für Stadiontouren und Museum, für die Kinder gibt's Autogrammkarten und Aufkleber.