Hamburg. Wood und Kostic führen den HSV zum 2:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach. Abstiegskampf so spannend wie lange nicht.

Auf dem Weg in die Kabine lieferte Bobby Wood noch eine weitere Demonstration seiner Stärke. Oberkörperfrei marschierte der HSV-Stürmer vorbei an den zahlreichen Kamerateams im Bauch des Volksparkstadions. Und die konnten sich ein eindrucksvolles Bild machen von Woods muskelbepacktem Körper. Jener Körper war es, der den HSV nur wenige Minuten zuvor zum 2:1 (1:1)-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach geführt hatte.

Ein kräftezehrendes Spiel vor 52.501 Zuschauern, in dem der HSV an und über die Grenze gehen musste. Doch während einige Hamburger Spieler mit Krämpfen geplagt vom Spielfeld humpelten, wirkte Wood so, als ob er noch Lust auf eine dritte Halbzeit hätte. „Er hat sich vor seinem Tor ja auch ausgeruht“, scherzte Torhüter René Adler.

Einzelkritik: Adler verdient sich eine Eins mit Sternchen

Tatsächlich lag Wood vor seinem Siegtreffer in der 80. Minute einige Sekunden auf dem Boden. Nach einer Flanke von Kapitän Gotoku Sakai war der US-Amerikaner zunächst von Tony Jantschke elfmeterreif gefoult worden. Doch Schiedsrichter Deniz Aytekin ließ die Szene weiterlaufen. Als Wood merkte, dass der Ball noch einmal gefährlich werden könnte, stand er wieder auf, legte sich die Hereingabe von Filip Kostic in Ruhe zurecht, verlud dabei noch Jannik Vestergaard und jagte den Ball mit aller Kraft in die Maschen.

Sieg! HSV dreht das Spiel gegen Gladbach

Bobby Wood drehte das Spiel für den HSV gegen Gladbach
Bobby Wood drehte das Spiel für den HSV gegen Gladbach © WITTERS | TimGroothuis
Rein das Ding! Wood wuchtet das Spielgerät in die Maschen
Rein das Ding! Wood wuchtet das Spielgerät in die Maschen © MSSP/Michael Schwartz
Filip Kostic überspringt Nico Elvedi und trifft zum Ausgleich für den HSV gegen Gladbach
Filip Kostic überspringt Nico Elvedi und trifft zum Ausgleich für den HSV gegen Gladbach © WITTERS | ValeriaWitters
Der Serbe lässt sich für sein Tor feiern
Der Serbe lässt sich für sein Tor feiern © dpa | Daniel Reinhardt
Papadopoulos nimmt Torschütze Kostic zum Jubeln in den Arm
Papadopoulos nimmt Torschütze Kostic zum Jubeln in den Arm © WITTERS | ValeriaWitters
Endlich zählt ein Tor! DIe HSV-Spieler jubeln über den Ausgleich
Endlich zählt ein Tor! DIe HSV-Spieler jubeln über den Ausgleich © WITTERS | ValeriaWitters
Andreas Christensen jubelt nach seinem Führungstor für die Gäste
Andreas Christensen jubelt nach seinem Führungstor für die Gäste © dpa | Daniel Reinhardt
Der Däne setzte sich im Kopfballduell gegen Gideon Jung durch und wuchtete den Ball ins Eck
Der Däne setzte sich im Kopfballduell gegen Gideon Jung durch und wuchtete den Ball ins Eck © dpa | Daniel Reinhardt
Ratlose Hamburger Gesichter nach dem Rückstand
Ratlose Hamburger Gesichter nach dem Rückstand © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Gotoku Sakais Protest ändert nichts an der Entscheidung von Schiedsrichter Deniz Aytekin, der zwei HSV-Tore wegen Abseits aberkannte
Gotoku Sakais Protest ändert nichts an der Entscheidung von Schiedsrichter Deniz Aytekin, der zwei HSV-Tore wegen Abseits aberkannte © WITTERS | ValeriaWitters
Beim ersten Abseitstor von Bobby Wood stimmte Linienrichter Eduard Beitlinger, der nicht die Fahne gehoben hatte, Deniz Aytekin um
Beim ersten Abseitstor von Bobby Wood stimmte Linienrichter Eduard Beitlinger, der nicht die Fahne gehoben hatte, Deniz Aytekin um © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Lewis Holtby erzielte das zweite irreguläre Tor mit einem traumhaften Lupfer
Lewis Holtby erzielte das zweite irreguläre Tor mit einem traumhaften Lupfer © dpa | Daniel Reinhardt
Adler hält prächtig gegen Herrmann
Adler hält prächtig gegen Herrmann © dpa | Daniel Reinhardt
René Adler parierte zweimal in Weltklasse-Manier und verdiente sich eine Eins mit Sternchen
René Adler parierte zweimal in Weltklasse-Manier und verdiente sich eine Eins mit Sternchen © imago/MIS
Albin Ekdal steigt gut hoch, vergibt aber diese Torchance
Albin Ekdal steigt gut hoch, vergibt aber diese Torchance © WITTERS | TimGroothuis
Christoph Kramer setzt sich gegen Bobby Wood durch
Christoph Kramer setzt sich gegen Bobby Wood durch © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Matthias Ostrzolek klärt souverän gegen Elvedi und leitet im Anschluss dieser Szene den Konter ein
Matthias Ostrzolek klärt souverän gegen Elvedi und leitet im Anschluss dieser Szene den Konter ein © dpa | Daniel Reinhardt
Albin Ekdal setzt sich gegen Patrick Herrmann durch
Albin Ekdal setzt sich gegen Patrick Herrmann durch © WITTERS | ValeriaWitters
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„Das war Instinkt“

„Das war Instinkt“, sagte der Matchwinner, der von seinen Kollegen mit Superlativen überhäuft wurde. Die Palette reichte von „granatenhaft“ (Dennis Diekmeier), „krass“ (Sakai) bis „brutal“ (Lewis Holtby). Letzgenannter malte schließlich noch das kreativste Bild: „Mit seiner Power und seiner Qualität hat er die Kirsche auf die Sahne getan“, so Holtby.

Woods Tor war eine Szene, die symbolisch stand für den HSV in dieser Saison. Immer wenn der Club mal wieder am Boden liegt, steht er wieder auf. In den vergangenen sechs Spielen haben die Hamburger nun mehr Siege geholt (vier) als in den ersten 18 Partien der Saison (drei). Mit 17 Punkten aus den jüngsten sieben Heimspielen ist der HSV im Volkspark zudem so erfolgreich wie zuletzt vor acht Jahren. „Wir werden getragen von unseren Zuschauern“, sagte Trainer Markus Gisdol, der seinem Team die „beste Pressing-Leistung“ seiner bisherigen Amtszeit bescheinigte.

Demonstration der Hamburger Steh-Auf-Männchen

Sein Kollege Dieter Hecking sprach von einem „verdienten“ Sieg. „Der HSV hat es in der zweiten Halbzeit immer wieder geschafft, uns hinten reinzudrücken“, sagte der Gladbacher Coach.

Auch der Spielverlauf war eine Demonstration der Hamburger Steh-Auf-Männchen. Nach dem Rückstand durch das Kopfballtor von Andreas Christensen (22.) war es zunächst Torhüter Adler, der den HSV mit zwei Paraden der Kategorie „Weltklasse“ gegen Josip Drmic und Patrick Herrmann im Spiel hielt.

Kommentar: HSV braucht diesmal mehr als nur Glück im Abstiegskampf

Anschließend ließ sich der HSV auch nicht von zwei nichtgegebenen Ausgleichstreffern aus der Bahn werfen. Erst hatte Wood getroffen (28.), dann Holtby (35.). Beide Male entschied Aytekin, der unter der Woche noch das epische 6:1 des FC Barcelona gegen Paris St. Germain gepfiffen hatte, auf Abseits. Als Kostic dann nur eine Minute später eine Diekmeier-Flanke aus neun Metern über die Linie köpfte, waren sich die Zuschauer im Stadion nicht sicher, ob der Treffer wohl diesmal zählen würde. „Ich musste auch erst einmal zum Linienrichter gucken“, sagte Sportchef Jens Todt. Doch Aytekin machte – im Gegensatz zum Spiel im Camp Nou – an diesem Abend alles richtig. „Aytekin hat einen sehr guten Job gemacht. Ich hatte meinen Spaß mit ihm“, sagte Holtby.

Bestechende Leistungen

Die HSV-Fans wiederum hatten richtig Spaß an Holtby und ihrem HSV. Vor allem aber an Bobby Wood, der seine bestechenden Leistungen der vergangenen Wochen noch einmal toppen konnte und sich immer wertvoller macht. „Wir haben die Tribüne voll mit Scouts“, sagte Todt, als er auf mögliche Interessenten an dem 24-Jährigen angesprochen wurde. Doch über die Zukunft des Stürmers wollte sich der HSV an diesem Abend keine Gedanken machen.

Vielmehr haben die Hamburger durch den zweiten Sonntagssieg in Folge die Wahrscheinlichkeit erhöht, auch in der kommenden Saison in der Bundesliga zu spielen. Der Abstand auf den FC Ingolstadt auf Platz 17 beträgt nun schon sieben Punkte. Der HSV liegt mit 26 Punkten zwar immer noch auf Relegationsrang 16, hat nun aber sogar den FSV Mainz (29 Punkte) mit den Abstiegskampf gezogen. In der Rückrundentabelle ist der HSV jetzt sogar Vierter. Nur eine schlechte Nachricht gab es dann doch: Deutscher Meister kann der HSV nach dem Sieg der Bayern rein rechnerisch in dieser Saison nicht mehr werden.