Das Beben beim HSV geht weiter. Der Kühne-Vertraute Gernandt wirft den anderen Mitgliedern des Rates “Indiskretionen“ vor.

Hamburg. Das Führungschaos beim HSV ist perfekt: Nur wenige Tage nach der Entlassung von Dietmar Beiersdorfer ist Karl Gernandt (56) am Dienstag überraschend und völlig verbittert als Aufsichtsrats-Chef zurückgetreten. Als Grund für seinen Schritt nannte Gernandt "bewusste Indiskretionen innerhalb unseres Gremiums", die dem HSV und seinen handelnden Personen in den vergangenen Monaten erheblichen Schaden zugefügt hätten. Der Vertraute von Investor Klaus-Michael Kühne führte das oberste Kontrollgremium seit Mai 2014, er bleibt ordentliches Mitglied des sechsköpfigen Rates, teilte der Verein mit.

Bis zur Wahl des neuen Aufsichtsratsvorsitzenden soll das Gremium von einem der beiden Stellvertreter, Jens Meier oder Felix Goedhart, angeführt werden. Neben Gernandt, Meier und Goedhart besteht der Rat aktuell aus Dieter Becken, Bernd Bönte und Peter Nogly. In dieser Konstellation sei "inhaltliche Führungsarbeit nicht möglich", so Gernandts Vorwurf. Außerdem werde die sportliche Trendwende gefährdet.

Gernandt und Beiersdorfer einer Meinung

Gernandt missfällt vor allem, dass Beiersdorfers Entmachtung, die zum Ende des Jahres vollzogen werden sollte, bereits am Wochenende öffentlich wurde. "Wir hatten beschlossen, mit maximaler Diskretion vorzugehen, um die gute Arbeit unseres Trainers Markus Gisdol mit der Mannschaft nicht mit öffentlichen Personaldiskussionen zu überlagern." Ähnlich klingt auch die Kritik von Beiersdorfer, der den Zeitpunkt der Bekanntgabe als "völlig falsch" bezeichnete.

Gernandt soll bereits wenige Tage nach dem Beschluss von Medienvertretern mit "vertraulichen Gesprächen des Gremiums" konfrontiert worden sein. Er wirft seinen Ratskollegen daher Egoismus vor. "Das ist in keiner Weise akzeptabel und gibt mir zu denken, ob sich wirklich alle ihrer Verantwortung bewusst sind und das Wohl unseres HSV im Fokus haben."

Die Kosten des HSV-Führungspersonals

Vorstandsvorsitzende

 

 

Bernd HoffmannAmtszeit: 1.2.2003 – 16.3.2011            Abfindung: 650.000 Euro

 

Carl JarchowAmtszeit: 16.3.2011 – 25.1.2015    Abfindung: keine

 

Dietmar BeiersdorferAmtszeit: 1.7.2014 – 11.12.2016Abfindung: 3 Millionen Euro

Sportchefs

 

 

Dietmar BeiersdorferAmtszeit: 1.9.2002 – 23.6.2009Abfindung: 1 Million Euro

 

Bastian ReinhardtAmtszeit: 25.5.2010 – 30.6.2011Abfindung: keine

 

Frank ArnesenAmtszeit: 1.7.2011 – 22.5.2013Abfindung: 1,4 Millionen Euro

 

Oliver KreuzerAmtszeit: 11.6.2013 – 14.7.2014Abfindung: 800.000 Euro

 

Peter KnäbelAmtszeit: 1.10. 2014 – 9.5.2016Abfindung: 450.000 Euro

Trainer

 

 

Bruno LabbadiaAmtszeit: 1.7.2009 – 26.4.2010Abfindung: 1,2 Million Euro

 

Armin VehAmtszeit: 1.7.2010 – 13.3.2011Abfindung: 500.000 Euro

 

Michael OenningAmtszeit: 13.3.2011 – 19.9.2011Abfindung: 500.000 Euro

 

Thorsten FinkAmtszeit: 17.10.2011 – 17.9.2013Abfindung: 800.000 Euro

 

Bert van MarwijkAmtszeit: 25.9.2013 – 15.2.2014Abfindung: 2 Millionen Euro

 

Mirko SlomkaAmtszeit: 17.2.2014 – 15.9.2014Abfindung: 1,8 Millionen Euro

 

Joe ZinnbauerAmtszeit: 16.9.2014 – 22.3.2015Abfindung: keine

 

Bruno LabbadiaAmtszeit: 15.4.2015 – 25.9.2016Abfindung: 1,3 Mio. Euro (Restgehalt)

Markus Gisdol

Amtszeit: 26.9.2016 – 21.1.2018Abfindung:  ???

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Deshalb habe sich Gernandt, der sich vorerst nicht mehr öffentlich äußern wolle, für seine neue Rolle beim HSV entschieden. „Ich kann und werde nicht die Hauptverantwortung für so ein Verhalten tragen und bin entsetzt, mit welchen Kräften im Verein und im Aufsichtsrat die sportliche und langfristige Weiterentwicklung riskiert wird. Wenn persönliche Motive über professionelles Verhalten gestellt werden, macht dies nachhaltige Führungsarbeit unmöglich.“

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    Unter Gisdol ist der HSV seit vier Spielen ungeschlagen und holte in diesem Zeitraum acht Punkte. Zuletzt gelangen zwei Siege in Folge gegen die direkten Abstiegskonkurrenten Darmstadt (2:0) und Augsburg (1:0). Gernandt sei daher fest davon überzeugt, dass der HSV "die Saison mit erhobenem Haupt beenden" werde. "Alles muss diesem Ergebnis untergeordnet werden", so sein Appell.

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