Zu seiner Frankfurter Zeit wetterte Bruchhagen noch gegen HSV-Investor Kühne. Bruchhagen selbst spricht von “großer Freude“.

Bruchhagen freut sich auf den HSV

Der neue Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen hat seine besondere Beziehung zum HSV näher erläutert. "Ich bin seit 24 Jahren Mitglied im Hamburger Sportverein, und ich war Manager hier. Als die Anfrage kam, da habe ich natürlich einen Augenblick darüber nachgedacht. Meine Kinder leben in Hamburg. Ich möchte diese Aufgabe mit großer Anspannung und großer Freude angehen", sagte Bruchhagen in einem exklusiven Interview mit Sky Sport News HD.

"Der HSV ist ein großer Traditionsverein: Beginnend mit der Ära Uwe Seeler und dann folgend mit dem Europapokal der Landesmeister 1983 mit den großen Spielern Kaltz, Hrubesch und Magath. Das hat sich fortgesetzt. Man spricht ja von einem Dino. Dass der HSV seit 1963 als einziger Verein fester Bestandteil der Bundesliga ist, da steckt schon viel Information drin. Aber es steckt auch viel Risiko und Erwartungshaltung in diesem Sachverhalt."

Eintracht von Kühne-Kritiker Bruchhagen überrascht

Heribert Bruchhagen ist nach Meinung seines langjährigen Frankfurter Mitstreiters genau der richtige Mann für den schwierigen Chefposten beim HSV. „Ich bin fest davon überzeugt, dass er dem HSV Stabilität geben wird. Das ist seine große Stärke“, sagt Eintracht-Vorstand Axel Hellmann. Bruchhagen und Hellmann saßen von 2012 bis 2016 gemeinsam im Vorstand der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Ihr Verhältnis war längst nicht immer spannungsfrei.

„Es überrascht mich nicht, dass Heribert Bruchhagen in den Fußball zurückkehrt. Es überrascht mich aber, dass es der HSV geworden ist“, sagt Hellmann weiter. Schließlich habe Bruchhagen „schon mehrfach sehr scharf gegen das HSV-Modell und seinen Investor Herrn Kühne gewettert.“ Hellmann betonte aber auch: „Ganz sicher wird er sich aus Mallorca nicht reinreden lassen. Er wird sich von niemandem reinreden lassen. Unsere Erfahrung ist, dass er Aufsichtsräte und Investoren jedweder Art gern auf größtmögliche Distanz hält.“

Kommentar zu Bruchhagen: "Endlich eine klare Entscheidung"

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    Überhaupt ist das HSV-Modell mit dem einflussreichen Milliardär als Drahtzieher im Hintergrund und gegenüber Bruchhagen eine an Spannung kaum zu überbietende Konstellation. Der Vorstandschef handelte stets nach der Regel: du kannst nur das ausgeben, was du einnimmst. So will er auch den HSV sanieren. Die Kühne-Konstruktion war ihm bislang zuwider. Von strategischen Partnern hielt er in den 13 Jahren als Vorstandschef bei Eintracht Frankfurt nichts.

    So stieß vor allem die Rückholaktion von Rafael van der Vaart im Sommer 2012, die nur dank Kühnes Millionen finanziert werden konnte, auf Unverständnis bei Bruchhagen. „Sie sind nicht gut in die Saison gestartet und einen Augenblick lang habe ich gedacht, wir könnten vor ihnen landen. Aber dann geben kurz vor Transferschluss über 20 Millionen für neue Spieler aus – trotz ihrer finanziellen Probleme. Das ist möglicherweise kein fairer Wettbewerb“, kritisierte er damals in der „Bild“ und legte sich fest: „Solange ich bei Eintracht Frankfurt das Sagen habe, wird es das hier nicht geben.“

    Der HSV verpflichtete damals Petr Jiracek (4 Millionen Euro) und van der Vaart (13 Millionen Euro) kurz vor Ende der Sommertransferperiode. Am darauffolgenden Spieltag kam es zum Duell zwischen der Eintracht und den Hamburgern. Frankfurt setzte sich mit 3:2 durch – und stand auch am Ende der Saison als Tabellen-Sechster trotz Bruchhagens Bedenken vor dem HSV (7.).

    Bruchhagen: „Wir schauen nur nach vorne

    Für Bruchhagen gehört es zu gutem Stil, sich nicht über die jüngere Vergangenheit bei seinem neuen Arbeitgeber zu äußern. „Das ist doch normal. Wenn man neu zu einem Verein kommt, dann hat man nicht das Recht, über die Vergangenheit zu sprechen. Das möchte ich auch nicht. Ich kenne Dietmar Beiersdorfer seit vielen Jahrzehnten aus dem Fußballgeschäft und schätze ihn“, sagte Bruchhagen bei Sky. „Wir schauen jetzt ausschließlich nach vorne. Eine Rückwärtsbetrachtung möchte ich nicht vornehmen, die steht mir auch nicht zu.“

    Zuletzt hatte Trainer Markus Gisdol unter anderem die zu hohe Erwartungserhaltung im Club für die bislang dürftige Punkteausbeute ausgemacht. Dem pflichtete Bruchhagen nun bei. „Der Erwartungshaltung beim HSV gerecht zu werden, ist nicht immer einfach.“ Der Frage, ob er vielleicht doch mit Beiersdorfer als Sportchef über das Jahr 2016 hinaus weiterarbeiten könne, wich Bruchhagen aus – ohne die Konstellation zu dementieren. „Es hat aktuell wenig Sinn, sich dazu zu äußern. Alles zu seiner Zeit.“

    Lemke: Bruchhagen süchtig nach Bundesliga

    Der ehemalige Fußball-Funktionär Willi Lemke wundert sich über den Zeitpunkt der Rochade auf dem Posten des Vorstandsvorsitzenden beim HSV. „Mich hat es überrascht. Eigentlich haben die Spielergebnisse bis gestern gestimmt“, sagte Lemke am Sonntag im NDR-„Sportclub“.

    Dass Heribert Bruchhagen noch einmal aktiv ins Fußball-Geschäft zurückkehrt, erstaunt den früheren Vorsitzenden und Manager von Werder Bremen. „Es wundert mich natürlich, dass er – er ist ja auch so ein alter Sack wie ich – noch mal so richtig reingeht“, meinte der 70-Jährige, der den 68 Jahre alten Bruchhagen seinen „alten Kumpel und Freund“ nennt. „Es hat ihn sehr geehrt, diese Anfrage zu bekommen. Man wird natürlich süchtig, wenn man im Bundesliga-Geschäft arbeitet.“

    Umfrage zum Beiersdorfer-Aus: "Schritt war überfällig"

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      Cléber-Wechsel noch heute fix?

      Abwehrspieler Cléber steht kurz vor einer Rückkehr in seine Heimat. Der HSV bestätigte, dass der 26-Jährige sich mit dem FC Santos über einen Wechsel in der Winterpause einig ist. Die Verhandlungen zwischen dem Erstligisten aus Brasilien und den Hamburgern seien weit fortgeschritten. Als Ablöse stehen etwas mehr als zwei Millionen Euro im Raum. Den Transfer soll Noch-Club-Boss Dietmar Beiersdorfer abwickeln.

      Cléber (hier im Testspiel gegen Magdeburg) hebt Richtung Brasilien ab
      Cléber (hier im Testspiel gegen Magdeburg) hebt Richtung Brasilien ab © Witters | TimGroothuis

      So richtig warm wurde der Abwehrspieler in Hamburg nie. In den zweieinhalb Jahren machte er zwar 40 Bundesligaspiele für den HSV, hinter Emir Spahic und Johan Djourou war der immer wieder mit Aussetzern agierende Cléber aber nur Innenverteidiger Nummer drei. Anhaltende Knieprobleme zwangen ihn immer wieder zu Trainingspausen. Auch im Moment laboriert Cléber wieder an einer Kniereizung. Auf eine Operation verzichtete er – nun ist auch klar, warum. Andernfalls wäre ein Wechsel möglicherweise geplatzt.

      Weil zudem jetzt Gideon Jung eine gute Rolle in der Innenverteidigung spielt und auch Mittelfeldspieler Albin Ekdal als Aushilfsverteidiger gefiel, fühlte Cléber nicht mehr die Wertschätzung. „Ich halte ihn immer noch für einen spannenden Spieler“, sagte Trainer Markus Gisdol noch am Donnerstag. Doch das sah Cléber offenbar anders. Zudem soll dem Brasilianer nicht gefallen haben, dass der HSV im Winter noch einen neuen Innenverteidiger holen will. Nun braucht der Club sogar zwei.

      HSV hat wohl keine Chance bei Sahin

      Wie berichtet, hat Beiersdorfer bei Nuri Sahin angefragt, ob er sich einen Wechsel zum HSV vorstellen könne. Der defensive Mittelfeldspieler spielt unter BVB-Trainer Thomas Tuchel keine Rolle mehr und wird den Verein wohl im Winter verlassen. So sollen laut „Bild“-Zeitung auch Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach an einer Ausleihe im Winter interessiert sein. Demnach hätten die beiden Ligakonkurrent jedoch bessere Chancen auf eine Verpflichtung als die Hamburger.