Hochstätter entschuldigt sich bei seinem Verein. Gisdol krempelt die Defensive um. Halilovics Vater äußert sich zu Wechselgerücht.

HSV-Vorstand Hilke tritt zurück

Marketingvorstand Joachim Hilke (r. neben Clubboss Dietmar Beiersdorfer) schmeißt beim HSV hin
Marketingvorstand Joachim Hilke (r. neben Clubboss Dietmar Beiersdorfer) schmeißt beim HSV hin © Witters | ValeriaWitters

Nach dem Kapitänswechsel folgt der nächste Paukenschlag beim HSV! Marketingvorstand Joachim Hilke hat Aufsichtsratschef Karl Gernandt um die Auflösung seines noch zwei Jahre gültigen Vertrags zum Jahresende gebeten.

"Ich habe in den vergangenen sechs Jahren mit Herzblut und vollem Einsatz für diesen wunderbaren Verein gearbeitet. Gemeinsam mit meinem Team ist es gelungen, dass sich der HSV im Bereich Marketing nachhaltig erfolgreich entwickelt hat. Die letzten drei Jahre waren insgesamt sehr intensiv und haben insbesondere in meinem privaten Umfeld Spuren hinterlassen. Ich habe mich schweren Herzens entschieden, meinen Vertrag beim HSV aufzulösen. Dem HSV wünsche ich alles Gute – ich werde dem Verein eng verbunden bleiben", sagt Joachim Hilke zu seinem Ausstieg beim HSV.

Nach Abendblatt-Informationen ist Hilke mit der jüngsten Entwicklung des Vereins unzufrieden. Ähnlich hatte sich zuletzt auch der ehemalige Mediendirektor Jörn Wolf bei seinem freiwilligen Abschied geäußert.

Gernandt sagt zu der Trennung: "Der Aufsichtsrat bedankt sich bei Joachim Hilke für seine sehr gute Arbeit. Unter Joachim Hilke haben wir den kommerziellen Bereich im HSV neu aufgestellt und es sind wichtige Projekte auf den Weg gebracht worden. Hierzu zählen insbesondere die HSV-Campus-Entwicklung am Volkspark, die Einführung neuer profitabler Geschäftsfelder sowie die Internationalisierungsstrategie, die bereits mit interessanten Abschlüssen umgesetzt werden konnte. Wir bedauern seine Entscheidung und wünschen ihm auf seinem weiteren Weg alles Gute und viel Erfolg."

Wer Hilkes Nachfolger wird, ist noch unklar.

Hochstätter: "Habe zu sehr an mich gedacht"

Sportdirektor Christian Hochstätter vom Zweitligisten VfL Bochum hat sich nach dem Wirbel um den geplatzten Wechsel zum HSV bei seinem Klub entschuldigt. "Im Nachhinein habe ich vielleicht ein bisschen zu sehr an mich gedacht und nicht daran, was das für den VfL bedeutet", sagte der 53-Jährige am Freitag in der Halbzeit der Partie gegen Eintracht Braunschweig bei Sky.

"Wenn man zurückschaut, habe ich vielleicht das ein oder andere unterschätzt", so Hochstätter weiter: "Ich habe sehr viel Feedback bekommen, von der Vereinsführung und auch aus der Mannschaft. Dann macht man sich Gedanken. Am Ende habe ich mich entschieden, diesen Weg in Bochum weiterzugehen." Der ehemalige Bundesliga-Profi ist seit 2013 Sportvorstand beim VfL und hatte erst im September seinen Vertrag bis 2020 verlängert.

Hochstätter war beim HSV Wunschkandidat für den zu besetzenden Managerposten, sagte dem Bundesliga-Schlusslicht in der Vorwoche aber nach einer tagelangen Hängepartie ab, nachdem sich beide Vereine über die Ablösesumme gestritten hatten. HSV-Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer hatte den Westfalen angeblich 500.000 Euro für Hochstätter offeriert. Der VfL beharrte offenbar auf eine Entschädigung von einer Million Euro.

So krempelt Gisdol die Defensive um

Aufgrund der verletzungsbedingten Ausfälle von Albin Ekdal und Emir Spahic muss Markus Gisdol in der Defensive erneut improvisieren. Im Training deutete sich an, dass der HSV-Trainer nicht nur auf die Verletzungen reagiert, sondern auch zu Überraschungen bereit ist. Vor Adler-Vertreter Christian Mathenia bildeten Gideon Jung und der abgesetzte Kapitän Johan Djourou die Abwehrzentrale. Cléber, der nach seinen Knieproblemen wieder voll mitmischte, blieb außen vor.

Auf den Außen verteidigten Ashton Götz und Matthias Ostrzolek. Die etablierten Kräfte Dennis Diekmeier und Douglas Santos hatten zunächst das Nachsehen. Vor der Abwehr räumte Neu-Kapitän Gotoku Sakai an der Seite von Jungprofi Finn Porath (19) ab. Später tauschte Gisdol aber durch und setzte auf Diekmeier und Douglas Santos in der Viererkette. Im defensiven Mittelfeld testete der Coach Ostrzolek neben Sakai. Hinter Stoßstürmer Lasogga bahnt sich ein Zweikampf zwischen Aaron Hunt und Michael Gregoritsch um die Position im offensiven Mittelfeld an, dessen Ausgang völlig offen ist.

So könnte der HSV spielen: Mathenia – Diekmeier, Djourou, Jung, Douglas Santos - Sakai, Porath (Ostrzolek) - Müller, Gregoritsch (Hunt), Kostic - Lasogga

Halilovics Vater dementiert Wechselgerüchte

Vergangene Woche sorgte ein Wechselgerücht aus Spanien für Aufregung in Hamburg. Demnach sei der FC Valencia an einer Ausleihe von Alen Halilovic im Winter interessiert. Im NDR-Sportclub bezog Gisdol klar Stellung und betonte, abwanderungswilligen Spielern keine Steine in den Weg legen zu wollen. In Halilovics kroatischer Heimat hat sich nun sein Vater Sejad zu dem anhaltenden Gerücht geäußert und den Kontakt der Nummer 23 des HSV mit dem spanischen Erstligisten dementiert. "Alen hat niemals mit Vertretern von Valencia gesprochen", sagte er der kroatischen Tageszeitung Jutarnji.

Gisdol: Strukturveränderungen überfällig

Am Tag nach dem überraschenden Kapitänswechsel gab Trainer Markus Gisdol bekannt, weitere grundlegende Maßnahmen im Verein getroffen zu haben. "Es sind Entscheidungen überfällig gewesen, um ein paar Zeichen zu setzen. In den Strukturen mussten wir einiges verändern, um eine bessere Zukunft anzustreben." Als Beispiele nannte Gisdol die Anwesenheiten der Spieler vor und nach dem Training, um "professionelle Nachbereitung zu betreiben". Des Weiteren soll der Sprachunterricht für die Profis fest etabliert werden. "Die Spieler müssen Deutsch lernen – das ist Pflicht."

Gisdol nimmt Djourou aus der Schusslinie

Der ungewöhnliche Zeitpunkt, mitten in der Saison den Kapitän zu wechseln, sei für Gisdol alternativlos gewesen. "Wenn wir zwei Punkte nach zehn Spielen haben, muss man so etwas jetzt durchziehen und nicht länger Warten." Der neue Anführer Sakai sei für ihn "der vorbildlichste Spieler" im aktuellen Kader. "Er genießt eine hohe Anerkennung. Gotoku ist zwar kein Lautsprecher, aber wenn er etwas sagt, hören alle zu." Darüber hinaus sei seine Spieleinstellung vorbildlich. "Er liefert immer ab und ist unser konstantester Spieler in dieser Saison. Deshalb gab es für mich gar keine Alternative."

Auch ohne Kapitänsbinde dirigierte Gotoku Sakai (l.) seine Mitspieler. Das musste auch Johan Djourou erfahren, dessen Amt er jetzt übernimmt
Auch ohne Kapitänsbinde dirigierte Gotoku Sakai (l.) seine Mitspieler. Das musste auch Johan Djourou erfahren, dessen Amt er jetzt übernimmt © Imago/Sven Simon

Nicht nur für die Mannschaft, auch beim abgesetzten Kapitän Johan Djourou erhofft sich Gisdol durch diese Maßnahme einen positiven Effekt. "Es könnte sein, dass wir Joe damit ein bisschen Last von den Schultern genommen haben und er dadurch befreiter aufspielen kann."

Kommentar: Kapitänswechsel ist ein Eingeständnis

Gisdol will in Hoffenheim offensiv spielen

Auch beim überraschenden Tabellen-Dritten aus Hoffenheim will Gisdol nicht von seiner offensiven Spielidee abrücken. "Wir sehen unsere Chancen und dürfen nicht den Fehler machen, uns 90 Minuten einzuigeln", betonte der Coach. Vielmehr wolle man der TSG wehtun. Gisdol hat auch schon eine vermeintliche Schwachstelle beim kommenden Gegner ausgemacht. "Hoffenheim rückt gerne mal risikofreudig auf. Die entscheidenden Momente in diesem Spiel werden die Umschaltsituationen und die engen Gegenpressing-Situationen sein. Da müssen wir gut gegenhalten."

Nagelsmann: „Gisdol hat beim HSV etwas bewirkt“

Hoffenheim-Trainer Julian Nagelsmann hat Markus Gisdol für dessen bisherige Arbeit beim HSV gelobt und meint, sein früherer Chef hätte einiges in Hamburg bewirkt. „Man hat gesehen, dass Markus schon etwas verändert hat. Das zeigt die Tabelle zwar noch nicht, aber die Spielweise. Wir sind auf einen heißen Tanz vorbereitet“, sagte Nagelsmann vor dem Wiedersehen an diesem Sonntag (15.30 Uhr im Liveticker bei abendblatt.de).

Julian Nagelsmann hält große Stücke auf Markus Gisdol
Julian Nagelsmann hält große Stücke auf Markus Gisdol © imago | Sven Simon

Nagelsmann habe durchaus Qualität beim aktuellen Kader der Hanseaten ausgemacht. „Der HSV hat eine gute Mannschaft. Sie stehen schlechter da, als sie sind.“ Der jüngste Bundesliga-Trainer aller Zeiten habe deshalb Respekt vor dem kommenden Gegner. „Wir werden den HSV keinesfalls unterschätzen. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand, das ist gefährlich.“

Auch wenn der 29-Jährige nach eigener Aussage nie komplette Schablonen eines anderen Trainers übernehme, habe er sich als Assistent von Gisdol doch hier und da etwas bei seinem Chef abgeschaut. „Er hat immer flammende Kabinenansprachen gehalten. Die haben auch den Co-Trainern gefallen“, berichtete Nagelsmann.

Gernandt: "Hütte brennt lichterloh"

Karl Gernandt ist zu „jedem Risiko bereit“, um den Abstieg zu verhindern, sagte er dem Abendblatt. Lesen Sie das vollständige Interview HIER, in dem sich der Aufsichtsratschef des HSV auch zur Rolle von Investor Klaus-Michael Kühne sowie Club-Boss Dietmar Beiersdorfer äußert.

Hinrunden-Aus für Adler!

Die Personallage beim HSV spitzt sich weiter zu. Neben Torhüter René Adler fallen auch Abwehrchef Emir Spahic sowie Mittelfeld-Stratege Albin Ekdal in Hoffenheim aus. Innenverteidiger Cléber und Offensiv-Talent Luca Waldschmidt sind zudem fraglich. Lesen Sie HIER die Hintergründe.

HSV beim Telekom-Cup nur Zuschauer

Die letzte Auflage des Telekom Cups hatte der HSV vor zwei Jahren noch für sich entschieden, im nächsten Jahr sind die Rothosen beim längst etablierten Vorbereitungsturnier in der Sommerpause erstmals seit der Premiere im Jahr 2009 nicht mehr dabei.

Stattdessen spielen Bayern München, Borussia Mönchengladbach, Mainz 05 und als Gastgeber Zweitligist Fortuna Düsseldorf um den Titel – und zwar diesmal schon im Winter (14. Januar). "Wir freuen uns sehr, dass es uns erstmals gelungen ist, den Telekom Cup nach Düsseldorf zu holen", sagte Fortuna-Boss Robert Schäfer. 2012 und 2014 war Hamburg sogar Gastgeber des Turniers.

HSV verschenkt Nordderby-Tickets