Der neue Vorstandsboss Heribert Bruchhagen muss sich allerdings beeilen. Unter Beiersdorfer waren Verhandlungen mit Heldt gescheitert.
Hamburg. Nun ist es also Heribert Bruchhagen, auf dem alle Hoffnungen beim HSV ruhen, den Verein wieder in bessere Tabellenregionen zu führen. Wie der Aufsichtsrat um Chefkontrolleur Karl Gernandt einstimmig beschlossen hat, löst der 68-Jährige ab Mittwoch Dietmar Beiersdorfer als Vorstandsvorsitzenden ab und erhält einen Vertrag bis 2019. Damit endet eine über Wochen andauernde Debatte über einen Führungswechsel beim HSV. „Dieser Schritt war bei meinem Abschied in Frankfurt sicherlich nicht vorgesehen. Aber wenn der HSV anfragt, dann ist eine Zusage Pflicht", erklärte Bruchhagen.
Nach Informationen der „Sport Bild“ soll der neue Club-Boss ein Jahresgehalt von 1,8 Millionen Euro beziehen. So viel verdiente zuletzt auch Beiersdorfer, dessen Abfindung sich nun auf geschätzte drei Millionen Euro berufen dürfte. Zum Abschied erhielt Beiersdorfer noch einen Seitenhieb von Gernandt. „Wir bedanken uns bei Dietmar für seine unermüdliche Arbeit, die in vielen Bereichen, aber eben leider nicht im Kerngeschäft Fußball-Bundesliga, erfolgreich war."
Als erste Amtshandlung soll Bruchhagen einen neuen Sportdirektor suchen. Eine Aufgabe, an der Beiersdorfer trotz klarer Vorgaben des Aufsichtsrats in den letzten Monaten gescheitert war. Bis zuletzt behauptete Beiersdorfer, es sei die beste Lösung für den Club, wenn er in der anstehenden Wintertransferperiode Interims-Sportchef bleibe. Bis Ende des Jahres soll der 53-Jährige noch für den HSV arbeiten, um einen reibungsfreien Übergang der Transferplanungen zu gewährleisten.
Kommt Heldt, wenn Peters geht?
Beiersdorfer begründete sein zögerliches Vorgehen in der Sportchef-Suche damit, dass der Markt momentan keinen geeigneten Kandidaten hergebe. Verhandlungen waren unter anderem mit Nico-Jan Hoogma, Horst Heldt und Christian Hochstätter gescheitert. Doch während Hoogma nie erste Wahl gewesen sein soll, und man sich mit Bochum nicht über eine Ablöse für Hochstätter einigen konnte, scheiterten die Gespräche mit Heldt an der Rolle von Nachwuchs-Chef Bernhard Peters. Heldt wollte die volle sportliche Kompetenz und einen Posten im HSV-Vorstand. Doch Beiersdorfer lehnte ab, Peters sei für ihn die optimale Besetzung im Nachwuchsbereich.
Unter Bruchhagen werden die Karten nun aber neu gemischt. Peters hat in Beiersdorfer seinen größten Verbündeten im Verein verloren. Er steht ebenfalls vor dem Aus, was die Tür für Heldt öffnen könnte. Der ehemalige Sportvorstand von Schalke 04 und Bruchhagen schätzen sich aus gemeinsamen Bundesliga-Tagen. Aber auch die Namen der üblichen Verdächtigen Hoogma und Jens Todt kreisen wieder über Hamburg.
Fest steht, dass Bruchhagen sich beeilen muss. Denn auch beim Tabellennachbarn aus Wolfsburg findet ein Wechsel auf der Führungsebene statt. Laut "Kicker" ist der zunehmend in die Kritik geratene Geschäftsführer Klaus Allofs bereits beurlaubt worden. Intern werde ihm der missglückte Trainerwechsel von Dieter Hecking zu Valérien Ismaël sowie eine verfehlte Transferpolitik vorgeworfen. Als aussichtsreichster Nachfolger gilt Todt. Aber auch Heldt soll in Verhandlung mit dem VfL stehen.
Gisdol vor Augsburg bedrückt wegen Beiersdorfer
Ein ähnliches Szenario kennt der HSV noch aus dem September, als man zeitgleich mit Nordrivale Werder Bremen um die Dienste von Trainer Markus Gisdol pokerte – und sich letztlich durchsetzte. Mittlerweile ist Gisdol der große Gewinner mitten im Führungschaos des HSV.
Die Kosten des HSV-Führungspersonals
Warum der Berufs-Optimist am vergangenen Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem Augsburg-Spiel sein Dauer-Grinsen verlor, wird im Nachhinein deutlich. Zu dem Zeitpunkt war Beiersdorfer bereits entlassen, was Gisdol wusste. Bis zuletzt betonte der Coach stets die gute Zusammenarbeit mit seinem Vorgesetzten und bemühte sich um Ruhe im und um den Verein. Doch nach dem neuerlichen HSV-Beben wird dieser Wunsch erst mal unerwünscht bleiben – trotz des sportlichen Aufwärtstrends der letzten Wochen.