Mönchengladbach. Erstmals seit 2009 ein 2:1-Sieg im Finale des Telekom Cups gegen Augsburg – Sakai deutet an, dass er erhoffte Verstärkung sein kann.
Die Fans des Gastgebers hatten da etwas missverstanden. „Zweite Liga, Hamburg ist dabei“, sangen die Gladbacher Anhänger im Spiel ihrer Borussia gegen den HSV. Natürlich sangen sie es im Spaß, denn auch im Borussia-Park hatte es sich herumgesprochen, dass die Hamburger noch immer erstklassig sind. Und nun sogar dekoriert mit einem „Titelchen“ die weitere Saisonvorbereitung absolvieren können. Erst setzte sich der HSV durch ein 5:4 im Elfmeterschießen nach 45 zuvor torlosen Minuten gegen die Gladbacher durch. Durch Tore von Mohamed Gouaida (2.) und Gideon Jung (32.) gewann der HSV dann nach einer Mut machenden Leistung das Finale mit 2:1 gegen Augsburg und sicherte sich zum zweiten Mal nach 2009 den Telekom Cup.
Auch damals hieß der Trainer Bruno Labbadia: „Das tut den Jungs gut, sie haben hart gearbeitet. Aber dieses Turnier hat keine Aussagekraft, Wichtig war, wie wir uns präsentieren.“ Vor allem im Finale waren einige gute Spielzüge zu erkennen, die Labbadia im Training hatte einüben lassen, vor allem über die Außenpositionen. Auffällig dabei insbesondere Gouaida.
Konfettiregen und Champagnerfontainen
Konfettiregen und Champagnerfontainen in Zusammenhang mit dem HSV – ein äußerst ungewohntes Szenario, das die Spieler aber durchaus genossen: „Wir nehmen das gerne mit, ohne es aber zu hoch zu bewerten. Wir werden einfach weiterarbeiten, ohne große Reden zu schwingen“, sagte Lewis Holtby. Aber wer weiß, womöglich hilft dieses fast bedeutungslose Vorbereitungsturnier doch beim Versuch, einen Schlussstrich unter die jüngsten negativen Erlebnisse zu ziehen.
Neben einem im ersten Spiel stabilen und in der zweiten Partie beherzten Auftreten hatte der HSV in Sachen Personal nicht viel Neues zu bieten beim ersten Auftritt der Vorbereitung vor einem großen TV-Publikum. Zunächst suchten die Zuschauer vergebens nach Neuzugängen. Batuhan Altintas flog grippegeschwächt nach Hamburg. Emir Spahic ist nach seiner Sperre erst ab diesem Montag spielberechtigt.
HSV gewinnt Telekom Cup gegen Augsburg
Im Endspiel gegen Augsburg war es dann aber doch so weit. Mit Gotoku Sakai, der vor einer Woche vom VfB Stuttgart zum HSV wechselte, ließ Labbadia seinen dritten Neuzugang ran. Der 24 Jahre alte Japaner, der auf beiden Außenpositionen in der Viererabwehrkette spielen kann, durfte rechts hinten für Dennis Diekmeier ran – und präsentierte sich in einem guten Zustand.
Erst vor einer Woche war Sakai einen Tag nach der Ankunft des HSV in der Schweiz zur Mannschaft hinzugestoßen. „Ich bin gut angekommen im Team“, sagt Sakai im Abendblatt-Gespräch. „Ich habe jetzt zwar überall Muskelkater, bin ja aber auch erst bei 70 bis 80 Prozent meiner Fitness. Die Leichtigkeit kommt so langsam zurück.“ In Graubünden deutete Sakai trotz seines Fitnessrückstands bereits an, dass der HSV auf und abseits des Platzes noch viel Spaß an ihm haben könnte. Mit seiner sympathischen, höflichen und hilfsbereiten Art integrierte er sich schnell, in den Einheiten zeigte er seine Stärken: Ballbehandlung, Geschwindigkeit, Aggressivität. Und wie es Trainer Labbadia bereits beschrieb, konnte man nicht erkennen, ob Sakai Links- oder Rechtsfuß ist. Der Japaner klärt auf: „Mein rechter Fuß ist stärker, damit kann ich härter schießen. Im linken habe ich dafür mehr Gefühl.“
Sakai: „Muss noch so viel lernen“
Mit Sakai, das wurde nach nur einer Woche deutlich, hat der HSV nicht nur einen beidfüßigen Verteidiger bekommen, sondern auch einen guten Typen gewonnen. Sakai lächelt viel, ist fleißig, hilft dem Zeugwart beim Kistentragen. Er bringt eine Mentalität mit, die dem HSV guttut. Mit Gojko Kacar hat er auf dem Zimmer schon Japanisch geübt, Nachhilfe in Deutsch braucht er nicht. Auch wenn er das selbst nicht so sieht. „Ich muss noch so viel lernen“, sagt Sakai. Wenn ihm ein Wort nicht einfällt, ärgert er sich.
„Der HSV ist ein cooler Club“, sagt Sakai, der nun für einige Tage im Hotel wohnen und parallel nach einem neuen Zuhause suchen wird, damit seine Frau und seine zwei Kinder so schnell wie möglich nach Hamburg nachkommen können. Sein Fokus ist auf den Ligaauftakt beim FC Bayern München am 14. August ausgerichtet. Am Sonntag verpasste es der Rekordmeister mit dem Halbfinalaus gegen Augsburg (1:2), sich schon mal gegen den HSV warmzuspielen. Auch im Spiel um Platz drei gab es für die Bayern gegen Gladbach eine 3:4-Niederlage nach Elfmeterschießen.
Alles im Grunde ohne Bedeutung. Und doch: Auch wenn die Mannschaft der Bayern in fünf Wochen nicht mehr viel mit der Mannschaft von Sonntag zu tun haben wird, rechnet sich Sakai zum Saisonauftakt durchaus gute Chancen für den HSV aus. „Ich habe gehört, dass Bayern im ersten Spiel meist noch nicht so gut drauf ist.“
HSV gegen Gladbach: Adler – Diekmeier, Djourou, Cléber, Ostrzolek – Kacar, Steinmann – Müller, Holtby, Ilicevic – Lasogga.
HSV gegen Augsburg: Mickel – Sakai, Jung, Cléber, Marcos – Holtby (30. Feka), Steinmann (21. Arslan) – Zoua, Stieber, Gouaida – Olic.