Hamburg. HSV-Trainer Gisdol verändert die Hierarchie in der Mannschaft. Sakai wird erstmals in seiner Karriere Spielführer einer Mannschaft.
Gotoku Sakai war gerade erst in Hamburg gelandet, da meldete sich sein Trainer Markus Gisdol. Das Gespräch am Mittwochabend dauerte nicht lange. Doch das Ergebnis, das der HSV am Donnerstag verkündete, überraschte. Der Japaner wurde von Gisdol zum neuen Kapitän ernannt. Mitten in der Saison. Sakai löst damit den Schweizer Johan Djourou ab. Es ist der Versuch, in einer der schwersten Krisen der Vereinsgeschichte einen neuen Impuls zu setzen. „Wir brauchen dringend eine größere Geschlossenheit im Team. Und dazu sind sinnvoll veränderte Prozesse und Strukturen einfach notwendig“, sagte Gisdol über seine Entscheidung.
Lange überlegen musste Sakai nicht. „Das ist ein besonderer Moment. Ich bin stolz, Kapitän des HSV sein zu dürfen“, sagte der 25-Jährige am Donnerstag. Am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) bei 1899 Hoffenheim wird er seine Mannschaft erstmals als Kapitän auf den Platz führen. Zum ersten Mal überhaupt in seiner Profikarriere.
Djourou patzte auf und neben dem Platz
Gisdol zieht damit auch Konsequenzen aus dem Verhalten des bisherigen Spielführers Djourou nach dem jüngsten Spiel gegen Borussia Dortmund (2:5). Der Schweizer hatte die hohe Niederlage mit einem katastrophalen Fehlpass vor dem 0:3 mitverschuldet. Anschließend kritisierte er öffentlich die taktische Formation der Dreierkette, die man nicht lange genug einstudiert hätte. Darauf angesprochen hatte sich Gisdol zu einer Spitze hinreißen lassen. „Auch eine Viererkette hätte uns nicht geholfen, wenn man solche individuellen Fehler macht.“
Kommentar: Kapitänswechsel ist ein Eingeständnis
Ein öffentlicher Streit, der laut Gisdol am nächsten Tag intern ausgeräumt wurde. Die Konsequenz zog der Trainer mit Verspätung. Auch wenn er sie nach außen anders verkauft. „Es ist mir wichtig zu betonen, dass es keine Entscheidung gegen Johan, sondern eine für Gotoku ist“, sagte Gisdol. „Johan hat das Amt gut ausgefüllt und genießt auch innerhalb der Mannschaft ein hohes Maß an Akzeptanz.“
Ist Djourous Ende beim HSV eingeleitet?
Der Verteidiger bleibt dem Mannschaftsrat erhalten und äußert Verständnis für die Maßnahme. „Manchmal setzen Veränderungen neue Kräfte frei, das gilt es nun zu nutzen. Go wird das gut machen. In unserer schwierigen Phase ist nur eines wichtig: Alles dafür zu tun, damit wir als Mannschaft die Wende schaffen“, wurde Djourou auf der Homepage des HSV zitiert.
Für seine persönliche Situation im Club ist die Absetzung aber ein Rückschlag. Am Ende der Saison läuft sein Vertrag aus. In den Verhandlungen über eine Verlängerung hat der 29-Jährige nun schlechtere Karten. Und auch sein Stammplatz ist nicht mehr garantiert.
Sakai, der vor einem Jahr für 700.000 Euro aus Stuttgart zum HSV kam und zunächst gar keine sportliche Rolle spielte, macht dagegen in der Hierarchie der Mannschaft einen großen Sprung. Der zuverlässige Außenverteidiger ist unter Gisdol gesetzt und nahm zuletzt die zentrale Rolle im defensiven Mittelfeld ein. „Ich übernehme immer Verantwortung, egal wo ich spiele“, sagt Sakai. Er soll vor allem auf dem Platz mit seiner Spielweise ein Vorbild sein. „Gotoku verkörpert alles, was wir in der aktuellen Situation brauchen. Er ist ein unermüdlicher Arbeiter, der auf dem Platz bis zum Umfallen alles für seine Mannschaft gibt“, sagt Trainer Gisdol.
Hauke soll positive Energie bringen
Angesichts der dramatischen sportlichen Situation mit nur zwei Punkten aus zehn Spielen musste Gisdol etwas verändern. Der Chefcoach spricht von einer neuen Kultur, die er in die Mannschaft bringen müsse. Teil dieser neuen Struktur wird auch Hockey-Olympiasieger Tobias Hauke sein. Der 29-Jährige übernimmt die Position des Teammanagers und soll den HSV-Profis positive Energie übertragen.
Zuvor war der Mann vom Harvestehuder Tennis und Hockey-Club bereits als Mitarbeiter in der Medienabteilung für den HSV tätig und pflegte einen engen Draht zur Mannschaft. „Tobi ist ein absolut offener und positiver Typ“, sagt Gisdol. „Er kennt die Belange unserer Mannschaft und kann sich gut in die Situationen der Spieler hineinversetzen. Er bringt Siegermentalität mit.“ Nichts braucht der HSV derzeit dringender.