Wolf ging wohl auch wegen einer Personalie. Bruchhagen sendet Signale. Nur sieben Profis im Training. Anti-Terror-Anweisung für Ekdal.

Wolfs Nachfolger ging bereits durch "Stahlbad"

Für die einen kam dieser Schritt überraschend, für die anderen hatte es sich angekündigt: Pressechef Jörn Wolf verlässt nach 14 Jahren den HSV. Der Abschied des 40-Jährigen erfolgt aus freien Stücken, spätestens nach der Demission seines engen Vertrauten Bruno Labbadia schien den ehemaligen Journalisten der "Hamburger Morgenpost" nicht mehr viel im Volkspark zu halten.

Außerdem war Wolfs Draht zu Dietmar Beiersdorfer nie der beste. Der Verein hat seit Jahren eine katastrophale Außendarstellung - der Mediendirektor konnte den Schaden selten begrenzen und stand deshalb auch mehrfach vor dem Aus. Mit den jüngsten PR-Pannen wie etwa der Verwendung des Millerntorstadions auf einem Ankündiger für das DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Köln soll die Entscheidung Wolfs allerdings nichts zu tun haben.

Einen größeren Auftritt hatte Till Müller (l.) bereits am Sonnabend beim 80. Geburtstag von HSV-Ikone Uwe Seeler
Einen größeren Auftritt hatte Till Müller (l.) bereits am Sonnabend beim 80. Geburtstag von HSV-Ikone Uwe Seeler © Witters

Wolfs Nachfolger ist mit Till Müller sein bisheriger Stellvertreter. Der 31-Jährige kam vor genau einem Jahr zum HSV, nachdem er zuvor fast sechs Jahre lang die Medienabteilung des SSV Jahn Regensburg leitete. "Ein Jobangebot vom HSV konnte ich ob der beruflichen Perspektive und der Nähe zu meiner Heimat nicht ausschlagen", sagte der in Schleswig-Holstein geborene Müller im November 2015 bei seinem groß inszenierten Abschied von den Oberpfälzern.

Beim Dino muss der diplomierte Medien- und Kommunikationsforscher nun neben der Außendarstellung auch die digitale Entwicklung weitere vorantreiben, die sich der HSV auf die Fahne geschrieben hat. Mut für den Hamburger Bundesligisten wurde Müller übrigens schon vor einem Jahr zugesprochen. "Wer fünf Jahre durch das Stahlbad beim SSV Jahn gegangen ist, der ist auch dafür bereit", sagte Regensburgs Geschäftsführer Johannes Baumeister seinerzeit.

Gisdol mit Rumpfelf im Training

Markus Gisdol und die Krux mit der Länderspielpause: Schon direkt nach seinem ersten Spiel als HSV-Trainer (0:2 in Berlin) konnte der 47-Jährige wegen diverser Abstellungen für die Nationalteams nicht auf seinen kompletten Kader zurückgreifen. In der Folge krempelte Gisdol immer wieder das System um, auch eine feste Stammformation hat er noch nicht gefunden. Das wird ihm wohl auch nach seinem fünften Spiel (ein Unentschieden, vier Niederlagen) kaum gelingen. Denn in der aktuellen Bundesligapause muss er fast über die komplette Zeitspanne auf sieben Nationalspieler verzichten (Djourou, Wood, Spahic, Kostic, Gregoritsch, Ekdal, Sakai). Dazu kommen etliche verletzte oder angeschlagene Spieler.

Bei der Vormittagseinheit am Mittwoch fehlten etwa René Adler, Cléber, Gideon Jung, Alen Halilovic, Pierre-Michel Lasogga, Nicolai Müller und Luca Waldschmidt, wodurch mit Lewis Holtby, Matthias Ostrzolek, Nabil Bahoui, Aaron Hunt, Bakery Jatta (noch kein Bundesligaeinsatz) sowie den Torhütern Christian Mathenia und Andreas Hirzel nur sieben Profis auf dem Platz standen. Um die Trainingsgruppe wenigstens auf Mannschaftsstärke zu bringen, füllte Gisdol diese erneut mit den je 16-jährigen Nachwuchskräften Jann-Fiete Arp und Tobias Knost (beide U17) sowie den Regionalligaspielern Vasilije Janjicic und Jonas Behounek (beide U21).

Kompany wird wegen Trump sarkastisch

Während von Bobby Wood, der derzeit bei US-Nationalmannschaft weilt, noch keine Reaktionen auf das Wahlgeschehen in seiner Heimat zu vernehmen sind, hat sich ein ehemaliger HSV-Profi bereits zu Wort gemeldet. "Was zum Teufel... Lasst alle Idioten an die Macht und uns sehen, was passiert. Das ist die nächste Generation Reality-TV", schrieb Vincent Kompany, Kapitän der belgischen Nationalmannschaft, nach dem Wahlsieg von Donald Trump bei Twitter. Weitere Sportler Reaktionen auf die US-Präsidentschaftswahl gibt es hier.

Bruchhagen "gewillt" für Beiersdorfer-Nachfolge?

Auch, wenn der Aufsichtsrat Dietmar Beiersdorfer vorerst weiter das Vertrauen ausgesprochen hat, schießen weiter Spekulationen über eine vorzeitige Ablösung des Vorstandsvorsitzenden ins Kraut. Damit verbunden kursieren bereits die Namen zwei ehemaliger HSV-Manager als mögliche Nachfolger Beiersdorfers. Neben Bernd Hoffmann (HSV-Chef von 2003 bis 2011) wird nun auch wieder verstärkt Heribert Bruchhagen genannt. Nach Informationen des Abendblatt-Blogs "Matz ab" zeigt sich der 68-Jährige bereits "gewillt", den Posten zu übernehmen.

Bruchhagen (l.) im Juli im Gespräch mit Beiersdorfer (M.) und Labbadia
Bruchhagen (l.) im Juli im Gespräch mit Beiersdorfer (M.) und Labbadia © HA

Nach seinem Ende als Vorstandsboss von Eintracht Frankfurt im Sommer hatte sich Bruchhagen eigentlich schon aus dem Fußballzirkus zurückgezogen, am Dienstag aber immerhin noch einmal mit einem Statement zum HSV aufgewartet und dabei ein Plädoyer für Christian Hochstätter als neuen Sportchef gehalten. Zuletzt hatte sich Bruchhagen im Juli bei einem Besuch des Trainingslagers in Marienfeld im Gespräch mit Beiersdorfer und dem damaligen Trainer Bruno Labbadia über den HSV informiert. Im Volkspark tätig war Bruchhagen zwischen 1992 und 1995.

Anti-Terror-Anweisungen für Ekdal

Am Freitag soll Albin Ekdal im Stade de France für Schweden gegen Frankreich auflaufen. Im Vorfeld des WM-Qualifikationsspiels in St. Denis bereiten sich die "Tre Kronor" auch auf ein mögliches Terror-Szenario vor. So bekamen die Schützlinge von Nationalcoach Janne Andersson nicht nur spieltaktische Direktiven, sondern auch Anweisungen, wie sie sich im Falle eines neuerlichen Anschlags in Frankreich zu verhalten haben.

"Die Spieler sollen genau wissen, was zu tun ist, wenn wir plötzlich den Rasen verlassen müssen. Genauso wie man in einem Hotel immer wissen sollte, wo sich der Notausgang befindet", sagte Janne Gustavsson, Sicherheitschef des schwedischen Fußballverbandes, der Zeitung Aftonbladet. Ekdals Länderspiel findet fast auf den Tag genau ein Jahr nach den Anschlägen rund um das Spiel zwischen Frankreich und Deutschland statt.

HSV liegt mit Leitbild voll im Trend

Mit dem im Februar veröffentlichten Leitbild hat der HSV nach Ansicht von Simon Rolfes voll ins Schwarze getroffen. Bei der "1. Bundesliga Manager Lounge" in Hannover riet der ehemalige Nationalspieler auch anderen Clubs, sich ihr "eigenes Leitbild zu schaffen". Dieses müsse gepflegt und so authentisch rübergebracht werden, dass sich schon die Nachwuchsspieler damit verbunden fühlen und eine lange Karriere im Verein anstreben, sagte der 34-Jährige am Dienstag.

Hannovers Präsident und Gastgeber Martin Kind sagte, eine noch qualifiziertere Ausbildung der Mitarbeiter der Clubs sei aber künftig vonnöten. "Zudem ist es essentiell für alle Bundesligavereine, Klarheit in den eigenen Organisationsstrukturen und Entwicklungsprozessen zu haben", sagte der 72-Jährige.

Prof. Dr. Florian Kainz, Direktor des Instituts für Fußballmanagement, sprach ebenfalls Zukunftsempfehlungen aus: "In Zeiten der Digitalisierung, des enorm hohen Wettbewerbsdrucks sowie der Internationalisierungs-Aktivitäten ist es für die Bundesligisten wichtiger denn je, nachhaltig zu wirtschaften und eine ganzheitliche abteilungsübergreifende Zukunfts- und Positionierungss-Strategie auszuarbeiten."

Hierbei böten insbesondere die globalen Märkte für die Bundesligisten "neuartige Kapitalisierungs- und Vermarktungs-Möglichkeiten", die es zu erschließen gelte.

Seinen für 50.000 Euro entwickelten Werte-Kanon hatte der HSV mit dem Leitsatz "Wir sind immer erstklassig. Wir sind klar wie die Raute. Wir sind der HSV" eingeleitet. "Dieses Leitbild ist ein weiterer Schritt zur Geschlossenheit, zum Miteinander, und ein Beweis dafür, dass wir gemeinschaftlich alle sehr nah beisammen liegen, was unseren HSV betrifft", hatte Beiersdorfer Mitte Januar auf der Mitgliederversammlung gesagt.