Hamburg. Hamburgs Vorstandsboss gibt sich nach der nächsten Niederlage kämpferisch. Kritik an seiner Person lässt Beiersdorfer kalt.

Die anhaltende sportliche Talfahrt des HSV ist für nicht wenige Beobachter längst auch mit einer persönlichen Krise seines Vorstandsvorsitzenden verknüpft. Rund um die 0:3-Niederlage beim 1. FC Köln und dem damit verbundenen Verharren auf dem letzten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga machten erste Gerüchte über eine bevorstehende Entmachtung von Dietmar Beiersdorfer die Runde.

Doch nach der siebten Pleite im neunten Saisonspiel trat der HSV-Boss diesen Meldungen entschieden entgegen. "Ich bin jeden Tag mit Herrn Gernandt (Aufsichtsratschef Karl Gernandt/Anm. d. Red.) im Austausch. Wenn er mich hätte anzählen wollen, dann hätte er das persönlich gemacht und mir dabei in die Augen geguckt. Das hat er nicht gemacht", sagte Beiersdorfer in den Katakomben des RheinEnergieStadions zu seiner Situation.

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Das Verhältnis zu Gernandt sei "ein offenes und sehr vertrauensvolles", sagte der 52-Jährige, der sich der Kritik an seiner Person stellen, gleichzeitig aber auch einen neuen Sportdirektor installieren möchte. "Ich habe mit dem einen oder anderen gesprochen", sagte Beiersdorfer. Namen nannte er zwar keine, in Insiderkreisen hält sich allerdings hartnäckig der ehemalige HSV-Profi Nico-Jan Hoogma als aussichtsreichster Kandidat.

Matz ab nach der 1-3-Niederlage des HSV in Köln

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    Beiersdorfer lobt die Mannschaft

    Dass Beiersdorfer gewillt ist, in seiner zweiten Hamburger Amtszeit nicht vorzeitig die Brocken hinzuschmeißen, machte er in der Mixed-Zone durch mehrere Parolen deutlich: "In solchen Situationen muss man vorangehen", "welche Herausforderungen gibt es denn noch im Leben" oder der Appell "wir müssen beißen, geschlossen bleiben" zeugen vom Kampfgeist des Funktionärs.

    Wood unglaublich dumm: HSV in der Einzelkritik

    Der Mannschaft bescheinigte Beiersdorfer in Köln "ein vernünftiges Spiel". Den Terminus Abstiegskampf nahm der Vorstandschef nach dem schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte nicht in den Mund. Vielmehr müsse nach vorne geschaut werden und die Mannschaft "flott" gemacht werden. "Ich habe keine Angst um den HSV. Aber natürlich sind wir in einer schweren Situation", bemerkte Beiersdorfer.

    Bilder vom 0:3 gegen Köln:

    Der HSV beim schweren Auswärtsspiel in Köln

    Strittige Szene: Modeste im Duell mit Hamburgs Djourou (li.) und Jung (hinten)
    Strittige Szene: Modeste im Duell mit Hamburgs Djourou (li.) und Jung (hinten) © imago/Jan Huebner
    Viel zu sagen hatten sich die tief enttäuschten HSV-Profis nach der 0:3-Niederlage in Köln nicht mehr. Die mitgereisten Fans verabschiedeten das Team mit lautstarken Pfiffen
    Viel zu sagen hatten sich die tief enttäuschten HSV-Profis nach der 0:3-Niederlage in Köln nicht mehr. Die mitgereisten Fans verabschiedeten das Team mit lautstarken Pfiffen © WITTERS | UweSpeck
    Markus Gisdol ließ nach der Pleite mächtig Dampf beim Schiedsrichter ab. Der Grund: Ein nicht gegebener Platzverweis gegen Kölns Höger
    Markus Gisdol ließ nach der Pleite mächtig Dampf beim Schiedsrichter ab. Der Grund: Ein nicht gegebener Platzverweis gegen Kölns Höger © Witters | UweSpeck
    Pure Freude nach Dreierpack beim 3:0 gegen den HSV: Kölns Anthony Modeste
    Pure Freude nach Dreierpack beim 3:0 gegen den HSV: Kölns Anthony Modeste © dpa | Marius Becker
    Bis zur 60. Minute sah es gar nicht schlecht aus für den HSV. Dann flog Wood nach einer Tätlichkeit vom Platz
    Bis zur 60. Minute sah es gar nicht schlecht aus für den HSV. Dann flog Wood nach einer Tätlichkeit vom Platz © dpa
    Der Ex-HSVer Artjoms Rudnevs im Nahkampf mit Ashton Götz
    Der Ex-HSVer Artjoms Rudnevs im Nahkampf mit Ashton Götz © Jan Huebner | Jan Huebner
    Zum ersten Mal auf der Bank: Bakery Jatta (Mitte) neben Alen Halilovic (re.)
    Zum ersten Mal auf der Bank: Bakery Jatta (Mitte) neben Alen Halilovic (re.) © imago/Moritz Müller | imago sportfotodienst
    Konnte erneut in der Offensive keine Akzente setzen: Pierre-Michel Lasogga (li.)
    Konnte erneut in der Offensive keine Akzente setzen: Pierre-Michel Lasogga (li.) © imago/Jan Huebner | imago
    In der Zange: Djourou (li.) und Holtby (re.) stellen Rudnevs zu
    In der Zange: Djourou (li.) und Holtby (re.) stellen Rudnevs zu © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
    Im Laufduell: Ashton Götz (li.) und Jonas Hector
    Im Laufduell: Ashton Götz (li.) und Jonas Hector © imago/Jan Huebner | imago sportfotodienst
    Trainer Gisdol beschwert sich beim Vierten Offiziellen. Er hätte den Kölner Höger gerne vom Platz fliegen sehen
    Trainer Gisdol beschwert sich beim Vierten Offiziellen. Er hätte den Kölner Höger gerne vom Platz fliegen sehen © dpa | dpa
    Niedergeschlagen: HSV-Spieler Gotoku Sakai
    Niedergeschlagen: HSV-Spieler Gotoku Sakai © dpa | Marius Becker
    Mussten dreimal hinter sich greifen: HSV-Keeper René Adler
    Mussten dreimal hinter sich greifen: HSV-Keeper René Adler © imago/Revierfoto | imago sportfotodienst
    Erwischte einen Sahnetag: Anthony Modeste
    Erwischte einen Sahnetag: Anthony Modeste © imago/Jan Huebner | imago sportfotodienst
    Bedient nach dem 0:3: René Adler
    Bedient nach dem 0:3: René Adler © action press | Sport Moments
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    Beiersdorfer von Hoffmann unbeeindruckt

    Von kritischen Stimmen auch aus dem Vereinsumfeld will sich der Ex-Profi dabei nicht beunruhigen lassen. "Man kann ja nicht nur auf sein Handy schauen und überlegen, was da gerade Sky90 bringt", sagte er mit Blick auf die Expertenrunde des Bezahlsenders, in der am Sonntagabend der frühere Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann und der ehemalige Trainer Thomas Doll ihre Meinung zum HSV geäußert hatten.

    "Ich kann mich nicht mit allen beschäftigen, die keine Funktion beim HSV haben und irgendwelche Kommentare zur Lage des HSV abgeben, die sie gar nicht seriös bewerten können", ließ Beiersdorfer seiner Kritiker wissen. Hoffmann hatte die derzeitige Führungskonstruktion bei "Sky" als "ein kaum zu beherrschendes Gesamtgebilde" bezeichnet.

    "Man wird von außen kritisiert - und am Schluss bewerben sich die Leute dann um eine Stelle im Club. Soll ich das etwa Ernst nehmen? Ich kann das in einigen Fällen einfach nicht Ernst nehmen", sagte Beiersdorfer in Köln - wo er auch noch einmal auf die Entlassung Bruno Labbadias und den ausbleibenden Effekt des Trainerwechsels zu Markus Gisdol Bezug nahm: "Es war eine Situationsentscheidung - mehr möchte ich dazu nicht sagen."