Hamburg. Nach dem 0:3 gegen Köln purzeln in Hamburg weitere Negativrekorde. Hoffnung macht dem HSV ausgerechnet ein heutiger Zweitligist.

Sieben Niederlagen in neun Spielen, dabei zwei erzielte Törchen und 662 Minuten am Stück ohne eigenen Treffer - die Startbilanz des HSV in der Saison 2016/17 liest sich nach dem 0:3 von Köln noch erschreckender als ohnehin schon.

Denn durch die neuerliche Niederlage in der Fußball-Bundesliga purzeln in Hamburg weitere Negativrekorde. Nie zuvor hatte ein Verein an den ersten Spieltagen weniger Tore geschossen als das Team von Trainer Markus Gisdol.

Kommentar: Der unaufhaltsame Absturz Richtung 2. Liga

Die traurige Fußnote dabei: In dieser Statistik hat sich der HSV selbst unterboten, mit drei Treffern zu Beginn der Spielzeit 2014/15 hatten die Rothosen diesen Tiefwert ohnehin schon inne.

Gisdol ist schlechtester HSV-Neutrainer

Auch Gisdol hat sich die Negativspirale längst gegriffen, so schlecht wie der Nachfolger von Bruno Labbadia war bislang noch kein HSV-Coach in seine Amtszeit gestartet (ein Unentschieden, drei Niederlagen). Frank Pagelsdorf gelangen 1997 in seinen ersten vier Sieglos-Spielen immerhin zwei Remis.

Mit vier Partien ohne Treffer droht Gisdol außerdem, den Debüt-Negativrekord des damaligen Bochumer Trainers Helmuth Johannsen zu knacken, dem 1979 in seinen ersten fünf Spielen jeglicher Torjubel versagt blieb.

Apropos Torflaute: 662 Minuten warten die HSV-Fans nun schon auf den dritten Treffer ihrer Mannschaft. Damit ist seit Sonntagabend auch der bisherige Flop von 596 Minuten ohne Hamburger Erfolgserlebnis aus der Saison 2014/15 Geschichte.

Matz ab nach der 1-3-Niederlage des HSV in Köln

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    Modeste ist das neue Schreckgespenst

    Nicht auszuschließen, dass das offensive Trauerspiel vorerst anhält. Schließlich erwartet den einzigen Torschützen Bobby Wood nach seiner Roten Karte für seine Tätlichkeit gegen Kölns Dominique Heintz eine Sperre von mindestens zwei Spielen.

    Dass der HSV nun als erster Bundesligist überhaupt nach neun Spielen mehr Platzverweise (3) kassiert als Tore geschossen hat - geschenkt.

    Wood unglaublich dumm: HSV in der Einzelkritik

    Einem anderen FC-Spieler verhalfen Kapitän Johan Djourou & Co. am Sonntag übrigens zu einem persönlichen Rekord: Gegen keinen anderen Verein hat Anthony Modeste mehr Treffer erzielt als gegen den HSV. Und in einem Spiel nun mehr als der Gegner in der gesamten Saison.

    Siebenmal traf der Stürmer nun schon in nur fünf Duellen mit den Norddeutschen ins Schwarze. Zuvor war der Franzose das größte Schreckgespenst für den VfL Wolfsburg, gegen die Modeste allerdings acht Spiele benötigte, um fünf Treffer zu erzielen.

    Bilder vom 0:3 gegen Köln:

    Der HSV beim schweren Auswärtsspiel in Köln

    Strittige Szene: Modeste im Duell mit Hamburgs Djourou (li.) und Jung (hinten)
    Strittige Szene: Modeste im Duell mit Hamburgs Djourou (li.) und Jung (hinten) © imago/Jan Huebner
    Viel zu sagen hatten sich die tief enttäuschten HSV-Profis nach der 0:3-Niederlage in Köln nicht mehr. Die mitgereisten Fans verabschiedeten das Team mit lautstarken Pfiffen
    Viel zu sagen hatten sich die tief enttäuschten HSV-Profis nach der 0:3-Niederlage in Köln nicht mehr. Die mitgereisten Fans verabschiedeten das Team mit lautstarken Pfiffen © WITTERS | UweSpeck
    Markus Gisdol ließ nach der Pleite mächtig Dampf beim Schiedsrichter ab. Der Grund: Ein nicht gegebener Platzverweis gegen Kölns Höger
    Markus Gisdol ließ nach der Pleite mächtig Dampf beim Schiedsrichter ab. Der Grund: Ein nicht gegebener Platzverweis gegen Kölns Höger © Witters | UweSpeck
    Pure Freude nach Dreierpack beim 3:0 gegen den HSV: Kölns Anthony Modeste
    Pure Freude nach Dreierpack beim 3:0 gegen den HSV: Kölns Anthony Modeste © dpa | Marius Becker
    Bis zur 60. Minute sah es gar nicht schlecht aus für den HSV. Dann flog Wood nach einer Tätlichkeit vom Platz
    Bis zur 60. Minute sah es gar nicht schlecht aus für den HSV. Dann flog Wood nach einer Tätlichkeit vom Platz © dpa
    Der Ex-HSVer Artjoms Rudnevs im Nahkampf mit Ashton Götz
    Der Ex-HSVer Artjoms Rudnevs im Nahkampf mit Ashton Götz © Jan Huebner | Jan Huebner
    Zum ersten Mal auf der Bank: Bakery Jatta (Mitte) neben Alen Halilovic (re.)
    Zum ersten Mal auf der Bank: Bakery Jatta (Mitte) neben Alen Halilovic (re.) © imago/Moritz Müller | imago sportfotodienst
    Konnte erneut in der Offensive keine Akzente setzen: Pierre-Michel Lasogga (li.)
    Konnte erneut in der Offensive keine Akzente setzen: Pierre-Michel Lasogga (li.) © imago/Jan Huebner | imago
    In der Zange: Djourou (li.) und Holtby (re.) stellen Rudnevs zu
    In der Zange: Djourou (li.) und Holtby (re.) stellen Rudnevs zu © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
    Im Laufduell: Ashton Götz (li.) und Jonas Hector
    Im Laufduell: Ashton Götz (li.) und Jonas Hector © imago/Jan Huebner | imago sportfotodienst
    Trainer Gisdol beschwert sich beim Vierten Offiziellen. Er hätte den Kölner Höger gerne vom Platz fliegen sehen
    Trainer Gisdol beschwert sich beim Vierten Offiziellen. Er hätte den Kölner Höger gerne vom Platz fliegen sehen © dpa | dpa
    Niedergeschlagen: HSV-Spieler Gotoku Sakai
    Niedergeschlagen: HSV-Spieler Gotoku Sakai © dpa | Marius Becker
    Mussten dreimal hinter sich greifen: HSV-Keeper René Adler
    Mussten dreimal hinter sich greifen: HSV-Keeper René Adler © imago/Revierfoto | imago sportfotodienst
    Erwischte einen Sahnetag: Anthony Modeste
    Erwischte einen Sahnetag: Anthony Modeste © imago/Jan Huebner | imago sportfotodienst
    Bedient nach dem 0:3: René Adler
    Bedient nach dem 0:3: René Adler © action press | Sport Moments
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    HSV ist noch schlechter als Tasmania

    Bei all jenen negativen Vibrationen könnte bald sogar ein geflügeltes Wort im deutschen Fußballwortschatz umgedichtet werden müssen. Bislang galt stets Tasmania 1900 Berlin als Synonym für abgeschlagene Tabellenschlusslichter.

    Doch momentan steht der HSV sogar noch schlechter da als der erfolgloseste Verein der Bundesliga-Geschichte zum vergleichbaren Zeitpunkt in der Saison 1965/66. Denn damals hatte Tasmania immerhin schon einen Sieg und ein Unentschieden gesammelt.

    Noch weist allerdings ein Club eine noch schwächere Bilanz nach neun Spieltagen auf als der HSV: Der 1. FC Saarbrücken krebste zu Beginn der Premierensaison 1963/64 mit einem Punkt am Tabellenende herum.

    Der VfL Bochum macht Hoffnung

    Ihren zweiten Punkt holten die Saarländer am 11. Spieltag, den ersten Sieg feierten sie weitere zwei Runden darauf. Um Saarbrücken in dieser Kategorie weiter auf Distanz zu halten, sind für den HSV also Erfolgserlebnisse gegen die nächsten Gegner Dortmund, Hoffenheim, Bremen und Darmstadt essentiell.

    Damals gelang allerdings weder Tasmania noch Saarbrücken der Turnaround, beide stiegen am Ende jeweils als Letzter ab. Einen Hoffnungsschimmer gibt es aber für den HSV: Torlos-Trainer Johannsen kletterte 1979/80 mit Bochum nach der anfänglichen Flaute in der Schlusstabelle sogar noch auf Rang zehn.

    In den Folgejahren prägte der VfL lange Zeit das Bonmot der "Unabsteigbarkeit" - bis der Verein 1993 erstmals den Gang in die zweite Liga antreten musste. Sollte dem HSV wider des aktuellen Erwartens am Ende dieser Saison doch noch der Klassenerhalt gelingen, könnte dieses Idiom endgültig von der Ruhr in Richtung Elbe wandern.