Hamburg. Markus Gisdol gibt sich bei seiner Vorstellung markig. Künftig will der Schwabe mit Sprüchen geizen, nicht aber mit Arbeitsfleiß.
Es ist erst ein paar Jahre her, da geisterte auch der Name Jürgen Klopp als möglicher neuer HSV-Trainer durch den Volkspark. Noch weniger Zeit ist vergangen, seit sich der umworbene Coach als neuer Heilsbringer beim FC Liverpool vorstellte. "We have to change from Doubters to Believers" ("Wir müssen von Zweiflern zu Glaubenden werden"), lautete Klopps Eingangs-Credo für die Anhänger der "Reds".
Ein knappes Jahr später sind auch in Hamburg ähnlich ungewöhnliche Töne zu hören - und das nicht nur aufgrund des schwäbelnden Singsangs von Markus Gisdol. Der neue Coach des HSV ist wie Klopp in Baden-Württemberg groß geworden und scheute seinerseits ebensowenig den ein oder anderen markigen Spruch.
Das ist Markus Gisdol
Gisdol schwört das Umfeld ein
"Hamburg ist ein Brett, ein wahnsinnig geiler Club. Darauf habe ich total Lust", sagte der 47 Jahre alte Nachfolger von Bruno Labbadia bei seinem Amtsantritt am Montag, ehe er so richtig in Fahrt kam und die Fangemeinde des darbenden Dinos einschwor: "Es ist alles ein bisschen eingedrückt in Hamburg. Wir müssen die Stimmungslage verändern und mit Freude und Leichtigkeit agieren."
Die Pressekonferenz zum Nachlesen im Ticker
Aber nicht nur im Umfeld, auch innerhalb der Mannschaft selbst will Gisdol wieder für eine bessere Atmosphäre sorgen. "Wir wollen kleine Schritte vorwärtskommen und die negative Stimmung, den Rucksack ablegen. Wir wollen Leichtigkeit hineinbekommen“, sagte Gisdol. Er wolle "diese Mannschaft auf Vordermann bringen“.
Beiersdorfer bot Zweijahresvertrag an
Gisdol erklärte, sich "mit voller Überzeugung“ für Hamburg entschieden zu haben. "Die Strahlkraft des HSV hat dazu beigetragen, dass ich nicht lange überlegt habe." Bei der Anfrage habe er gezuckt, aber nur "vor Freude". Allerdings sei es sein eigener Wunsch gewesen, die Zusammenarbeit vorerst auf die neun Monate bis zum Saisonende zu begrenzen.
Kommentar: Beiersdorfers Leidbild
Dabei hatte HSV-Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer dem Fußballlehrer zunächst auch ein Arbeitspapier über zwei Jahre angeboten. "Die Vertragslaufzeit spielt bei mir keine Rolle, in der aktuellen Situation ist das angemessen“, sagte Gisdol. Der Verein könne sich in dieser Zeit ein Bild machen, ob seine Arbeit für einen längerfristigen Vertrag spreche.
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Ausweichen in der Halilovic-Frage
Nun muss sich aber erst einmal Gisdol gemeinsam mit seinen Assistenten Frank Fröhling und Frank Kaspari über den Leistungsstand seiner "spannenden Mannschaft" ins Bild setzen. Zumindest an der Hierarchie will er dabei vorerst nicht rütteln, der Mannschaftsrat mit Kapitän Johan Djourou an der Spitze solle in dieser Konstellation bestehen bleiben.
Ob sich Alen Halilovic nun größere Einsatzchancen ausrechnen darf, ließ Gisdol erst einmal unbeantwortet. "Was haben Sie gedacht, als Sie von der Verpflichtung Alen Halilovics gehört haben?", wollte ein Journalist am Montag wissen. "Gar nichts, da war ich im Urlaub", entgegnete der Schwabe energisch.
Gisdol mauert bei Spielphilosophie
In dieser Woche gelte es, das Team möglichst schnell für das anstehende Auswärtsspiel bei Hertha BSC am kommenden Sonnabend (15.30 Uhr) auf Kurs zu bringen. In seine Arbeit wolle Gisdol auch verstärkt Videoanalysen einbeziehen. Den Profis wolle er Pressing und Schnelles Umschalten vermitteln, ansonsten gibt sich der ehemalige Hoffenheimer bei seiner Spielphilosophie noch zurückhaltend.
"Ich will nicht mit großen Sprüchen daherkommen", sagte Gisdol bei seiner Vorstellung in den Katakomben des Volksparkstadions. Womit schließlich doch noch der Beweis erbracht wäre, dass der HSV als neuen Trainer Markus Gisdol und nicht etwa Jürgen Klopp in die Hansestadt gelockt hat.
Abendblatt-Chefvisite (Geheimtreffen mit Labbadia):