Hamburg. Der Dino hat den Verbleib in der Bundesliga in eigener Hand, doch nur bei einem Club zeigt die Tendenz ähnlich stark bergab.

Während der HSV Woche­ für Woche immer mehr zerfällt, fängt die Konkurrenz plötzlich an zu gewinnen. Mittlerweile hat der Bundesliga-Dino auf Platz 18 vier Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsrang. Hinzu kommt die erschreckende Sturmflaute: Nach 28 Spieltagen erst 16 Tore – nur das legendär schlechte Tasmania Berlin war 1965/66 noch harmloser (ganze elf Tore). „Ich sehe keinen Punkt, wo ich sagen kann, das gibt Hoffnung“, äußerte sich jetzt auch noch Fußballkaiser Franz Beckenbauer fatalistisch zur Situation des HSV.

Doch die Hamburger treten noch gegen drei unmittelbare Konkurrenten selbst an und holten in der Hinrunde gegen die kommenden Gegner Bremen (A), Augsburg (H), Mainz (A), Freiburg (H), Stuttgart (A) und Schalke (H) immerhin acht Punkte. Die Personaldecke ist bis auf die kurzfristigen Ausfälle von Dennis Diekmeier und Marcelo Diaz dick. Zudem hat der Großteil des Kaders Erfahrung im Abstiegskampf. Die Fans sind derzeit ohnehin einmalige Unterstützer und könnten am Ende den Ausschlag geben.

Das Abendblatt hat sich in den Städten umgehört und eine Expertise eingeholt, wie es um die Konkurrenz des HSV wirklich bestellt ist.

VfB Stuttgart (17.): „Es ist ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen, nicht nur wegen des Sieges gegen Bremen“, findet Dirk Preiß von den „Stuttgarter Nachrichten“, seit 2007 VfB-Reporter. Die Stuttgarter ständen hinten stabiler und hätten auch spielerisch zugelegt. Verletzte gibt es kaum, vor allem die Rückkehr von Stürmer Daniel Ginczek und Abwehrmann Antonio Rüdiger machten sich positiv bemerkbar. Aus den letzten Jahren seien die Spieler den Abstiegskampf gewöhnt und gingen diesen mit der nötigen Gelassenheit an. Die Fans ständen weiter hinter der Mannschaft, und auch das Umfeld verhalte sich ruhig. „Trainer Huub Stevens stand einmal kurz infrage, doch die Diskussionen haben sich wieder erledigt. Ich bin guter Dinge“, sagt Preiß. Restprogramm: (A) FC Augsburg, (H) SC Freiburg, (A) Schalke 04, (H) FSV Mainz 05, (H) HSV, (A) SC Paderborn.

SC Paderborn (16.): „Die Rückrundenbilanz mit nur acht Punkten spricht nicht gerade für den SC, doch ein leichter Aufwärtstrend ist erkennbar“, sagt Frank Beineke von der „Neuen Westfälischen“, der seit 2006 als Paderborn-Reporter im Einsatz ist. Körperlich sei die Mannschaft toptfit, der Teamgeist stimme auch. „Doch über die individuelle Klasse wird der SC die Liga nicht halten können.“ Das größte Plus sei fraglos der nicht vorhandene Druck – Paderborn hätte nichts zu verlieren. So sähen auch die Fans das Jahr in der Bundesliga als „Geschenk“ an, ein weiteres Jahr sei wie ein „Sechser im Lotto“. Restprogramm: (A) Borussia Dortmund, (H) Werder Bremen, (A) SC Freiburg, (H) VfL Wolfsburg, (A) Schalke 04, (H) VfB Stuttgart.

Hannover 96 (15.): „Die aktuelle Form nähert sich dem Tiefpunkt“, sagt Jörg Grußendorf von der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“, seit 1991 für 96 zuständig. Dem Kader mangele es an Führungsspielern, die im Abstiegskampf bestehen könnten. Eigentlich müsste das Team um einen einstelligen Tabellenplatz mitspielen können. Die Stimmung unter den Fans könnte nicht schlechter sein, das Fehlen der Ultras, die sich nach einem Streit den Amateuren zugewandt haben, mache sich bemerkbar. „Die Gästefans sind im Stadion oft lauter als die 96-Anhänger“, sagt Grußendorf. Trainer Korkut wirke ratlos, Manager Dufner mit der Situation überfordert. Zudem herrschte in der Stadt lange Zeit eine gewisse Gleichgültigkeit. „Wenn sie nicht bald aufwachen, ist es zu spät.“ Restprogramm: (A) Bayer Leverkusen, (H) 1899 Hoffenheim, (A) VfL Wolfsburg, (H) Werder Bremen, (A) FC Augsburg, (H) SC Freiburg.

SC Freiburg (14.): „Die aktuelle Form macht absolut Hoffnung“, sagt René Kübler von der „Badischen Zeitung“, seit 1997 für den SC zuständig. Es seien alle Mann an Bord, einige Spieler wie Oliver Sorg spielen derzeit an ihrem Leistungszenit. Auf die Fans könne sich Freiburg seit Jahren verlassen, Trainer Christian Streich sei unantastbar. „Das ruhige Umfeld ist seit Jahren die große Stärke des Vereins, zudem ist das Restprogramm machbar“, prognostiziert Kübler. Restprogramm: (H) FSV Mainz 05, (A) VfB Stuttgart, (H) SC Paderborn, (A) HSV, (H) Bayern München, (A) Hannover 96.

FSV Mainz 05 (13.): „Die Mainzer zeigen eine deutlich ansteigende Form, der Trainerwechsel hat einen ordentlichen Schub gegeben“, sagt Bardo Rudolf, 05-Fachmann bei der „Allgemeinen Zeitung“. Bis auf ein Spiel hätten die Profis in den letzten Wochen immer überzeugt. Der erste Elf sei die beste aller Zeiten, nur der Ausfall von Jonas Hofmann wiege schwer. „Der große Vorteil des Vereins ist die Konstanz im Umfeld, Manager Christian Heidel ist erfahren im Abstiegskampf und behält die nötige Ruhe. Die Fans in Mainz sind ohnehin immer positiv.“ Restprogramm: (A) SC Freiburg, (H) Schalke 04, (H) HSV, (A) VfB Stuttgart, (H) 1. FC Köln, (A) Bayern München.