Schon am Donnerstag treffen die Hamburger in der Imtech Arena auf Fürth, Paderborn oder doch Kaiserslautern. Dauerkartenbesitzer haben freien Eintritt. Drei Tage später muss der HSV fürs Entscheidungsspiel reisen.

Hamburg/Mainz. Der HSV darf noch einmal kräftig durchatmen - um dann die endgültige Entscheidung um den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga anzugehen. Trotz einer 2:3 (1:1)-Niederlage beim FSV Mainz 05 am letzten Spieltag haben sich die Hamburger zwei Relegationsspiele gesichert.

Die Duelle mit dem Dritten der zweiten Liga sind absolutes Neuland für den Bundesliga-Dino, ein Abstieg wäre es für den früheren Europapokalsieger der Landesmeister ohnehin. Es wäre der erste in 51 Jahren Bundesligazugehörigkeit.

Gegen wen das Team von Tainer Mirko Slomka antreten muss, entscheidet sich am letzten Spieltag der zweiten Liga. Derzeit sieht alles nach dem letztjährigen Absteiger SpVgg Greuther Fürth aus. Doch auch der SC Paderborn könnte noch von Platz zwei auf den dritten Rang abrutschen, den wiederum der 1. FC Kaiserslautern trotz nur noch theoretischer Chancen noch nicht ganz aus den Augen verloren hat.

Die möglichen Gegner hat Slomkas Trainerteam in den vergangenen Wochen mehrfach beobachtet. „Wir sind vorbereitet“, betonte Slomka. Der Chefcoach wird am letzten Zweitligaspieltag noch einmal selbst nach Paderborn reisen und sich die Ostwestfalen im Spiel gegen Aalen anschauen. Co-Trainer Nestor el Maestro wird derweil Fürth im Heimspiel gegen Sandhausen unter die Lupe nehmen.

Klar ist: Der HSV hat in der Relegation zunächst Heimrecht. Das Hinspiel findet am kommenden Donnerstag, 15. Mai, um 20.30 Uhr in der Imtech Arena statt. ARD und Sky übertragen live. Zwei Tage zuvor tritt die deutsche Nationalmannschaft in Hamburg gegen Polen an, doch die Greenkeeper haben die kurz hintereinander angesetzten Spiel für den Rasen bereits als unbedenklich erklärt.

Seinen 31.000 Dauerkartenbesitzern hat der HSV bereits im Vorfeld freien Eintritt fürs Relegationsheimspiel zugesichert. "Dauerkarteninhaber können, wie gewohnt, ihren Sitz-/ Stehplatz einnehmen", heißt es in einer Mitteilung an alle Mitglieder und Karteninhaber. Damit gehen 26.000 Karten in den freien Verkauf, für die man in der günstigsten Kategorie einen Durchschnittspreis von etwa 45 Euro ansetzen kann. Das würde einen zusätzlichen Umsatz von rund 1,17 Millionen Euro bedeuten.

Für das Rückspiel am Sonntag, 18. Mai (17 Uhr, ebenfalls live auf ARD und Sky), muss der HSV dann nach Fürth, Paderborn oder möglicherweise doch nach Kaiserslautern reisen. Während auf dem Betzenberg für die HSV-Fans vergleichweise viele Karten zur Verfügung stünden, müssten sich die Anhänger in den kleinen Stadien in Paderborn (15.000 Zuschauer) oder Fürth (18.000) um die wenigen Tickets reißen.

Die Eintrittskarten aus dem HSV-Kontigent würden hierfür nach Angaben des HSV ab dem 12. Mai ausschließlich Online vertrieben werden, pro Mitglied könnten außerdem maximal zwei Tickets bestellt werden.

Gespielt wird die Relegation im Europacup-Modus. Das bedeutet, dass bei gleicher Anzahl der erzielten Tore nach beiden Spiele die Auswärtstreffer doppelt gewertet werden. Sollte nach den 90 Minuten im Rückspiel noch Gleichstand bestehen, geht die Partie in die Verlängerung. Geht auch diese unentschieden zu Ende, kommt es zu einem ultimativen Showdown im Elfmeterschießen.

Drohen Fan-Krawalle?

Diese Variante würde wohl den meisten Zündstoff liefern, auch für mögliche Ausschreitungen nach der Entscheidung. Von ähnlichen Gewaltexzessen wie nach den Abstiegen von Eintracht Frankfurt oder vom 1. FC Köln, als Ultras den Spielern sogar den Tod androhten, geht beim HSV allerdings niemand aus. „Wir führen natürlich Gespräche mit den Sicherheitsbehörden, aber momentan mache ich mir keine Sorgen“, sagt Kurt Krägel, Stadionchef des HSV, der auch für die Sicherheit zuständig ist.

Supporters-Chef Christian Bieberstein macht sich über das Betragen der eigenen Anhänger keine allzu großen Gedanken: „Sicherlich würden viele Fans ihren Unmut spätestens auf der Mitgliederversammlung nach der Relegation kundtun, aber ich bin mir sicher, dass die überwiegende Mehrheit selbst im Fall des Abstiegs friedlich bleiben würde.“ Bieberstein glaubt, dass besonders die Profis eine Eskalation verhindern können: „Wenn man das Gefühl hat, dass jeder alles gegeben hat, dann kann ich mir keine Ausschreitungen vorstellen.“

Erstligist konnte sich meist behaupten

Ein Relegationsspiel zwischen dem Drittletzten der Bundesliga und dem Dritten der Zweiten Liga gab es erstmals nach der Saison 1981/82. Erstligist Bayer Leverkusen gewann gegen Kickers Offenbach. Damals galt noch nicht die Auswärtstorregelung, bei gleicher Tordifferenz nach zwei Spielen wurde eine dritte Partie auf neutralem Boden ausgetragen. Borussia Dortmund setzte sich 1986 als Bundesligist durch ein 8:0 im dritten Match gegen Fortuna Köln durch. Der FC St. Pauli stieg 1991 durch die 1:3-Niederlage in Gelsenkirchen gegen Zweitligist Stuttgarter Kickers ab.

Nach der Saison 1990/91 wurden diese Ausscheidungsspiele abgeschafft. Die Bundesliga war im Zuge der deutschen Wiedervereinigung für eine Saison auf 20 Vereine aufgestockt worden und hatte am Ende vier Absteiger. Erst nach der Spielzeit 2008/09 wurde die Relegation erneut eingeführt. Kritiker sprachen damals von einem „Schutz der Erstligisten“. Tatsächlich konnte sich bei bislang 15 Vergleichen nur fünfmal der unterklassige Verein durchsetzen. Zuletzt gelang Fortuna Düsseldorf vor zwei Jahren als Zweitligist der Aufstieg gegen Hertha BSC.

„Es ist egal, wer kommt, wir haben die Qualität, jeden zu schlagen“, sagte HSV-Stürmer Pierre-Michel Lasogga nach der Niederlage in Mainz. Die Mannschaft müsse schon im Heimspiel versuchen, „das Ding zu machen.“ Die Hamburger können auf zahlreiche Fürsprecher zählen. „Als alter HSVer drücke ich natürlich die Daumen“, sagte Franz Beckenbauer am Sonnabend nach dem HSV-Spiel in Mainz.

Für den HSV könnten die Relegationsspiele tatsächlich einen finanziellen Gewinn bringen. Zwar sind die beiden Partien im Fernsehvertrag der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mit ihren Medienpartnern abgedeckt, die zusätzlichen Zuschauereinnahmen und gegebenenfalls eine Extravermarktung im Logen- oder Sponsorbereich kann der Verein allerdings für sich verbuchen.